Liebe für Anfänger
allen Wohngebieten, wo er arbeitet, gab es kleinere Einbruchsserien. Hernandez ist ein Betrüger. Er erschleicht sich das Vertrauen der Leute, und irgendwann geben sie ihm ihre Schlüssel und bitten ihn, Post und Zeitungen reinzuholen, wenn sie nicht da sind.«
»Und dann raubt er sie aus?«
»Nicht sofort. Ich glaube, er lässt die Schlüssel nachmachen und bricht dann später ein, damit er nicht verdächtigt wird.«
Diesmal runzelte Nick die Stirn. »Warum weiß ich nichts von den Einbrüchen in Billies Nachbarschaft? Ich besitze eine Zeitung, verdammt noch mal. Wir haben im Lokalteil eine Spalte mit Polizeiberichten. Warum habe ich in der Zeitung nichts darüber gelesen, und warum hat Billie mir das nicht erzählt?« Dann fiel ihm ein, dass er, seit die Bombe in seinem Auto hochgegangen war, nur noch die Titelseite quergelesen hatte, weil er mit den Gedanken ganz woanders gewesen war. Er hatte in den letzten Wochen so oft im Büro gefehlt, wie in Jahren zuvor nicht, und hatte gar nicht mit den Lokal-Berichterstattern gesprochen. Und kleinere Einbrüche sorgten nicht für große Schlagzeilen.
»Billie wollte dich wahrscheinlich nicht beunruhigen«, sagte Max. »Aber sie hat Deedee vorgeworfen, die Tür nicht abgeschlossen zu haben, und sie hat gesagt, die Ersatzschlüssel waren neulich mal einen Tag lang oder so verschwunden. Billie hat sie wiedergefunden, deswegen hat sie die Schlösser nicht austauschen lassen, aber einen oder zwei Tage lang hat sie sich deswegen ganz schön Sorgen gemacht. Hat Deedee mir auf dem Weg hierher erzählt.
Wenn Raoul die Schlüssel genommen hat, hatte er jedenfalls Zeit, welche nachmachen zu lassen und sie zurückzubringen.
Und zu so was ist er fähig. Ich glaube, bei den Einbrüchen wurde nie wirklich etwas gestohlen, bis auf den letzten vielleicht. Ich glaube, das hat Raoul gemacht, um Billie zu ängstigen, damit sie ihn vielleicht um Hilfe bittet.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte Nick und sah Max misstrauisch an.
»Ich kenne mich ganz gut mit Computern aus, und ich weiß, wie man sich in ein System hackt und hier und da ein paar Firewalls knackt. Nur für einen guten Zweck, natürlich. Raoul Hernandez hat jahrelang auf dem Bau gearbeitet und da mit Sprengstoffen umgehen gelernt.«
Nick wurde blass. »Sonst noch was?«
»Er hat eine ziemliche Betrugskarriere hinter sich. Die Liste seiner Vorstrafen haut dich vom Hocker, er hat schon wegen Einbruch, Brandstiftung und Betrug gesessen. Und außerdem war er zwischendurch in der Psychiatrie, also ist er wahrscheinlich auch noch unberechenbar.«
»Wo wohnt er?«
»Keine Ahnung. Er ist wahrscheinlich gestern oder so bei sich ausgezogen und hat keine Nachsendeadresse hinterlassen. Den Typen kriegt man nicht so leicht zu fassen, Nick.
Er hat ungefähr zehn falsche Namen. Ich habe sie alle eingegeben, sie untereinander kombiniert und damit herumgespielt, bis ich ihn hatte und seine alte Adresse rausfinden konnte. Ich habe ihn angerufen, da war das Telefon aber schon abgestellt. Seine Vermieterin sagte, er wäre mitten in der Nacht ausgezogen. Seine Post lässt er an ein Postfach schicken, das habe ich heute Morgen überprüft, aber es war leer.«
»Wie bist du denn an sein Postfach gekommen?« Nick hob die Hand. »Ist ja auch egal, sag es mir lieber nicht.«
Nick presste sich die Hand an die Stirn. Denk nach, sagte er sich, aber ihm fiel nichts ein. »Verdammte Scheiße!«, brüllte er und zog die Blicke der anderen auf sich. »Wird es denn immer noch schlimmer?«
Max nickte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er Billie hat. So schlimm wird es.«
KAPITEL 16
Billie versuchte, sich so normal wie möglich zu verhalten, obwohl ihr Puls so raste, dass sie ihn bis in den Hals hinauf spürte. Sie wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Raoul hatte so überzeugend geklungen, fast zu überzeugend, aber der Nick Kaharchek, den er beschrieben hatte, war nicht der Mann, in den sie sich verliebt hatte. Trotz all der verrückten Geschehnisse, der Bomben und brennenden Stallungen, hatte Billie keinen Grund zu glauben, dass Nick nicht der war, der er schien. Er war ehrlich, arbeitete hart und glaubte an die gleichen Dinge wie sie.
Oder war sie bloß so verliebt in ihn gewesen, dass sie sein wahres Ich nicht erkannt hatte? Wenn Raoul ihr etwas hätte antun wollen, dann hätte er sie nicht kurz vor der Explosion aus der Limo gezogen. Aber woher hatte er überhaupt von der Bombe in dem Wagen gewusst?
»Was ist?«, fragte
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