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Lichtspruch nach Tau

Lichtspruch nach Tau

Titel: Lichtspruch nach Tau
Autoren: diverse Autoren
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Psyche nicht.
    Doch warum vermochte ich nichts zu sehen, zu hören, zu fühlen? Wieder erklang die tiefe, eindringliche Stimme: »Nichts erzwingen, Victor! Denken Sie nach, und lassen Sie Ihrem Gehirn Zeit, sich selbst zu ordnen! Verkrampfen Sie sich nicht, entspannen Sie sich!«
    4
Sah ich da nicht plötzlich mein Zimmer? Ja, ich erkannte es wieder! Dort – der schimmernde Projektionskristall! Gleich mußte ein Bild darin… Da war es bereits!
    Schwärze erfüllte den Raum und nahm mich gefangen. Ein fluoreszierendes Fadenkreuz schwebte dreidimensional im Nichts. Wie ein Punkt leuchtete in der Mitte ein Stern – die Sonne Tau Ceti.
    Zehn Sekunden später erschien das nächste Foto. Während seines Fluges hatte das Raumschiff es angefertigt und, am Ziel angelangt, zur Erde gesendet – aus elf Lichtjahren Entfernung.
    Bild folgte auf Bild, der Lichtpunkt wuchs. Schließlich zeigte ein Leuchtpfeil auf kaum sichtbare Fünkchen: Planeten! Ein unsichtbar bleibender Kommentator erläuterte, was den Bordrechner bewogen hatte, gerade den zweiten Planeten anzusteuern.
    Darauf folgten Bilder von dessen Oberfläche. Sie zeigten Wolkenfelder – gab es dort Wasser? –, Kontinente und… Meer! Ich hielt den Atem an.
    Diagramme über die Zusammensetzung der Atmosphäre wurden eingeblendet: Kohlensäure, Zyanwasserstoff, Stickstoff, Wasserdampf und Staubteilchen.
Eine Hoffnung zerbrach. Zyanwasserstoff, also Blausäure, war das tödlichste Gift für alle Sauerstoffatmer.
    5
Das Bild erlosch. Überrascht wurde ich mir bewußt: Das Raumschiff CONQUISTADORE kreiste um Tau Ceti II, und ich befand mich darin. Der Lichtspruch war gelungen!
    Da stockte ich. Wie war ich eigentlich hierhergekommen? Per Lichtspruch – das war ein Wort, keine Erklärung. Dumpf ahnte ich, daß ein Problem auf mich zukam.
    Lichtspruch? Ich bestehe doch nicht aus Licht. Materie aber bewegt sich stets langsamer als Licht. Da steckt ein Widerspruch…
    »Geduld!« sagte die tiefe Stimme. »Geduld, Victor. So schnell geht es nicht. Die Systeme arbeiten gründlich, aber langsam. – Erinnern Sie sich an die Lichtspruchanlage auf dem Mond? Hatten Sie dort nicht zwei Besucherinnen…? Konzentrieren Sie sich auf diese Erinnerung!«
6
     
»Eine so moderne Anlage… und dann fast hundert Jahre alt? Glaub ich einfach nicht!«
    Die Stimme war sehr jung. Ich drehte mich um. Zwei Mädchen waren hereingekommen. Richtig, man hatte uns den Schulausflug zum Mond angekündigt. Sicherlich wußten sie nicht, daß ich Mitarbeiter am Institut war.
    »Diese Anlage wurde erst vor vierzehn Jahren in Betrieb genommen«, sagte ich. »Die erste, die vordem hier stand, reichte nur bis zum Ganymed.«
»Und wie weit kommen Sie hiermit?«
    »Demnächst wird sich das erste Raumschiff melden – von der Sonne Tau Ceti.«
Ungläubig schauten sich die beiden an. Konnten sie sich darunter nichts vorstellen?
»Habt ihr von dem riesigen Laser gehört? Wart ihr am Sender?«
    Sie nickten. »Bloß in die Computerzentrale hat man uns nicht
hineingelassen. Ist da so wenig Platz?«
    »Gar keiner. Zwischen den Apparaten kommt man kaum durch. Wenn dort ein Astronaut zur Abtastung fertiggemacht wird, beschwert sich der Arzt, weil er sich überall blaue Flecke holt.«
    »Tut das Abtasten weh?« fragte das eine Mädchen. Offensichtlich hatte sie das kleine Abzeichen an meiner Jacke entdeckt.
»Nein, man merkt überhaupt nichts.«
    Ich hatte mich in den Sessel zu setzen und gegen die Rükkenstütze zu lehnen. Ein Assistent hob mir den Meßring auf den Kopf und führte die Apparatur heran, bis der optische Abstandsmesser warnte. Alles Weitere übernahm das steuernde Elektronenhirn…
7
     
Wie eine Tür glitt die psychologische Sperre vorbei, der sogenannte Hypno-Block.
    Da niemals ein Mensch oder etwas sonstwie Massebehaftetes mit Lichtgeschwindigkeit reisen würde, hatte man das Wesentliche zu den Sternen gefunkt, das Gehirn. Ein kompliziertes Gerät tastete die Hirnrinde des Astronauten ab und übertrug die elektrischen Muster Schicht für Schicht auf ein Magnetband. Zum Schluß wurde die Aufzeichnung verschlüsselt und mit dem Riesenlaser zu dem Raumschiff gesendet, das um einen Planeten des Zielsterns kreiste.
    Übel war nur, daß beim Abtasten der inneren die äußeren Hirnschichten gelöscht wurden. Befand sich der gesamte Inhalt auf dem Magnetband, wäre der Astronaut tot gewesen – hätte man ihn nicht mittels besonderer Geräte am Leben gehalten. Nach dem Ende des Abtastens wurde das Band in
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