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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit
Autoren: Thomas Ziegler
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EMPFIEHLT MASSHALTEN.
    DGB-CHEF NANNTE KANZLER MASSLOS.
    BDI-SPRECHER: DAS MASS IST VOLL.
     
    ***
     
    KÖNIGIN DIANA LIESS SICH KLONEN!
    EIFERSUCHTSDRAMA IM BUCKINGHAM-PALAST!
    KÖNIG CHARLES DER BIGAMIE ANGEKLAGT!
     
    Jemand rempelte Alf an. »He«, sagte er wütend und maß die flittergekleidete junge Frau mit einem verweisenden Blick. »Haben Sie keine Augen im Kopf? Man sollte Ihnen den Fußgängerschein entziehen.«
    Die Frau mit den violetten Zöpfen und dem entzückenden weißen Schleifchen lächelte charmant. »Nur eine Umfrage.« In den Händen hielt sie einen Programmierstift und ein tragbares Terminal. »Wie weiß wäscht Waschweiß? Weiß, perlweiß oder waschweiß?«
    »Was weiß ich?« sagte Alf irritiert. »Das ist mir doch schnurzpiepegal.«
    »Phantastisch!« strahlte die junge Frau. »Sie haben’s auf Anhieb gewußt und gewinnen ein Jahresabonnement Waschweiß. Kommen Sie doch am besten gleich mit in unser Studio, damit Sie sich Ihren großartigen Gewinn …«
    Eine Schlepperin! dachte Alf angewidert. Dabei sieht sie so knackig aus. Vermutlich mit Absicht. Wenn ich jetzt mitgehe, drehen die mir tausend Großpackungen zum Ratensonderpreis an, und ehe ich mich besinnen kann, steht vor meiner Tür eine funkelnagelneue Waschmaschine …
    »Ich zahle grundsätzlich nur nach einem gerichtlichen Pfändungsbeschluß«, sagte Alf.
    Die Schlepperin knipste ihr charmantes Lächeln aus. »Arschloch.«
    »Selber«, erwiderte Alf und wandte sich ab. Erfreut stellte er fest, daß die Redner inzwischen aufgrund allgemeinen Desinteresses den Platz der Kultur geräumt hatten. Das war seine Chance! In dieser Stadt dachte mit Sicherheit kein Aas an den Frieden und die Atomwaffen. Es war an der Zeit, die Öffentlichkeit wachzurütteln und den Bonner Politprofis zu zeigen, daß auch ihrer Macht Grenzen gesetzt waren.
    Zur gleichen Stunde nahm in Heilbronn das genetische Drama seinen Fortgang. Professor Onnedecker saß auf Annegret Saperlotzkis Doppelbett und beäugte mit finsterer Miene die braunschwarze Knolle an seinem rechten Unterschenkel, dicht über dem Grün des Sockenhalters. Selbstverständlich hatte er sofort erkannt, daß es sich dabei nur um eine Knolle der mörderischen Spore KMK-37 handeln konnte.
    »Gott, wir sind alle im Eimer«, sagte Onnedecker zu Annegret Liu Chang Saperlotzki. »Total im Arsch. KMK wird uns alle in Knollen verwandeln.«
    Die chirukosmetische Asiatin griff entsetzt an ihre linke Silikonbrust. »KMK? Jesses, heißt das etwa Kommunistisches Mörder-Kommando? Sind die hinter dir her? Sag bloß, du bist auch so’n Nazi wie der olle Bernie? Und was ist mit dieser ekligen Knolle da? Damit kommste mir nich’ zu nah, hörste? Ich schrei’ den ganzen Puff zusammen, wenn du auch nur versuchst, mich anzurühren. Jesses, du bist ja ein ganz Perverser!«
    Hastig begann sie sich wieder anzukleiden. »Warum kommste überhaupt hierher, wenne so verunstaltet bist? Warum gehste nich’ zum Doc? Willste uns alle verseuchen? Willste das? Jesses!«
    Der Genetiker betrachtete trübsinnig die Sporenkolonie an seiner bleichen Wade. »Verseuchen? Schon passiert. KMK-37 ist ein ausgesprochen vermehrungsfreudiges Produkt der phantastischen Rayer-Chemie. Man wird ganz Heilbronn niederbrennen müssen. Aber wahrscheinlich hilft auch das nichts mehr.«
    In diesem Moment fing Liu Chang hysterisch an zu kreischen. Sie hatte in ihrem Bauchnabel eine kleine braunschwarze Knolle entdeckt.
    In Ruhrstadt ahnte man noch nichts von der Großen Verknollung. Alf hatte alle Hände voll zu tun, die Wermutbrüder und Junkies von ihren Plätzen am Brunnen zu vertreiben. Er kletterte auf die verwitterte Brunnenumrandung und beobachtete sein Publikum, das ihn keines Blickes würdigte. Die Nachrichtenwand der Kauf + Spar- Filiale flimmerte.
     
    SETZT SÜDAFRIKA DIE BOMBE EIN? FRONTSTAATEN FORDERN EINBERUFUNG EINER UNO-SONDERSITZUNG.
     
    ***
     
    LAGERUNGSFÄHIGE DAUERWURST HEUTE IM ANGEBOT.
     
    Alf räusperte sich.
    »Leute! Mitbürger!« rief er. »Ist euch eigentlich klar, daß ihr schon morgen tot sein könnt? Um unsere schöne Ruhrstadt liegt ein Ring von ausländischen Raketenstellungen mit Dutzenden von Cruise Missiles, die nur darauf warten, Moskau in die Stratosphäre zu blasen. Und glaubt ihr etwa, die Russen wüßten das nicht? Glaubt ihr wirklich, die Roten lassen sich das so einfach gefallen? Die haben doch schon vor Jahren ihre Raketen im Ural stationiert. Raketen mit nuklearen Mehrfachsprengköpfen, die
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