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Lieb mich schoener Fremder

Lieb mich schoener Fremder

Titel: Lieb mich schoener Fremder
Autoren: Donna Sterling
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Wangenknochen stärker betonte. Das warme Braun seiner Augen war unverändert, aber die feinen Linien in den Winkeln waren neu, was seine markige Erscheinung noch unterstrich.
    "Sie haben mich mit jemandem verwechselt", sagte sie in dem neutralen, völlig dialektfreien Englisch, das sie in jahrela nger Arbeit kultiviert hatte. Dadurch klang sogar ihre Stimme verändert. "Ich heiße nicht Diana."
    Er runzelte verwirrt die Stirn, und sie musste sich zwingen, seinem Blick standzuhalten und ihren unpersönlichen Ausdruck zu wahren. Leicht war es nicht bei den chaotischen Gefühlen, die sie durchströmten. Sie hatte nicht geglaubt, je wieder seine Berührung zu fühlen, seinen Duft einzuatmen, seine Wärme zu spüren oder auch nur ein Wort mit ihm zu wechseln.
    Sein Ausdruck wechselte von Verwirrtheit zu tiefer Enttäuschung. "Sie sind es nicht", flüsterte er kaum hörbar. "Sie sind nicht ..." Er schloss die Augen, und sein Mund wurde zu einer dünnen weißen Linie. Aber er ließ sie nicht los. Es schien, als ob er vergessen hätte, dass er sie - eine Fremde - bei den Schultern hielt und gegen die Wand drückte. Sie ahnte, dass er einen schweren inneren Kampf ausfocht, und während sie ihn beobachtete, wuchs der Schmerz in ihrem Innern.
    Sie wünschte so sehr, ihn zu berühren und zu umarmen. Die zu sein, der er gefolgt war.
    Aber Diana existierte nicht mehr.
    Sie musste sich von ihm losmachen, bevor er sie näher betrachtete. Aber noch konnte sie es nicht, dies war das letzte Mal, dass sie ihm so nahe war. Sie wollte den Moment noch ein klein wenig ausdehnen.
    "Entschuldigen Sie bitte", sagte er schließlich mit rauer Stimme und öffnete seine goldbraunen Augen, die sie schon verzaubert hatten, als sie ihm zum ersten Mal begegnete.
    "Ich dachte, Sie wären meine Frau."
    Seine Frau. Nicht Exfrau. Ihr Herz machte einen freudigen Satz - als ob es für sie von Belang war, ob ihre Ehe noch bestand oder nicht.
    Er blinzelte, als ob ihm jetzt erst bewusst wurde, in welcher Lage sie sich befanden. Im Zeitlupentempo nahm er die Hände von ihren Schultern, wich einen Schritt zurück. "Ich wollte Sie nicht erschrecken. Sie sehen ihr sehr ähnlich, wissen Sie."
    "Tatsächlich?" Wie hatte er trotz all der Veränderungen eine Ähnlichkeit festgestellt?
    "Ja. Und dann Ihr Lachen. Das hat mich überhaupt erst auf Sie aufmerksam gemacht. Als ich Sie lachen hörte, bin ich fast ...", er brach mitten im Satz ab, und seine Augen trübten sich.
    "Sie wird seit mehreren Jahren vermisst."
    Vermisst. Welch eine merkwürdige Art, es auszudrücken, dachte sie.
    Er fuhr mit den Fingern durch sein dichtes Haar, wandte sich dann von ihr ab und bewegte sich langsam zur Treppe. Mehr zu sich selbst als zu ihr sagte er: "Anscheinend kann ich nicht aufhören, nach ihr zu suchen."
    Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr auf. Hatte er ihren Brief nicht erhalten? Sie hatte ihm geschrieben, dass sie nicht das war, was er geglaubt hatte, dass ihre Beziehung nicht funktionieren könnte und dass sie nie zu ihm zurückkommen würde. Natürlich hatte sie erwartet, dass er auf diesen Abschiedsbrief hin die Scheidung einreichen würde.
    Die Sekretärin der Justizbehörde hatte ihr hoch und heilig versprochen, den Brief abzuschicken. War der wichtigste Brief ihres Lebens nicht abgesandt worden?
    "Was glauben Sie, ist mit Ihrer Frau passiert?" fragte sie, obwohl sie wusste, dass sie sich überhaupt nicht mit ihm unterhalten durfte.
    Er blieb am Treppenabsatz stehen und drehte den Kopf zu ihr. "Ich weiß es nicht. Sie wollte zu einer Autoren-Konferenz nach Santa Monica, ist aber nie dort aufgekreuzt. Und nie zurückgekommen."
    Jennifer starrte ihn entsetzt an. Er hatte den Brief nicht bekommen.
    "Sie hätte mich nie aus freien Stücken verlassen, das weiß ich", fügte er hinzu.
    Sie konnte nur mit Mühe die Tränen zurückhalten - Tränen der Schuld, des Bedauerns und Verlusts. Sie hatte ihn um seinetwillen verlassen. Was er nicht wusste, weil eine Sekretärin ihren Brief verschlampt hatte. Sieben Jahre lang hatte Trev gelitten, gehofft, gesucht, gewartet. Tat es noch immer.
    "Es tut mir Leid", flüsterte sie mit zugeschnürter Kehle. "Das mit Ihrer Frau."
    Er sah sie überrascht an, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Seine Fähigkeit, ihre verborgensten Gefühle wahrzunehmen, hatte sie schon früher oft genug aus der Fassung gebracht. Jetzt verfluchte sie diese Fähigkeit und ihr eigenes Unvermögen, sich distanziert zu geben, wenn sie bewegt war.
    "Ich gehe
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