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Liebe, die der Teufel schenkt

Liebe, die der Teufel schenkt

Titel: Liebe, die der Teufel schenkt
Autoren: Jason Dark
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Sie tänzelte auf mich zu, blieb dann neben einem der Särge stehen und ließ sich auf dem Deckel nieder.
    »Sagen Sie ruhig Ihre ehrliche Meinung, Bulle.«
    Ich konnte das Wort Bulle zwar nicht leiden, ging jedoch nicht näher auf ihre Aussage ein. Dafür holte ich tief Luft und schritt dem Mädchen entgegen. »Was gefällt Ihnen eigentlich am Teufel so gut?«
    »Er!«
    »Nur der Satan? Dieses hässliche, widerliche…«
    »Hören Sie auf, verdammt!« Plötzlich wurde die sonst so sanfte Stimme zu einem Kreischen. »So dürfen Sie nicht reden. Satan ist unser Freund. Er nimmt sich der Menschheit an und wird sie in bessere Zeiten führen. Verlassen Sie sich darauf.«
    »Nein!« erwiderte ich hart.
    »Was wissen Sie schon? Was…?« Sie stockte und schlug sich gegen den Mund.
    »Weshalb reden Sie nicht weiter?«
    »Nein, nur so…«
    Ich beschloss, ihre momentane Verwirrtheit auszunutzen. »Sie können mir hier nichts vorspielen, Bea. Ich bin nicht so ein grüner Junge, wie sie vielleicht annehmen, und ich bin auch nicht von ungefähr hier so plötzlich erschienen. Das hatte seinen Grund. Wollen Sie ihn wissen, Bea? Oder kennen Sie ihn bereits?«
    Sie schaute mich an und hob die Schultern. »Ich weiß nichts, kleiner Bulle, gar nichts?«
    »Aber Rita wusste mehr. Sie hat mich nämlich angerufen und herbestellt. Von allein oder durch Zufall bin ich nicht angekommen Und was Rita wusste, das wissen Sie sicherlich auch, meine Liebe. Vielleicht sogar noch mehr. Weshalb hat sie diesen schrecklichen Selbstmord begangen? Sagen Sie es mir!« forderte ich.
    Ich hatte mit vielen Reaktionen gerechnet, nur nicht mit der, die tatsächlich folgte. Bea warf ihren Oberkörper so weit zurück, dass die Spitzen ihrer kleinen Brüste gegen den dünnen Stoff drückten. Dann begann sie zu lachen. Zuerst war es nur ein leises Kichern, anschließend wurde es immer lauter, aber auch hechelnder, und schließlich nahm es einen schrillen Ton an, der in meinen Ohren schmerzte.
    »Ich kann nichts Lächerliches an meinen Fragen finden«, sagte ich hart. »Ein Mensch ist auf schreckliche Weise gestorben. Dazu vor meinen Augen, und ich werde diesen Fall aufklären, darauf können Sie sich verlassen Bea.«
    Ihr Lachen brach ab. Das Haar schien zu knistern, als sie sich vorbeugte. »Was wissen Sie schon, Bulle? Was wissen Sie schon? Nichts, gar nichts.«
    »Ich weiß zum Beispiel, dass Sie mir längst nicht alles gesagt haben«, erklärte ich und deutete nickend auf einen der beiden Särge. »Öffnen Sie diese makabren Sitzgelegenheiten!« forderte ich das Mädchen auf.
    Jetzt wurde der Rauschgoldengel kratzbürstig. »Ich soll die Särge öffnen?«
    »Ja.«
    »Das mache ich nicht.«
    »Haben Sie einen Grund?«
    Bea hob die Schultern.
    »Gut«, fuhr ich fort. »Wenn Sie die Särge nicht öffnen wollen, dann mache ich es.« Ich bückte mich, als sie mir plötzlich in die Parade fuhr. Nicht mit Worten, nein, sie griff mich an. Der Rauschgoldengel verwandelte sich in einen kleinen Teufel. Von der Seite hechtete sie auf mich zu, wollte mich zu Boden stoßen und gleichzeitig ihre langen, goldlackierten Fingernägel durch mein Gesicht ziehen. Ich bückte mich noch tiefer. Die Hände fuhren über meinen Kopf hinweg dann packte ich ihre Hüften, stemmte sie hoch, drehte mich dabei und schleuderte das wütende, fauchende Bündel hinter mir zu Boden, wo es strampelnd liegen blieb und fluchte.
    »Tut mir leid«, sagte ich, »aber Sie haben es nicht anders gewollt.«
    »Das wirst du bereuen, Mistbulle!« kreischte sie.
    Ich kümmerte mich nicht um ihr Geschwätz, sondern machte mich daran, den Deckel des ersten Sargs zu öffnen. Er war nicht fest verschraubt, ich konnte ihn abheben. Rasch wuchtete ich ihn hoch.
    Meine Augen wurden groß. Auf weißem Samt lag das, was Bea so liebte.
    Eine Statue des Teufels!
    ***
    Wenn sie einen Friedhof besuchte, hatte sie immer das Gefühl, den Geruch von Leichen zu spüren. Sie konnte sich einfach nicht dagegen wehren, aber es war nun mal so.
    Und sie mochte keine Leichen.
    Ebenso wenig liebte sie Friedhöfe oder Leichenhallen. Aber es gab Momente und Situationen im Leben, da kam man einfach nicht daran vorbei, sich damit zu beschäftigen. So erging es auch der dunkelhaarigen Glenda Perkins, als sie ihren kleinen Wagen verließ, den Friedhof betrat und auf die Leichenhalle zuging.
    Es waren keine forschen Schritte, die sie voranbrachten, eher zögernde, als wolle sie den Punkt der Gegenüberstellung so lange wie möglich
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