Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition)
Autoren: Michael Grant
Vom Netzwerk:
geführt. Und die verhieß nichts Gutes.
    Astrid wollte etwas erwidern, es fiel ihr aber nichts ein außer: »Ich will nicht, dass du stirbst, Sam. Wenn du Gaia angreifst …«
    »Edilio schickt mich nicht alleine los.« Er nahm ihre Hand und drückte sie.
    »Wir sollten bald aufbrechen«, sagte Edilio. »In einer Stunde?«
    Sam nickte wie ein Verurteilter, der seine Strafe annahm, weil ihm gar nichts anderes übrig blieb. »In einer Stunde.«

Drei
    77 Stunden, 37 Minuten
    »Ich hab Hunger«, sagte Gaia, und das nicht zum ersten Mal an diesem Morgen.
    In der Nacht war Drake gekommen und hatte ihr ein paar Artischocken und eine tote Ratte gebracht. Gaia hatte ihn aber gleich wieder losgeschickt.
    Sie war ein sehr hungriges Kind. Ein schnell wachsendes Monster.
    Während Gaia in den letzten zwei Tagen damit beschäftigt gewesen war, sich selbst zu heilen und zu wachsen, war Drake ununterbrochen unterwegs gewesen, um Nahrung für sie aufzutreiben.
    Er hatte die Felder geplündert. Er hatte ein Fuhrwerk überfallen, das auf dem Weg zum See war. Er hatte Tiere erlegt und sie Gaia vorgesetzt. Sie hatte das Fleisch mit einem Lichtstrahl aus ihren Händen gebraten und es gierig verschlungen.
    Ihr Appetit schien jedoch immer größer zu werden. Und schon langsam zur Gefahr. Für Diana blieb nicht einmal einBissen übrig. Allmählich machten ihr die Blicke Angst, mit der ihre Tochter sie musterte.
    Gaia hatte noch nicht gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Ihre Blicke sprachen Bände: Sie betrachtete Diana als mögliche Mahlzeit. Manchmal sabberte sie dabei wie ein Hund kurz vor der Fütterung.
    Sie gingen an der Barriere entlang, folgten stur dem Kreisumfang der Kuppel, die von allen die FAYZ genannt wurde. Die Abkürzung stand für Fallout Alley Youth Zone , eine morbide Bezeichnung, die sich Howard Bassem ausgedacht hatte. Howard lebte nicht mehr, ihn hatten die Kojoten gefressen.
    Drake war also wieder auf Futtersuche, während Diana sich dabei ertappte, wie sie ihrem verhassten Feind Erfolg wünschte, und zwar schnell.
    Diana und Gaia waren auf einem der Berggipfel oberhalb des Minenschachts angekommen. Die Hänge auf der anderen Seite der Barriere waren noch viel höher und steiler. Im Vergleich dazu wirkten die Berge auf ihrer Seite eher wie die Ausläufer des Gebirges. Sie waren aber immer noch hoch genug, um in der Ferne den blauen Ozean sehen zu können. Die Inseln bildeten dunkle, gerade noch erkennbare Flecken.
    »Hey, ich weiß, wo es etwas zu essen gibt«, sagte Diana.
    »Das hast du mir schon gesagt: in Perdido Beach. Ich bin noch nicht so weit, um dorthin zu gehen. Bist du so blöd, dass du dich nicht daran erinnern kannst?«
    »Mir reicht’s langsam. Hör auf, mich ›blöd‹ zu nennen«, fuhr Diana sie an. »Du kannst mich Mutter nennen. Oder Diana. Such es dir aus.«
    Gaia blieb stehen, starrte Diana an und blinzelte.
    Im selben Moment begann Diana zu schreien. »Aaaaah! Neiiin, nicht!« Ihr Kopf fühlte sich an, als würde mit einem glühend heißen Messer auf ihn eingestochen. Die Schmerzen waren grauenhaft. Und verschwanden so plötzlich, wie sie angefangen hatten.
    Die Attacke hatte vielleicht drei Sekunden gedauert, sich aber viel länger angefühlt, jedenfalls lange genug, um Diana an den Rand des Wahnsinns zu treiben.
    Sie lag zitternd und würgend auf den Knien, aus ihrem leeren Magen drang aber nichts nach oben.
    Gaia trat an sie heran. »Du befiehlst hier gar nichts.« Sie war nur ein Kind, aber mit einer Macht, die weit über die eines normalen Menschen hinausging. Ihre Augen waren blau, ihre Haare fast schwarz. Mit ihren pummeligen Fingern strich sie über Dianas Rücken und Nacken, als testete sie das Fleisch. Wie ein Koch, der ein Steak abtastet. »Du dienst mir. Du bist eine Sklavin. Meine Sklavin.«
    Diana nickte nur. Die Angst vor neuen Schmerzen hinderte sie am Sprechen.
    »Da wir uns aber in dieser Menschensprache unterhalten müssen«, lenkte Gaia ein, »brauchst du einen Namen. Ich nenne dich Diana.«
    »Super«, stieß Diana zwischen zusammengepressten Zähnen hervor.
    »Essen?«
    »Auf einer Insel. Du kannst sie sehen. Der graue Klumpen da draußen auf dem Meer.«
    Gaia hielt nach der Insel Ausschau. »Ich sehe nichts.«
    »Siehst du den Ozean? Die bläuliche Fläche da hinten?«
    »Nein.«
    Das machte Diana stutzig. Sie blickte sich um und sagte: »Siehst du die Bäume da drüben auf dem Kamm? Wie viele sind es?« Es waren drei und sie standen weit genug auseinander, um sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher