Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe ahoi

Liebe ahoi

Titel: Liebe ahoi
Autoren: Renee Roszel
Vom Netzwerk:
„Mal angenommen, Sie würden die Regatta
    gewinnen. Warum setzen Sie den Siegespreis so ein?"
    Miss Baptiste runzelte die Stirn. „Weil die ganze Welt mein Zuhause ist, Doc, und mir mein Zuhause am Herzen liegt. Ihnen nicht?"
    Aufmerksam betrachtete er sie noch einen Moment und konzentrierte sich dann auf das
    Anlegemanöver. Es ist eigentlich schade, dachte er seltsam deprimiert, dass diese hübsche, temperamentvolle Frau eine flatterhafte kleine Närrin ist.
    Maxine hätte nie gedacht, dass sie den Abend in einem Cottage auf einer entlegenen Insel verbringen würde, wo ihr ein griesgrämiger Arzt, der es lächerlich fand, javanische Orang-Utans zu schützen, eine Kopfwunde nähte.
    Eins musste sie dem Doktor jedoch lassen. Er mochte zwar eine zynische Haltung
    gegenüber der bedrohten Flora und Fauna dieser Welt einnehmen und auch Manieren
    haben, die zu wünschen übrig ließen, aber er schien ein Meister seines Fachs zu sein, denn er nähte die Wunde mit ausgesprochen ruhiger und leichter Hand.
    Verstohlen sah sie ihn an. Er war völlig auf seine Arbeit konzentriert und wirkte wie ein guter, vertrauenswürdiger Landarzt. Was allerdings nicht nur positiv zu bewerten war, weil gute, vertrauenswürdige Landärzte ziemlich langweilig waren. Sie befassten sich zu sehr mit dem Hier und Jetzt und hatten kaum einen Blick für das Morgen und den Reichtum an Möglichkeiten, den die Welt bot und der diese zu einem faszinierenden
    Planeten machte.
    „So, fertig. Und vermutlich wird auch keine Narbe zurückbleiben."
    Kurz sah Marc sie an, und wieder weckten seine braunen Augen solch ein seltsames
    Gefühl in ihr. Selbst wenn er sie finster betrachtete oder ihr grimmig etwas befahl, übte sein Blick eine merkwürdige Magie auf sie aus, der sie sich nicht so recht entziehen konnte.
    Hatte sie vorhin deshalb vielleicht nicht länger protestiert, oder hatte ihre Benommenheit sie daran gehindert und die Tatsache, dass er einen Moment drei Köpfe gehabt hatte statt nur einem?
    Er legte Nadel und Faden beiseite, und Maxine hob unwillkürlich die Hand, um die
    Wunde abzutasten. Sogleich fasste er sie am Arm und hielt ihn fest.
    „Versuchen Sie, die Wunde eine Weile nicht zu berühren", forderte er sie auf. „Morgen dürfen Sie allerdings wie gewohnt duschen, und in sieben bis zehn Tagen löst sich die Naht von selbst auf." Behutsam legte er ihr den Arm aufs Bein und ließ ihn los.
    „Vielen Dank, Doc, das hätte ich nicht allein gekonnt."
    „Sagen Sie, was verstecken Sie eigentlich unter dem Schweißband?"
    „Meinen wertvollsten Besitz." Zärtlich legte sie einen Moment die Hand darauf, bevor sie es abstreifte und zwei Silberarmbänder mit vielen Anhängern zum Vorschein kamen. „Meine Eltern haben sie mir geschenkt. Die Anhänger stammen von all den Orten, an denen wir zusammen gewesen sind."
    „Ja." Marc wandte sich ab, zog die Gummihandschuhe aus und warf sie in den
    Abfalleimer. „Ich würde gern etwas wissen."
    „Falls Sie fragen wollen, ob ich versichert bin - nein, das bin ich nicht. Und die
    Armbänder können Sie auch nicht haben."
    Kritisch betrachtete er sie. „Obwohl mich einige Patienten in Naturalien bezahlen,
    möchte ich Ihre Armbänder nicht." Kurz verzog er den Mund. Ob amüsiert oder
    verächtlich, war ihr allerdings nicht klar. „Ich wollte mich auch nicht erkundigen, ob Sie versichert sind, aber meine Frage hat durchaus etwas mit Geld zu tun."
    „Ich habe keines bei mir. Außerdem habe ich Ihnen gesagt, dass ich Ihre Hilfe nicht
    brauche. Sie haben sie mir aufgezwungen."
    „Ich bin ein brutaler Kerl", erklärte er ruhig. „Und jetzt halten Sie mal eine Minute lang den Mund und lassen mich reden."
    „Entschuldigen Sie." Maxine breitete die Arme aus. „Bitte reden Sie. Ich vergesse immer wieder, dass ihr Medizinmänner wichtiger seid als wir Normalsterbliche." Feindselig blickte sie ihn an. „Oder ichbezogener? Ich erinnere mich nicht."
    Marc setzte sich auf einen Stuhl, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sie finster. Maxine ließ sich davon nicht beirren und musterte ihn ihrerseits ungeniert. Unter dem Arztkittel trug er eine beigefarbene Hose und ein weißes Polohemd und wirkte insgesamt ausgesprochen konservativ, patientenfreundlich und landärztlich.
    „Haben Sie sich tatsächlich schon einmal allein das Bein geschient?"
    „Warum?" Wie konnte er nur so arrogant fragen? „Ist das Recht, ein gebrochenes Bein zu schienen, nur den Halbgöttern in Weiß
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher