Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau
Autoren: diverse Autoren
Vom Netzwerk:
elektronische Kopie eines Menschen namens Victor.
    Hatten jene, die das großartige Verfahren der Lichtspruchtechnik austüftelten, auch an die Einsamkeit des Astronauten gedacht?
    Nimm dich zusammen, Victor! Du stehst hier im Namen der Menschheit, erweise dich ihrer würdig!
Große Worte! Ich kreiste in einer veralteten Rakete um einen toten Planeten und sammelte Daten. – Sobald ich sie der fernen Erde zugefunkt hatte, würde ich sterben, und niemand fragte nach mir.
»Was bin ich denn eigentlich? Ein Mensch – ein Roboter?«
Schaute ich an mir hinab, war da Metall und Plast. Menschen sahen nie so aus. Ein Roboter andererseits würde dem vorgegebenen Programm folgen und keine Zweifel nähren. Er käme nicht einmal auf den Gedanken, vielleicht doch zu landen – entgegen der Anweisung seiner Schöpfer.
»Bin ich demnach ein Monstrum? Opfer gar einer wissenschaftlichen Leistung? Das kommt der Wahrheit zweifellos näher. Meine Erbauer paßten nicht die Technik dem Menschen, sondern den Menschen der Technik zu. Zupressen – ein treffenderes Wort!«
    Hilflos schaute ich die stummen Anzeigetafeln an, als wenn da ein Ratgeber wäre. Kontrollichter blinkten gleichgültig.
»Schluß mit dem Grübeln! Ich handle als Mensch. Ein Risiko ist da, ich sehe es; aber der Nutzen für die Erde wird größer sein. Sollen sie mich zu Hause verurteilen – ich lande!«
    Gefaßt wandte ich mich dem Steuerzentrum des Schiffs zu. »Mach die mobile Einheit klar zum Abtrennen und zur Landung!«
    Lämpchen flackerten, die Elektronik überprüfte sämtliche Funktionen. Auf einer Facettenfläche rückten farbige Lichtpunkte zusammen und vereinigten sich zu einer grünen Linie. Das bedeutete Startbereitschaft.
    »Stell den provisorischen Bericht für die Erde zusammen. Wenn ich mich innerhalb einer Stunde nicht melde, sendest du diesen Rapport mit der Information über den Unfall. Eventuelle diesbezügliche Daten kannst du anfügen.«
    »Jawohl«, erwiderte die Maschine gleichmütig.
»Nach dem Ablegemanöver gebe ich weitere Anweisungen von Bord der mobilen Einheit aus. Die Funkverbindung ist stabil?«
»Die Geräte sind in Ordnung«, erhielt ich zur Antwort. »Während des Fluges der Probenrakete traten keine Störgeräusche auf. Die Strahlungsgürtel werden den Kontakt nicht behindern, es wurden dementsprechende Frequenzen ausgesucht.«
Ohne das zu wollen, bewunderte ich die Konstrukteure der CONQUISTADORE. Sie hatten hervorragende Arbeit geleistet – weitaus großartiger noch, wenn man das damalige Niveau bedachte. Indes – war es nicht dennoch fragwürdig, mich dieser Technik unterzuordnen?
»Ich brauche einen Landeplatz, an dem möglicherweise auch das Schiff niedergehen kann, denn nachher werde ich keinen großen Aktionsradius haben.«
»Angaben liegen vor. Eine planetologische Prognose kann aber nur auf fünf Jahre vorgenommen werden.«
Wenn ich landete, würde ich keine fünf Tage mehr leben! Aber ich mußte an die Erde und an spätere Raumschiffe denken. Sie brauchten das Funkfeuer auf Tau Ceti II.
»Das Bild!«
Die Panoramakarte des Planeten leuchtete auf. Fremd sah sie aus, wirkte aber dennoch vertraut. Auch hier gab es Gebirge und Wüsten und Klippen und Meere…
»Hast du Flutwellen infolge von Seebeben registriert? Traten in den Wüsten Sandstürme auf? Gibt es Zonen gefährlicher Strahlung?«
Der Computer bejahte und füllte sogleich einen Sichtschirm mit einer langen Liste von Koordinaten und Zeitangaben – unnütze Daten für mich. Ich ließ sie sofort löschen.
»Dann streiche alle Gebiete, in denen solche Risiken vorliegen. Was bleibt danach als planetologisch stabil übrig?«
Zahlreiche helle Punkte glommen auf der Karte. Immer noch waren es zu viele, als daß der Rechner mir die Entscheidung abnehmen könnte.
Eine Stelle fiel mir besonders auf. Es handelte sich um eine fast ebene Hochfläche inmitten eines riesigen Kontinentalblokkes. Nicht weit entfernt strömte ein kleiner Fluß vorbei. Nach einigen Kilometern stürzte er in zahllosen Katarakten in die Vorberge hinab, wo er sich mit anderen Wasserläufen vereinigte.
In solcher Höhe konnte es kaum Sandstürme geben. Die Struktur schien stabil zu sein. Im übrigen, das Schiff vertrug einiges und würde nicht beim ersten Bodenzittern zusammenbrechen.
Den Spezialaufnahmen nach handelte es sich um ein basaltähnliches Gestein. Wahrscheinlich aber wich die chemische Zusammensetzung beträchtlich ab, denn hier gab es keine Sauerstoffatmosphäre. Das mußte sich auf die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher