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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt
Autoren: Paul Walz
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emotionslosen Augen, wie der geschorene Schädel eines KZ-Kapos. Sinnlos, Gnade zu erwarten. Er trug ein einfaches T-Shirt und schwarze Jeans. Unauffällig ging er durch die Welt, ja völlig neutral, bis auf diese kalten blauen Augen. Lichthaus wandte den Blick ab. Er würde hier sterben und zwar heute noch. Nur diese toten Augen würden zusehen und hätten Spaß dabei.
    Warum war er nicht hinausgegangen, um auf die anderen zu warten, mit ihnen gemeinsam an diesen grauenvollen Ort zurückzukommen? Triumphierend und in Sicherheit. So wie er es gelernt hatte. Er hatte Claudia versprochen, vorsichtig zu sein. Er würde sie nie mehr sehen. Henriette würde ohne ihren Vater aufwachsen.
    Er schaute wieder in dieses maskenhafte Gesicht. Was hatte Ley noch gesagt? Etwas war mit dem Gesicht. Es war haarlos. Als er Eva Schneider fing. Haarlos, nicht glatt rasiert. Als er Stefanie Cordes vergewaltigt hatte. Damals in Wiesbaden. Alles fügte sich zu einem Bild zusammen. Jedes Puzzlesteinchen an seinem Platz. Die Klarheit, die er gesucht hatte.
    »Du mieses Schwein.« Seine Stimme war nur ein Krächzen. »Die anderen werden dich kriegen.«
    »Also Lichthaus, von Ihnen hätte ich etwas Geistreicheres erwartet.« Schweiger lächelte jovial. Der Sieger.
    »Vielleicht dröhnt ja mein Kopf von Ihrer freundlichen Begrüßung.« Er lächelte bitter.
    »Sie haben hier ja auch nichts verloren.« Schweigers Gesicht blieb unbewegt. »Ich habe Sie bewundert, Lichthaus. Immer auf der richtigen Fährte. Ich musste in Ihre Gruppe, musste nahe ran, denn als dieser Idiot da oben das Weib ausgegraben hatte und Sie an die Arbeit gingen, wurde es eng für mich.«
    »Ich hätte auf Sophies Gefühl hören sollen. Und auf Ihre Bewunderung kann ich verzichten, wie auf Hundescheiße vor meiner Haustür.« Sein Kopf klarte auf. Schweiger schaute ihn unverwandt mit ausdruckslosem Gesicht an. Lichthaus riss sich zusammen. Er hatte nur eine Chance, er musste aus diesem Becken heraus. Musste versuchen, die Knoten auf seinem Rücken zu lösen. Dazu brauchte er Zeit. Er musste reden, wollte auch die Wahrheit wissen. Er zwängte seine Fingernägel zwischen die Seile. Es schien nicht unmöglich, die Knoten zu lockern. Lenk ihn ab, befahl er sich streng.
    »Die anderen werden Sie trotzdem kriegen.«
    Die eiskalte Maske fiel. Schweiger lachte schallend. »Wer denn? Müller? Der Idiot steht oben in Neuhütten und tönt in die Welt, er habe den Serienmörder gefunden. Der ist so verblendet von seinem Erfolg, dieser Sesselfurzer. Der ist keine Gefahr. Hat mich selbst zum Leiter des Fahndungsteams gemacht.« Er lachte erneut. »Den Bock zum Gärtner. Ich hätte bis ins neue Jahr nach Pajeros gesucht.«
    »Sophie Erdmann.«
    »Ja, das Miststück ist gut. Doch machen Sie sich mal keine Hoffnung. Noch ehe der Hahn dreimal kräht.« Er kicherte verschwörerisch.
    »Wieso?« Lichthaus verstand nicht, spürte aber die Bedrohung.
    Selbstverliebt lächelnd fuhr Schweiger fort, ging nicht auf seine Frage ein. »Dem Diel habe ich ein altes Schwert untergeschoben und einen Mantel. Im Keller steht sogar ein Bett. Das Bettlaken ist von meiner letzten Mitbewohnerin.« Zynismus quoll aus seiner Stimme. »Da sind genug verwertbare Spuren drauf.«
    »Diel wird …«
    »Bald begraben. Tot ist er schon.«
    Lichthaus wurde kalt. »Sie …«
    Schweiger beugte sich vor. Seine Augen glühten vor Genugtuung. »Ja, ich. Diel war ein Bekannter von früher. Doch das wissen Sie ja bereits. Auch so ein Einzelgänger wie ich. Aber sehr mitteilsam. Wir haben uns ab und zu getroffen. Manchmal hat er mir auch geholfen, zum Beispiel mit meinem Hänger da draußen. Er hat immerzu gequatscht, wenn er hier war. Wie ein offenes Buch konnte ich jede Zeile seines langweiligen Gefühlslebens lesen, jede seiner eintönigen Gewohnheiten habe ich gekannt. Als Sie dann mit dem Namen kamen, war es einfach. Eine kleine Sprengkapsel am Bremsschlauch und ein bisschen an der Handbremse gefummelt, schon hat es gekracht. Mit stupidem Gesichtsausdruck ist er an mir vorbeigejagt, als ich die Sprengung ausgelöst habe. Einfach herrlich. Er hat sich auf sein allabendliches Rennen gefreut. Ab in den Tod.« Wieder dieses Siegerlächeln. »Der Kerl hat sogar überlebt, ich musste noch nachhelfen. Hat sich sogar bedankt, bevor ich ihm das Genick gebrochen habe. Die Dummheit der Leute ist mein bester Freund.« Schweiger schüttelte verständnislos den Kopf. »Minderwertiger Knecht. War nicht schade drum.«
    »Da hat er was von
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