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Lewis, Michael

Lewis, Michael

Titel: Lewis, Michael
Autoren: The Big Short
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zugesagt hatte, das Unternehmen
niemals zu verkaufen.) Seinen Kollegen an der Wall Street hatte er wegen ihrer
moralischen Missbilligung einen gigantischen Stinkefinger gezeigt. Und er hatte
die Gunst der Stunde genutzt. Er und seine Partner hatten nicht nur kurzen
Prozess gemacht, sondern das finanzielle Risiko letztlich von sich auf ihre
Aktionäre verlagert. Für die Aktionäre erwies sich diese Maßnahme letzten Endes
nicht als sonderlich sinnvoll. (Eine Salomon-Brothers-Aktie hatte 1986, als ich
als Broker anfing, einen Marktwert von 42 US-Dollar und ist heute 2,26
Citigroup-Aktien wert, die am ersten Handelstag 2010 einen kombinierten Marktwert
von 7,48 US-Dollar hatten.) Aber für die Bondhändler war es überaus sinnvoll.
    Von
diesem Augenblick an wurde das Wall-Street-Unternehmen zu einer Blackbox. Die
Aktionäre, die das Risiko finanzierten, verstanden nicht wirklich, was die
Leute taten, die diese Risiken eingingen, und in dem Maße, wie die Risiken
immer komplexer wurden, nahm ihr Verständnis weiter ab. Klar war lediglich,
dass geschickte Finanzleute mit komplexen Spekulationen erheblich höhere
Gewinne machen konnten als mit dem Kundengeschäft und der Kapitalbeschaffung
für produktive Unternehmen. Die Kunden wurden seltsamerweise nebensächlich.
(Ist es da ein Wunder, dass das Misstrauen der Käuferseite gegenüber der
Verkäuferseite am Anleihenmarkt ein Maß erreichte, dass die Käufer eine Chance
auf schnelles Geld nicht erkannten, als Greg Lippmann, ein Verkäufer, sie ihnen
anbot?) Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre erlebte Salomon
Brothers Jahre - großartige Jahre! -, in denen fünf Mitarbeiter im Eigenhandel,
die geistigen Vorfahren Howie Hublers, mehr als den Jahresgewinn des
Unternehmens erwirtschafteten. Das heißt, dass die gut zehntausend anderen Beschäftigten
des Unternehmens insgesamt Verluste machten.
    In
dem Moment, als Salomon Brothers die potenziellen Gewinne demonstrierte, die
sich durch die Umwandlung einer Investmentbank in eine Aktiengesellschaft und
durch Hebelung der Bilanz mit exotischen Risiken erwirtschaften ließen,
änderten sich die psychischen Grundlagen der Wall Street: Aus Vertrauen wurde
blindes Vertrauen. Keine Investmentbank, die ihren Beschäftigten gehört hätte,
hätte das Verhältnis von Fremd- zu Eigenkapital auf 35 zu 1 erhöht oder
Mezzanine-CDOs im Wert von 50 Milliarden US-Dollar gekauft und behalten. Ich
bezweifle, dass irgendeine Bank im Gesellschafterbesitz versucht hätte, die
Ratingagenturen unter Druck zu setzen, sich mit Kredithaien einzulassen oder
auch nur zu erlauben, dass CDOs an ihre Kunden verkauft würden. Die kurzfristig
zu erwartenden Gewinne hätten die langfristig zu erwartenden Verluste nicht
gerechtfertigt.
    Übrigens
hätte kein Finanzunternehmen in Gesellschafterbesitz mich oder einen jungen
Menschen, der auch nur entfernte Ähnlichkeit mit mir hatte, eingestellt.
Bestand jemals ein Zusammenhang zwischen der Fähigkeit, in Princeton zu studieren
und einen Abschluss zu machen, und einem Talent, finanzielle Risiken
einzugehen?
     
    Seit
Cornwall Capital gegen Subprime-Kredite spekulierte, machte Charlie Ledley sich
vor allem Sorgen, der Staat könnte eingreifen und verhindern, dass Amerikaner mit
Subprime-Hypothekenkrediten zahlungsunfähig würden. Das tat er
selbstverständlich nicht. Vielmehr griff er ein und verhinderte, dass die
großen Wall-Street-Unternehmen bankrott gingen, die es fertiggebracht hatten,
sich mit unzähligen dummen Spekulationen auf Subprime-Kreditnehmer zu
ruinieren.
    Nach
dem Zusammenbruch von Bear Stearns drängte die US-Regierung J. P. Morgan, die
bankrotte Investmentbank zu einem Ramschpreis zu kaufen, und gab Garantien für
die wackeligsten Aktiva von Bear Stearns. Die Besitzer von
Bear-Stearns-Anleihen wurden saniert, während die Aktionäre den größten Teil
ihres Geldes verloren. Dann folgte der Zusammenbruch der staatlich geförderten
Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac, die prompt beide verstaatlicht
wurden. Man löste das Management ab, vollzog eine drastische Kapitalverwässerung
für die Aktionäre und ließ die Gläubiger ungeschoren, wenn auch in einer
gewissen Unsicherheit. Als Nächstes folgte die Investmentbank Lehman Brothers,
die man schlicht bankrott gehen ließ - was die Lage noch komplizierter machte.
Zunächst erklärten das US-Finanzministerium und die US-Notenbank, sie hätten
Lehman Brothers als Signal untergehen lassen, dass es nicht für sämtliche
waghalsig
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