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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Mal, wenn er einen Blick auf den unglaublich nahen Horizont warf, drehte sich ihm der Magen um.
    Dabei war Eugenia eine der größten mit einem Antrieb versehenen Welten im Main Belt und besaß einen Durchmesser von etwas über zweihundert Kilometern. Anfangs war der Asteroid größer gewesen, doch seine ursprünglich ungleichmäßige, an eine Kartoffel erinnernde Form war alles andere als ideal, deshalb hatte man Sprengungen vorgenommen und ihm eine annähernd kugelförmige Gestalt gegeben. Er durfte sogar Petit-Prince behalten, einen seiner zwei kleinen Monde. Eine eiserne Skulptur von Saint-Exupérys Kleinem Prinzen stand ungefähr in der Mitte des Einkaufszentrums, den Blick nach oben auf einen Punkt gerichtet, an dem sein Namensvetter alle fünf Tage vorbeizog.
    Aber schon bald würde der Asteroid von seinen Monden für immer getrennt werden. Dann musste der Kleine Prinz allein durchs All reisen.
    Yugo Stankovic, einer von Corsos Assistenten, wartete im Foyer des Regierungsgebäudes auf ihn.
    »Also, Yugo, Nisha hat mich schon in groben Zügen darüber informiert, was los ist. Gibt es noch etwas, das ich wissen müsste?« , fragte Corso, als Stankovic neben ihm hertrottete. Der Sicherheitstrupp schlug einen anderen Weg ein, während Corso und sein Assistent auf eine Reihe von Aufzügen zusteuerten.
    »Was sie Ihnen erzählt hat, weiß sie von mir. Es ist uns gelungen, die Frachtplattform per Fernsteuerung ohne irgendeinen weiteren Zwischenfall zu deaktivieren, aber es war äußerst knapp.«
    »Wie schlimm hätte es denn werden können?«
    »Hätten wir nicht rechtzeitig eingegriffen, wäre das wohl unser Ende gewesen. Die Nachrichtendienste des Konsortiums setzen alles daran, um zu verhindern, dass irgendwas davon zu den Medien durchsickert, und vor ungefähr fünf Minuten übernahm Eugenias Premierminister den Vorsitz über eine Krisensitzung.« Stankovic lächelte und zuckte mit den Schultern. »Wir wurden natürlich nicht dazu eingeladen.«
    Ein Aufzug kam, und sie traten hinein. »Wer ist für die Ermittlungen zuständig?«
    »Lieutenant Nazarro von unserer eigenen Sicherheitsbehörde arbeitet zusammen mit den örtlichen Sicherheitschefs in einer separaten Konferenz an der Aufklärung dieses Vorfalls. Binnen einer Stunde müsste er mir einen ersten Bericht zukommen lassen.«
    Corso krümmte die Finger und wünschte sich, er hätte es mit einem greifbareren Feind zu tun. All das vorsichtige Herummanövrieren der letzten paar Jahre führte zu nichts. Wer immer diese Sabotageakte in Auftrag gab, blieb beharrlich im Dunkeln, und Corso gelangte immer mehr zu der Überzeugung, dass nur die Regierungen, die am hartnäckigsten danach strebten, die Macht über die Friedensbehörde an sich zu reißen, imstande waren, ihre Spuren derart gründlich zu verwischen. Die meisten dieser Administrationen betrachteten ihn, Corso, als das einzige Hindernis, das ihnen den Zugriff auf die Sterne verwehrte.
    Zischend öffneten sich die Aufzugtüren, und sie gelangten in eine Büro-Suite. Ted Lamoureaux war schon da und lümmelte auf einer Couch.
     
    »Ted«, sagte Corso, ging zu ihm und gab ihm die Hand, nachdem der andere Mann zur Begrüßung aufgestanden war. »Schön, Sie zu sehen. Wir unterhalten uns da drüben.«
    Der Sternenschiff-Navigator war ein schmächtiger, unscheinbarer Bursche in den Dreißigern, auf dessen Gesicht ein Ausdruck ständiger Besorgnis lag. Er war auch – so wie Dakota Merrick und jeder andere Navigator des Konsortiums, der die Befähigung besaß, ein Schiff der Weisen zu steuern – ein Maschinenkopf; in seinem Schädel steckte eine das Bewusstsein verändernde Technologie, die es ihm auf eine einzigartige Weise erlaubte, sich mit den Sternenschiffen zu vernetzen, die Dakota nach Ocean’s Deep hatte kommen lassen.
    Lamoreaux folgte ihnen in ein Büro mit einem breiten Panoramafenster. Dahinter sah man Hunderte von neu installierten Antriebsdornen, die in gleichmäßigen Abständen über Eugenias Oberfläche verteilt waren. Sie waren erst kürzlich installiert worden und zeugten davon, dass der Asteroid allmählich in ein vollwertiges Sternenschiff verwandelt wurde. Jeder dieser Dornen war mehrere Hundert Meter hoch und besaß eine elegante Krümmung, so dass Eugenia aus der Ferne betrachtet aussah wie ein kolossales, im Weltraum lebendes Bakterium mit einer Umhüllung aus metallischen Flimmerhärchen.
    Corso ließ sich auf eine Couch sacken. »Was auch immer Sie mit mir besprechen wollten, muss ein

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