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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition)
Autoren: Gary Gibson
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Ocean’s Deep tobte. Gerade noch hatte sie in einem Schiff gesessen, das von Raketen angegriffen wurde, und im nächsten Moment befand sie sich hier, in diesem Anderwelt-Reich, das von den virtuellen Speichern der Schiffe der Weisen erzeugt wurde. Damals waren Wochen subjektiver Zeit verstrichen.
    Wie betäubt hockte sie auf dem Boden und sah zu, wie sich der Himmel langsam verdunkelte, bis die Milchstraße in Sicht kam und die gigantische Wolke des Sagittarius-Clusters sich in all ihrer Pracht vor ihr ausbreitete.
    Erst dann machte sie sich auf den Weg.
     
    Als sie nach über einer Woche endlich die Stadt erreichte, stellte sie fest, dass das Gebäude unter der Zwiebelkuppel sich seit ihrem letzten Besuch nicht verändert hatte. Ein Sessel und eine Chaiselongue standen neben einem Planetarium aus Messing und Kupfer. Dieses Mal saß jedoch ein alter Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte, im Sessel und betrachtete sie mit amüsiert dreinblickenden Augen, die sich in unzähligen Runzeln verbargen.
    »Dakota«, begann er und stand auf, um sie zu begrüßen, als sie über den mit Teppichen bedeckten Boden zu ihm ging. Sie starrte auf sein langes weißes Haar, das adrett von einer kleinen Silberspange zusammengehalten wurde. Das Gesicht bestand nur aus Falten, doch der Zug um den Mund und die Art, wie er sie anschaute, ließen vermuten, dass er sie von irgendwoher kannte.
    Seine Stimme klang gut gelaunt und kräftig. »Es ist …« Er unterbrach sich, schüttelte den Kopf und seufzte humorvoll. »Es ist eine ganze Weile her, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe.«
    »Ich … ich erkenne Sie nicht. Es tut mir leid.«
    »Mein Name ist Lamoureaux. Sie erinnern sich nicht an mich, aber ich erinnere mich an Sie.«
    Sie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte, deshalb nahm sie vorsichtig auf der Kante der Chaiselongue Platz. »Ich verstehe nicht, wie ich hierhergekommen bin. Ich weiß nur noch, dass ich mich in der Nähe des Roten Riesen aufhielt und vom Schwarm attackierte wurde, und dann …«
    »Und dann verwandelte sich der Stern in eine Nova«, beendete er den Satz für sie.
    Dakota nickte schwach. »Woher wissen Sie das?«
    »Wir begegneten uns nach Ihrer ersten Wiederauferstehung, aber das liegt weit, weit zurück.«
    »Wiederauf… wann war das?«
    »Vor über dreitausend Jahren, Dakota.«
    Sie starrte ihn an, anfangs zu schockiert, um etwas zu erwidern oder zu reagieren. Aber Lamoureaux wartete mit scheinbar endloser Geduld.
    »Ich begreife immer noch nichts … Wie ist es überhaupt möglich, dass ich jetzt hier sitze?«
    »Das zu erklären, wird lange dauern«, antwortete er. »Aber so viel kann ich Ihnen sagen: Das Schiff, das Sie zu dem Schwarm brachte, sammelte Ihre Gedanken und Erinnerungen und speicherte sie. In den letzten Sekunden bevor die Schockwelle der Nova Sie erreichte, sandte es diese Informationen nach außen. Ein anderes Schiff der Weisen, das sich viel näher an der Heimat befand, benutzte diese Gedanken und Erinnerungen, um Sie neu zu erschaffen. Doch Ihr Geist wurde in mehreren Schiffen der Weisen gespeichert, und für einen langen, langen Zeitraum in Stase gehalten. Erst gegen Ende des Tausendjährigen Kriegs ist es uns gelungen, eine echte Kopie von Ihnen zu bekommen.«
    Offenen Mundes sah sie ihn an, dann senkte sie mit einem Stöhnen ihren Kopf auf die Knie. »Entschuldigen Sie, aber es fällt mir sehr schwer, das alles zu verkraften.«
    Er lächelte mitfühlend. »Es gibt noch viel mehr zu erklären, und wir werden Sie ganz allmählich, Schritt für Schritt, ins Bild setzen. Doch in erster Linie sollten Sie wissen, dass der Mos Hadroch entdeckt und dazu benutzt wurde, den Krieg zwischen den Shoal und den Emissären zu beenden. Darauf folgte die Große Diaspora, als sich die menschliche Rasse über die gesamte Galaxis ausbreitete.«
    »Sie haben mich zurückgeholt.« Langsam hob sie den Kopf. »Warum?«
    »Weil wir Sie brauchen. Die Harmonie der Welten ist eine Art Nachfolgeorganisation des Konsortiums, aber sie steht vor der größten Bedrohung seit dem Krieg mit den Emissären. Zurzeit ist eine Flotte der Shoal zur Großen Magellan’schen Wolke unterwegs, in der Absicht, dort ein Imperium zu gründen.«
    »Die Harmonie der was?«, hauchte Dakota.
    »Bei ihrem Aufbau spielte ich eine bescheidene Rolle, am Ende meiner sechsten Iteration.« Er deutete in die Höhe. »Wenn Sie bitte nach oben schauen wollen.«
    Dakota blickte hoch und sah, wie ein Bild der Großen Magellanschen
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