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Liebe, die der Teufel schenkt

Liebe, die der Teufel schenkt

Titel: Liebe, die der Teufel schenkt
Autoren: Jason Dark
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den Arm und fühlte mich verdammt mies. Mein Blick flog zum zweiten Stock hoch. Die Gardinen brannten noch immer. Der Wind wehte sie in den Raum hinein. Wenn man jetzt nichts unternahm, würde die Wohnung sehr schnell in Flammen stehen.
    Hinter den wabernden Flammen entdeckte ich eine Gestalt. Der Mann trug einen Eimer und schleuderte das Wasser aus ihm gegen die erste Gardine. Da er noch einen Helfer besaß, konnte sehr schnell auch das zweite wehende Flammenbündel gelöscht werden.
    Die Gefahr war gebannt.
    Ich blieb neben der Leiche stehen. Um mich herum schwirrte ein Stimmenwirrwarr. Die ersten Neugierigen wagten sich näher heran, wollten einen Blick auf die Tote werfen, aber sie sahen nur die schuhlosen, verbrannten Füße, die unter der Decke hervorschauten und seltsam klein und klumpig wirkten.
    Ein ebenfalls schauriger Anblick, der gerade deswegen so makaber war, da er nicht alles zeigte.
    Ich zündete mir eine Zigarette an, weil ich den miesen Geschmack eines Selbstvorwurfs aus dem Halse haben wollte. Das Stäbchen nutzte auch nichts. Der Rauch kratzte in der Kehle. Ich warf die Zigarette zu Boden und trat sie aus.
    Die Frau hatte mich angerufen. Suko war gerade nicht im Büro gewesen, Glenda Perkins auch nicht, und so hatte ich den Anruf entgegengenommen.
    Er war auch für mich bestimmt.
    Voller Panik hatte die Frau meinen Namen gerufen. Ein einziger Hilfeschrei war dies gewesen, auf den ich sofort reagierte. Sie sprach noch von dem Höllenfeuer, das sie sehen wollte, auch der Name Asmodis war gefallen Zum Schluß nannte sie mir ihre Adresse in South Kensington.
    Ich war zwar durch London gerast wie selten, aber leider zu spät gekommen. Die Frau, deren Namen ich nicht einmal wusste, hatte ich nicht retten können.
    Das schrille Geräusch von Trillerpfeifen riss mich aus meinen Gedanken. Aus allen Himmelsrichtungen drang es an meine Ohren, ein Zeichen dafür, dass die Bobbies kamen. Sie sind in London immer schnell zur Stelle, wenn etwas passiert. Hier allerdings waren sie zu spät. Da ich direkt neben der Toten stand, wurde ich auch angesprochen. Die Polizisten wollten Erklärungen haben, ich zeigte ihnen erst einmal meinen Ausweis und deutete anschließend auf den kleinen Balkon an der zweiten Etage.
    »Von dort ist sie gesprungen.«
    Die Beamten, es waren inzwischen drei, liegen ihre Blicke an der alten Fassade des Hauses entlang gleiten. Obwohl sie einen grünen Anstrich besaß, waren die Mängel selbst aus dieser Distanz zu erkennen. Farbe kann eben keine Risse überdecken.
    Die anderen Häuser, aus deren Fenstern Zuschauer blickten, sahen entsprechend aus. Man konnte dieses Viertel als ein Boheme (ungezwungenes Künstlermilieu) bezeichnen. Swinging London, hatte man früher mal gesagt. Heute sollte es ja out sein, aber davon war ich nicht so recht überzeugt. Ich glaubte nach wie vor an die verrückten Gestalten, die sich im Londoner Westend niedergelassen hatten.
    »Gehen wir mal rein?« fragte einer der Beamten.
    »Selbstverständlich.« Auch ich wollte mir einen Eindruck von der Wohnung verschaffen.
    Zu viert betraten wir das Haus und begegneten den entsetzten Mietern. Es waren zumeist junge Leute, die auf der Treppe standen und auch nicht begreifen konnten, dass dieses Schreckliche geschehen war. Ich sprach so laut, dass mich möglichst alle verstehen konnten. »Bitte verlassen Sie das Haus nicht! Es ist möglich, dass ich Fragen an Sie habe.«
    Man hatte Verständnis.
    Irgendwie wirkten die Mieter alle ein wenig ausgefallen. Künstlertypen eben. Sie unterschieden sich in der Kleidung und in den Frisuren von vielen anderen Menschen, die in London lebten und arbeiteten. Waren deshalb aber nicht schlechter.
    Die Treppe war eng. Wir gingen hintereinander. Ich hatte die Spitze übernommen. Im zweiten Stock stand ein Rauschgoldengel. Im ersten Augenblick wirkte das Mädchen so. Es hatte helle, golden schimmernde Locken, lehnte an der Wand, kiffte und blies mir den Rauch ins Gesicht. Ich wedelte zweimal mit der Hand und wies auf eine offene Tür hin. »Hat es dort den Brand gegeben?«
    »Feuer«, sagte das Girl wie selbstvergessen. »Feuer ist was Schönes. Es reinigt…«
    Ich wollte sie auf ihrem Trip nicht länger stören und ging deshalb weiter. Im Zimmer stank es noch nach Qualm. Die beiden Gardinenhälften waren nur noch schwarze Fetzen, die von der unter der Decke herlaufenden Stange hingen und im Durchzug flatterten Viel war da nicht mehr zu machen. Auch Spuren würden wir kaum finden.
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