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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Lexikon der Oeko-Irrtuemer

Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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schaffen. Dies paßt zu Angaben des Bundesumweltministeriums, wonach alleine im Energiebereich 100000 Stellen geschaffen werden könnten. Diese Arbeitsstellen sind auch deshalb interessant, weil sie sich über weite Bereiche von Handwerk, Mittelstand und Industrie verteilen. Hierdurch unterscheiden sie sich von Arbeitsplätzen, die beispielsweise mit 23 Milliarden Mark Steuergeldern für den Eurofighter geschaffen werden. Im ersten Fall entsteht eine breite Palette von Arbeitsplätzen, im zweiten Fall hängen die Stellen über kurz oder lang vom Wohlwollen eines großen Konzerns ab. Äußerst fraglich ist auch, ob ein Kriegsflugzeug größere Exportchancen besitzt als intelligente Umwelttechnik. Der Markt für Umwelttechnik wird als eine der wenigen Wachstumsbranchen der Zukunft definiert. Allein in Westeuropa betrug der Gesamtmarkt 1997 etwa 250 Milliarden Mark, im Jahre 2010 sollen es schon 380 Milliarden Mark sein. 3
      
    1 die tageszeitung vom 24. 5. 1997. 2 Die Zeit vom 24. 10. 1997. 3 Messe München, Presse-Information, unter Bezug auf Helmut Kaiser, Unternehmensberatung, Tübingen, 1997.

»In der Rezession kommt die Umwelt unter die Räder«
      
    In Deutschland muß gespart werden. Viele fürchten, dem Sparzwang werde als erstes der Umweltschutz zum Opfer fallen. Doch eine Menge ökologischer Probleme entschärfen sich - nicht weil etwas getan wird, sondern vor allem auch, weil etwas gelassen wird. So unerfreulich eine negative Wirtschaftsentwicklung in sozialer Hinsicht ist, so differenziert muß sie unter ökologischen Gesichtspunkten betrachtet werden.
    So werden in einer Rezession allenthalben überflüssige Bauvorhaben oder zweifelhafte Großprojekte abgeblasen. Leere öffentliche Kassen sind der Umwelt mitunter dienlicher als ein prallvoller Geldsäckel, mit dem im ökologischen Sinn auch viel Unheil gestiftet werden kann. Beispielsweise endeten die hochfliegenden Pläne für einen dritten Berliner Großflughafen 1996 in einer Bauchlandung - er wurde aus purem Geldmangel (zumindest vorerst) zurückgestellt. Welch ein Erfolg im Bemühen gegen Zersiedlung und Naturverbrauch, gegen Lärm und Abgase. Ob Umweltschützer dieses Resultat mit Protesten erreicht hätten? Wohl kaum. Man denke nur an die Frankfurter Startbahn West: Sie war den Verantwortlichen seinerzeit noch einen kleinen Bürgerkrieg wert.
    Stichwort Krieg und Frieden: Von 89 Truppenübungsplätzen Ende der achtziger Jahre wurden inzwischen 53 (!) aus Geldmangel von der Bundeswehr geschlossen - eine Zahl, die man kaum glauben mag. Not macht erfinderisch: Die Bundeswehr zielt immer öfter per Computersimulation auf den Feind und läßt Panzer oder Düsenjet in der Garage -was nicht nur ein ökologischer Fortschritt ist. 1 (Vielleicht lassen sich künftige Kriege ja unter Umgehung der Wirklichkeit gänzlich im Computer austragen.)
    Auf einem heilsamen Niveau pendelt sich inzwischen auch die Nachfrage nach Gewerbegebieten ein. Die Hälfte der in Ostdeutschland nach der Wende-Euphorie frisch ausgewiesenen Areale steht leer - das entspricht einer Fläche von mehr als 10000 Fußballplätzen. Die »ungedüngten Magerstandorte« (welch symbolischer Begriff) werden von seltenen Pflanzen und Tieren umgehend zurückerobert.
      
Kosteneinsparungen durch Umweltschutz
      
    Anteil befragter Manager, die angaben, in diesem Bereich Kosten zu sparen.*

      
    Entgegen oft geäußerten Befürchtungen spart Umweltschutz mehr Geld als er kostet. Eine Befragung unter 800 Mitgliedsunternehmen der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer ergab, daß sich effizientes Umweltmanagement lohnt. (Quelle: Wirtschaftsbild 1997/UNI/ASU Umweltmanagementbefragung 1997)
      
    Aber es wird nicht nur weniger gebaut, sondern vielfach auch weniger konsumiert. Wer aufs Geld achten muß, spart beispielsweise bereitwilliger Sprit und Heizöl. Sogar Deutschlands Führungskräfte legen bisweilen den Rückwärtsgang ein: So brach der Verkauf spritschluckender Mercedes-S-Klasse-Limousinen Anfang 1996 um 30 Prozent (Monat Februar) gegenüber dem Vorjahr ein. Die großen BMW rutschten um 24 Prozent ab. Der Grund: Mit einer neuen Dienstwagen-Besteuerung bat der notleidende Finanzminister Benutzer teurer Luxuskarossen stärker als bisher zur Kasse (oder sagen wir es mal so:
    Zwölfzylinder und Ledersitze können jetzt nicht mehr vollständig sozialisiert werden). Wenn man so will, ist das eine indirekte Ökosteuer.
    Saubere industrielle Produktionsverfahren kommen in der Rezession
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