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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition)
Autoren: Gary Gibson
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tödlich erwiesen, aber er beherbergte Leben in Form einer robusten Flora und kleinen, braun pelzigen Tieren, von denen selbst die größten Exemplare keine Bedrohung darstellten; außerdem fanden sie die verstreuten Überreste einer seit langem verlassenen Siedlung der Emissäre.
    Sie hatten die Welt Pit Stop genannte und angefangen, die Antriebssysteme der Mjollnir zu reparieren; doch schon bald
stellte sich heraus, dass dies länger dauern würde – viel, viel länger –, als sie erwartet hatten.
    Lediglich flechtenartige Gewächse gediehen auf dem sandigen, mit Steinen durchsetzten Grund. Die weit entfernte Sonne verströmte selbst im Sommer nur ein mattes Licht, und in den Nächten überzog sich der Boden mit Raureif. So stellte sich niemand das Paradies vor, aber Corso merkte schnell, dass sich die Umgebung nicht sonderlich von Redstone unterschied. Allmählich gewöhnte er sich an die Vorstellung, dass er den Rest seines Lebens hier verbringen musste.
    Nachdem einige Wochen zuvor das Forschungsschiff California in Reichweite der Transceiver der Mjollnir gelangt war, hätte Corso sich eigentlich euphorisch fühlen müssen. Stattdessen empfand er nur eine diffuse Traurigkeit, die er sich selbst nicht erklären konnte.
    Er stieg in den Truck, schloss die Tür und wartete, bis die toxische Atmosphäre nach draußen entwichen und durch Atemluft ersetzt worden war, ehe er erleichtert den Helm abnahm. Das Armaturenbrett aktivierte sich, lud automatisch die neuen Daten herunter, die er in den Ruinenstätten per Imager aufgenommen hatte, und speicherte sie wie die übrigen Dateien ab. Er hatte Tausende von Glyphen der Emissäre sowie deren Kunstwerke aufgezeichnet, die er an hundert verschiedenen Orten gesammelt hatte, und in den letzten ein, zwei Jahren war er mit seinen Forschungen endlich weitergekommen. Irgendwo in den Myriaden Ruinen von Pit Stop, dessen war er sich sicher, lag der Schlüssel zum Verständnis der Emissäre verborgen.
    Er öffnete den Mund, um dem Truck zu befehlen, er solle anrollen, hielt inne und drehte sich noch einmal um; durch das Fenster blickte er wieder auf das Sternbild, das er und die anderen als Laterne bezeichneten.
    Fast jedes Mal, wenn er es betrachtete, musste er unwillkürlich
an Dakota denken. Vier Sterne bildeten ein grobes Rechteck, in dessen Mitte sich ein fünfter, hellerer Stern befand; ein wenig nach rechts abweichend und wesentlich schwächer, glitzerte das Sternsystem, dessen Zerstörung sie um ein Haar das Leben gekostet hätte. Noch funkelte es so heiter und friedlich wie immer, und das würde auch ein knappes Jahrhundert lang so bleiben, bis das Licht der Nova endlich Pit Stop erreichte.
    In diesem Moment war die Erinnerung an Dakota so klar und lebendig, dass er sich beinahe einbilden konnte, sie träte aus den Ruinen hervor, als wäre all das, was in den vergangenen Jahren passiert war, nur ein Traum gewesen. Diese Gedanken behagten ihm nicht, obschon er sich nicht dagegen wehren konnte, denn hinterher quälte ihn immer ein Gefühl des Bedauerns.
     
    Im Laufe der Jahre, die sie auf Pit Stop verbrachten, hatten alle etwas gefunden, um sich zu beschäftigen. Die Unterhaltungssysteme der Mjollnir enthielten Musik, Bücher und Filme für mehrere Jahrhunderte, doch die meiste Zeit füllten sie mit Arbeit und persönlichen Interessen aus.
    Corso war zu seinen akademischen Wurzeln – zur Maschinen-Linguistik von Aliens – zurückgekehrt, während Martinez sich meistens im Orbit an Bord der beschädigten Fregatte herumtrieb und eine Armee von Spinnen-Mechanikern befehligte, gelegentlich mit Lamoureaux’ Hilfe. Perez schloss sich manchmal Corso auf Feldexkursionen an, die mehrere Wochen dauern konnten, wenn sie Ruinen nach Computersystemen und vergrabenen Datenspeichern durchkämmten. Es kam auch vor, dass Perez sich zu Martinez auf die Fregatte gesellte, und dann flickten sie gemeinsam die Außenhülle zusammen. Unterdessen hatte es Lamoureaux übernommen, ihr winziges Camp einzurichten, außerdem setzte er die Langstrecken-Tach-Net-Transceiver
der Fregatte wieder instand, damit sie endlich einen Notruf absetzen konnten.
    Und nun, da die Rettung endlich nahte, kam Corso nicht umhin, sich zu fragen, warum er überhaupt hier wegwollte. Natürlich würde er nicht nach Redstone zurückkehren, und das Gleiche galt für Martinez und Perez. Sie hatten wertvolles militärisches Eigentum der Freistaatler gestohlen, und dieser Menschenschlag war nachtragend.
    Der Truck rollte
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