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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau
Autoren: diverse Autoren
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Wasser enthält Mineralsalzlösungen und Blausäure. Organische Verbindungen – Zyanide ausgenommen – gibt es nicht!«
    Aus! Diese Welt war tot! Wenn sich keine potentiellen Nahrungsmittel im Wasser befanden, konnte niemand sie verzehren und so weiter. Eine Kette ohne Anfang.
    »Vielleicht sind auf einem anderen Kontinent und unter günstigeren Bedingungen…« Ich beendete den Satz nicht. Was hätte mir selbst die Gewißheit genützt? Ich war hier eingesperrt auf einem Hochplateau, das ich nie mehr verlassen konnte.
Mein Wagnis war umsonst! Ich hatte lediglich bestätigt, was ohnehin zu vermuten war. Tau Ceti II gehörte zu den toten Planeten.
    Wäre es nicht gescheiter gewesen, ich hätte die Anweisungen der Erde befolgt? Jedenfalls würde ich dann länger leben.
»Nein, Victor«, sagte ich mir. »Sinnlos war es nicht. Ich habe etwas erfahren, auch wenn es ein negatives Resultat ist. Diese Welt scheint nicht tot zu sein, sie ist es!«
    Und dennoch! Mußte man mich dazu hierherschicken? War ich dafür nicht zu gut?
Gedankenlos füllte ich das Magazin des Analysators mit neuen Proben. Zeit zum Nachdenken hatte ich im Überfluß – jetzt, da das Ergebnis feststand.
    An einem war nicht zu rütteln: Das Unternehmen war fehlerlos verlaufen. Ich war ins Raumschiff übertragen worden, bei der Vitalisation gab es keine Störungen, das Landemanöver war einwandfrei. An alles hatten die Konstrukteure gedacht.
An alles?
    In mir nagte ein Zweifel, auch wenn ich keinen Namen für ihn fand. Was war ich eigentlich? Ein Blick auf das Analysegerät vor mir sagte es: Mittel zum Zweck.
    »Nein, das ist unsinnig!« Ich konnte das nicht akzeptieren. Victor – zumindest Victor I – war ein Mensch. Selbst sein Abbild durfte nicht einfach Werkzeug sein. War vielleicht… schon der Zweck fragwürdig?
16
     
Noch während ich die nächsten Proben einsammelte, begriff ich.
    »Ich bin betrogen worden. Man schickt mich auf ein Unternehmen ohne Wiederkehr und mit wenig Sinn, mein Vater aber, das heißt mein Bruder…. also Victor I wird gerühmt!«
Auf Tau Ceti II war niemand, der mir recht gegeben oder widersprochen hätte. Niemand hörte mir zu.
     
»Victor, du bist doch nicht etwa – neidisch auf Victor?«
    Rasch wollte ich verneinen, aber es war etwas Wahres darin. Zumindest beneidete ich den, der mit den gleichen geistigen Fähigkeiten ausgestattet war wie ich und dem es vergönnt war zu leben. Zu leben, während ich in kurzem sterben mußte, ohne daß jemand einen Gedanken daran verschwendete! Vielleicht war er sogar stolz auf meine Tätigkeit und hielt sie für seine Leistung!
    »Du müßtest hier sein, Victor I, um die Wahrheit zu erleben. Mag sein, du wärest weniger stolz. Was hat man mit deinem Verstand getan! Er assistiert einer Maschine!«
    Er würde diese Anklage niemals hören. Vielleicht lebte er nicht mehr. Elf Jahre sind lang. – Trotzdem blieb es Unrecht.
Mein Leben war begrenzt, der Tod stand vor der Tür. Sobald der Funkspruch mit den Resultaten an die Erde gesendet worden war, schaltete sich die Elektronik meines Körpers automatisch aus. Exitus.
Ich durfte damit nicht lange warten, denn die Energieversorgung durch die mobile Einheit war mangelhaft. Wenn das Schiff landen würde… Aber zuvor mußte es die Sendung abstrahlen. Von hier aus ging das nicht. Die Erde war zu weit entfernt, als daß eine dämpfende Atmosphäre dasein dürfte. »Victor II, du mußt sterben. Du mußt bald sterben!«
    Mechanisch füllte ich den Analysator auf.
»Sollte ich mich nicht einfach hinsetzen und das Ende erwarten? Oder der CONQUISTADORE den Funkspruch befehlen? Dann hätte ich es hinter mir. Was hindert mich eigentlich daran? Die Anweisung? Was geht mich das Programm von Leuten an, die mich ausgesetzt haben?«
Wer war ich? Ein Roboter gewiß nicht! Doch falls ich mich als Mensch empfand, mußte ich mich dann nicht auch wie ein Mensch verhalten?
Es war entschieden.
Ich sammelte neue Proben, schaute nach Wissenswertem aus. Selbst das winzigste Detail konnte wesentlich sein. Die Tätigkeit war stumpfsinnig und unbefriedigend, doch es gab keine andere, und darum war sie meine Pflicht. Ein Befehl, den niemand mir geben konnte als ich selbst!
    17
Ein lauter Hupton schallte durch die tote Welt des Planeten. Ich grub gerade ein Loch, um tiefer liegende Steine zutage zu fördern. Warum rief mich die mobile Einheit?
    Rasch war ich an der Tür und schaute auf das Kommandopult. Ein Funksignal vom Raumschiff im Orbit! Daß es sich ungerufen
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