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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt
Autoren: Paul Walz
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Ihnen.« Lichthaus konnte sich nicht beherrschen. So viel Arroganz. So viel Selbstherrlichkeit. Doch irgendwo war der Schwachpunkt. »Sie werden am Genvergleich feststellen, dass Diel nicht der Täter ist.«
    »Ja, ich weiß. Morgen werde ich die Proben austauschen. Ich habe Müller angeboten, sie in die Pathologie zu bringen.« Er beobachtete Lichthaus, der seine Resignation nicht verbergen konnte. »Sie sehen, ich habe an alles gedacht. Nur Ihr Anruf vorhin war ein richtiger Schock. Ohne dieses dämliche Funkloch da oben hätten Sie mich gehabt. Ich habe Sie unterschätzt. Das war eng, doch jetzt beenden wir das Ganze.«
    »Sie werden Sie hetzen. Ein weiterer Mord an einem Kollegen.«
    »Nein, nein. Sie begehen heute Selbstmord. Entweder erhängen Sie sich oder Sie ertränken sich in der Riveris-Talsperre. Wie soll es aussehen? Ich überlasse es Ihnen.« Erneut sein wölfisches Grinsen. »Der Tod Scherers hat Sie scheinbar zu sehr mitgenommen.«
    »Das glaubt niemand.«
    »Da wäre ich nicht so sicher.« Schweiger beugte sich vor, packte ihn und legte ihn seitlich ins Becken. Lichthaus geriet in Panik.
    »Was ist mit den Haaren in Scherers Mund?«
    »Das war gut, nicht wahr? Bevor ich die Haare verlor, hatte ich schöne braune Locken. Meine Mutter hat vor meinem allerersten Friseurbesuch eine Strähne abgeschnitten und aufgehoben. Wer glaubt jetzt noch, dass ein Glatzkopf wie ich der Täter sein kann?«
    »Ein Zeuge nannte Sie Bäumler.«
    »Meine Mutter hat nach der Scheidung wieder ihren alten Namen angenommen. Wollte nichts mehr mit meinem Vater zu tun haben. Nannte ihn nur noch deinen Erzeuger.«
    »Wieso Scherer? Wieso die Morde an den Frauen?«, keuchte Lichthaus.
    »Die Morde an den Frauen?« Schweiger sah ihn verständnislos an und hielt mitten in der Bewegung inne. »Das sind keine Morde. Das sind Strafen.« Schweiger richtete sich auf.
    »Strafen?«
    »Ja, sehen Sie denn nicht, was los ist? Diese Weiber beherrschen uns.« Seine Stimme schwoll an. »Sie machen mit uns, was sie wollen. Ziehen uns an den Eiern hierhin und dorthin, und wir folgen ihnen wie die Idioten.«
    »Wieso gerade diese Frauen.«
    »Ich habe die schlimmsten ausgesucht.« Flecken zeigten sich auf seinem Gesicht. »Das sehe ich an ihrem Blick. Die muss man vernichten, damit sie nicht noch mehr Unheil anrichten.«
    »Ich verstehe nicht.« Schweiger sollte weiter erzählen, das lenkte ihn ab, und Lichthaus konnte Zeit gewinnen. Er begann von Neuem die Knoten zu bearbeiten. Sie lockerten sich nach und nach.
    »Sie haben diesen bösen Blick. Schauen mich an, wie sie es immer getan hat. Angeekelt, mitleidlos. Der widerliche kleine Uli, hat sie dann gedacht.«
    »Wer ist sie?« Er war der Lösung nahe.
    »Mutter.« Die Stimme flüsterte auf einmal. Schweiger schaute durch ihn hindurch in seine Hölle. »Können Sie sich eine Mutter vorstellen, die ihr Kind vergewaltigen lässt, ohne etwas dagegen zu tun.«
    »Nun, ich weiß, dass Mütter wegschauen, wenn der Vater …«
    »Nein, nicht mein Vater.« Schweiger schrie auf, wie nach einer Beleidigung. »Den hat diese Hure weggejagt. Den einzigen Menschen, den ich je geliebt habe, ausgerechnet den hat sie weggejagt. Es ging nicht mehr, hat sie mir gesagt. Ich war neun, konnte es nicht verstehen. Er war mit mir bei den Rittern, hat mit mir gespielt, hatte Zeit für mich. Alles war verloren.«
    »Wo hat Ihr Vater gearbeitet?«
    »Auf dem Hof. Doch er hat sich Zeit für mich genommen. Mutter hat als Sekretärin Geld verdient. Im Kurzentrum in Weiskirchen. Ich habe sie gehasst. Damals schon. Immer kalt. Nie ein gutes Wort. Keine Berührung. Nur Befehle und Verbote. Tu dies, lass das.« Er schwieg eine Weile und stand gedankenverloren mitten in der Waschküche, achtete nicht auf sein Opfer. Lichthaus richtete sich auf und zog mit aller Kraft an dem Seil. Einer der Knoten löste sich. Endlich ein wenig mehr Bewegungsfreiheit. »Dann kam sie mit Dieter nach Hause. Der schlimmste Mensch, dem ich jemals begegnet bin. Gleich und gleich gesellt sich gern. Anfangs war er nett, brachte mir Geschenke mit. Ich habe ihn trotzdem gehasst.«
    »Er hat sie vergewaltigt.«
    »Eines Mittags, Mutter war bei der Arbeit, kam er zu mir ins Zimmer. Ich saß da und las. Er kniete sich neben mich und zwang mich seine Erektion anzufassen. Ich erschrak, schrie ihn an, er solle rausgehen. Da hat er mich geschlagen. In den Magen, in die Nieren überall hin, wo man die Spuren nicht sieht. Dann musste ich ihn masturbieren.«
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