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Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)

Titel: Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
Autoren: Lynsay Sands
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schnappte Lydia empört.
    Die Angesprochene schrak in Adrians Armen zusammen, als hätte man ihr eine schmerzhafte Ohrfeige verpasst. Dann löste sie sich schuldbewusst aus der Umarmung seiner Lordschaft und drehte sich zu ihrer Stiefmutter herum. »Ja, Lyd–«
    Ihr Satz endete mit einem verblüfften Japsen, denn sie wurde am Arm gepackt und energisch weggezerrt.

3
    »Meine Hochachtung, du hast dich besser gehalten, als ich dachte.«
    Adrian riss den Blick von Lady Clarissa, die eben von ihrer Stiefmutter weggeschleift wurde, und wandte sich seinem Cousin zu, der sich abermals an seiner Seite eingefunden hatte.
    »Ach ja, hab ich das?«
    Reginald, der sarkastisch grinste, zuckte wegwerfend mit den Achseln. »Ich bin jedenfalls schwer beeindruckt. Immerhin hat sie dir nicht auf den Füßen herumgetrampelt, sie hat dich weder zu Fall gebracht noch deinen Freudenpfriem verbrüht. Ich würde sagen, das klingt nach einem guten Anfang.«
    »Hmmm.« Adrian zog eine skeptische Grimasse. »Dafür wurde ich allerdings von einer energischen Matrone über die Tanzfläche gescheucht – dabei schlug sie so wild mit den Armen um sich wie eine Mutterglucke mit den Flügeln.«
    Reg grinste bei der Beschreibung und nickte bekräftigend. »Ja. Mir scheint, die arme Lady Clarissa hat keine ruhige Minute bei dieser Dame. Die Kleine ist inzwischen das Stadtgespräch bei der adligen Bande hier.«
    »Lady Clarissa hat wirklich nichts zu lachen. Dabei ist eigentlich gar nicht sie diejenige, die sich hier zum Narren macht, sondern ihre Stiefmutter.«
    Reginald wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich gebe zu, die peinliche kleine Abendvorstellung von vorhin hat Lydia zu verantworten. Immerhin hat sich die Kleine in deinen Armen recht gut gehalten. Trotzdem kannst du die Frau nicht generell für die vielen Katastrophen verantwortlich machen, die ihre Stieftochter sonst so anzettelt.«
    »Ach nein?«, knirschte Adrian.
    »Nein. Lady Crambray war beispielsweise nicht dabei, als Lady Clarissa ihren Tee auf meinen Beinen abstellte und mir meinen Dingsda verbrüht …«
    »Das wäre nie passiert, wenn Clarissa ihre Brille noch hätte, aber da hat ihre Stiefmutter ja gründliche Arbeit geleistet.«
    »Inwiefern?«
    »Lady Clarissa verzichtet nicht aus Eitelkeit auf ihre Brille, sondern weil Lydia sie ihr weggenommen und zerbrochen hat. Sie will nicht, dass das Mädchen so ein Teil trägt.«
    Diese Enthüllung löste bei Reginald verständlicherweise Verblüffung aus. »Aber warum zum Henker tut die Frau denn so was? Zumal das Mädchen ohne Sehhilfe so blind ist wie eine Fledermaus.«
    »Lady Crambray ist offenbar der Ansicht, dass eine Brille mögliche Ehekandidaten abschrecken könnte, und dass Clarissa – nicht zuletzt wegen ihrer unglücklichen Vergangenheit – keinen finden wird, der sie heiratet.«
    Reg räusperte sich unbehaglich. »Ach ja, stimmt, ich hab davon gehört.« Er hüllte sich in vielsagendes Schweigen.
    »Weißt du etwas über diese sogenannte ›unglückliche Vergangenheit‹?« Adrians Augen wurden schmal.
    »Was?« Reg rollte unbehaglich mit den Schultern. »Ja, ich hab davon gehört. Traurig, wirklich traurig, das Ganze. Das Mädchen hatte daran keine Schuld. Der Mann wanderte ins Gefängnis. Soweit ich mich entsinne, war es der Skandal der Saison. Hat damals mächtig für Wirbel gesorgt, das Ganze.«
    » Was hat mächtig für Wirbel gesorgt?«
    Als Reg ihn verdutzt anstaunte, schnippte Adrian ungeduldig mit den Fingern. »Los, erzähl mir von diesem Skandal.«
    Sein Cousin bekam Augen groß wie Unterteller. »Sag bloß, du weißt gar nichts von der Geschichte? Es war in der Saison nach den Kämpfen in der Nähe von Burgos …« Reg stockte betreten, sein Blick glitt zu der Narbe auf Adrians Wange, ehe er betroffen wegsah. Er murmelte: »Stimmt, du hattest London verlassen und bist in dem fraglichen Jahr zeitig aufs Land zurückgekehrt.«
    Adrian verdrehte die Augen bei so viel höflicher Umschreibung. Er war nicht »zeitig« aufs Land zurückgefahren, sondern fast unmittelbar nach seiner Ankunft in London. Der Grund für seine überstürzte Rückkehr war die kritische Verletzung auf seiner linken Gesichtshälfte gewesen, die inzwischen zu einer hässlich ausgezackten Narbe verheilt war. Es hätte nicht viel gefehlt und er hätte sein linkes Auge verloren. Die Verwundung war sein persönliches Andenken an den Krieg und hatte das Ende einer vielversprechenden Militärkarriere bedeutet. Und nicht nur seine Karriere war zu Ende,
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