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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau
Autoren: diverse Autoren
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gebirgsbildenden Prozesse auswirken.
Der Bach…! Wasser! Wenn hier überhaupt Leben existierte, dann in der Nähe von Wasser. Mir kam eine Idee, wie ich das Programm doch noch erfüllen und zugleich das tun könnte, was meines Erachtens das Allerwichtigste war.
»Dort wird gelandet – Koordinatenpunkt T neun!«
    13
Ein Beben ging durch den metallenen Rumpf. Es war vollbracht. Die mobile Einheit des irdischen Raumschiffs CONQUISTADORE hatte den Planeten eines anderen Sterns erreicht und war auf ihm gelandet. Ich konnte aussteigen – als erster Mensch in einer fremden Welt unter einer anderen Sonne.
»Victor, du bist am Ziel!« sagte ich mir. »Verstehst du, du bist angekommen! Du bist auf dem Planeten, den du erreichen wolltest, elf Lichtjahre von deiner Heimat entfernt!«
    Aber ich konnte mich nicht darüber freuen. Alles wirkte flau. Lag es daran, daß ich eine elektronische Kopie war? Vermochte sich Victor II nicht zu freuen, weil er kein Herz besaß, sondern nur einen Taktgeber? Oder hatte ich das Pathos so lange beschworen, bis es zur Phrase geworden war?
    Ernüchtert machte ich mich an meine Arbeit. Die Funkverbindung zum Schiff im Orbit war stabil. In einer neuen Umlaufbahn schwebte es nunmehr scheinbar über dem Äquator des Planeten. Selbsttätig richteten sich die Antennen ein. Hier oben auf der Hochebene befanden sich keine natürlichen Hindernisse.
    Die kleine Lampe der Außentür leuchtete. Ich bemerkte es erst jetzt. Schwerfällig und ein bißchen müde erhob ich mich und betätigte das Schloß. Lautlos schwang die Klappe auf. Ein Schwall fremder Luft strömte herein. Sofort begannen die Warnindikatoren zu blinken, denn sie registrierten das giftige Zyan. Fast glaubte auch ich es zu spüren, doch das war Einbildung. Sauerstoff, Stickstoff oder Blausäure – mir nützte das eine so wenig, wie mir das andere zu schaden vermochte. Ich war eben nicht Victor.
    Vor dem Ausstieg dehnte sich ein welliges, braun-grau schattiertes Hochland. Steinig und öde war es. Der Weg die Leiter hinab fiel mir nicht schwer, dann stand ich endlich auf dem Planeten und schaute unwillkürlich zum Himmel hinauf, an dem die fremde Sonne schien.
    Sie sah so aus wie unsere, vielleicht etwas kleiner und blasser, aber das konnte täuschen. Nicht ein Wölkchen fand sich am Firmament, die Hochebene lag über der Wolkengrenze. »Victor, du Narr! Freust du dich nicht?«
Stumm und steif starrte ich in die Runde. Wie ein Denkmal
    stand ich da und wartete auf…. ja worauf eigentlich? Träge kroch die Zeit dahin. Windstöße ließen hier und da kleine Staubfontänen wirbeln. Bald brachen sie zusammen – wie meine Illusionen von dem »historischen Augenblick«.
    Schließlich raffte ich mich auf. Ich ging zur Rakete, um die Analysegeräte herauszunehmen. Die Konstrukteure konnten nicht ahnen, daß das Forschungsprogramm die Bodenproben mittlerweile für nebensächlich hielt, weil niemand mehr an Leben glaubte. Sie hatten alles vorbereitet.
    Auf einen Knopfdruck öffnete sich eine Klappe, der Apparat glitt hervor. Zweiundneunzig Proben würde er analysieren und die gespeicherten Ergebnisse dem Raumschiff übergeben. Meine Aufgabe war es, die Steine, Sandprisen oder Wasserbecher heranzuholen. Die Automatik erledigte alles Weitere. Sie fertigte Fotos bei verschiedenfarbigem Licht an – einschließlich Röntgen- und Gammaquanten –, lieferte Mikroaufnahmen und eine Spektralanalyse. Ich war – ja, was war ich dabei? Zuschauer? Nein – Handlanger!
14
    »Wozu bin ich hergekommen? Um die Sterne zu besuchen? Wie großsprecherisch! Nein, man schickte mich her, damit ich die Automatik mit Material versorge. Eine absurde Situation…. aber liegt nicht das gesamte Unternehmen Lichtspruch ähnlich verzerrt?«
    Ich konnte nicht viel geraderücken. Doch wenn ich meinem Dasein wenigstens einen geringen Sinn geben wollte, mußte ich nach Leben suchen. Wo zuerst? Am Ufer.
    Die mobile Einheit stand etwa zweihundert Meter von einem Bach entfernt, wahrscheinlich einem Zufluß jenes Flüßchens, das ich auf der Luftaufnahme gesehen hatte. Ich erreichte es bald.
    Ein steiniges Bett, bunte Sandkörner schillerten, vereinzelt lagen größere Stücke. Das Wasser floß rasch, bildete Strudel und kleine Schnellen.
    Ich nahm Kiesel und Sand auf, schöpfte Wasser in einen Becher und eilte zur Rakete zurück. Die Analyse würde eine Weile dauern; bis die Resultate vorlagen, gab es für mich nur eins – warten.
    15
»Es sind keine Makromoleküle nachweisbar. Das
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