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Lewis, CS - Narnia 7

Lewis, CS - Narnia 7

Titel: Lewis, CS - Narnia 7
Autoren: Der letzte Kampf
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gesehen hatte, als sie ihn bleich und verwundet aus der Schlacht mit dem Riesen heimbrachten. Dies hier war sein junger und fröhlicher Vater aus sehr frühen Tagen, an die Tirian sich noch genau erinnern konnte. Damals war er selbst noch ein kleiner Knabe gewesen und hatte mit seinem Vater zusammen im Schloßgarten zu Otterfluh gespielt, bevor es an Sommerabenden Zeit zum Schlafengehen war. Er spürte jetzt deutlich wieder den Geschmack von Brot und Milch, die es in jenen Tagen gewöhnlich zum Abendessen gegeben hatte.
    Inzwischen dachte Kleinod: »Ich werde sie verlassen, damit sie ein wenig plaudern können, und dann will ich den guten König Erlian begrüßen. Manch einen herrlichen Apfel hat er mir gegeben, als ich noch ein Fohlen war.«
    Im nächsten Augenblick aber hatte Kleinod an etwas anderes zu denken, denn aus dem Torweg kam ein Wesen, so mächtig und edel, daß sogar ein Einhorn sich in seiner Gegenwart schüchtern fühlte: ein großes geflügeltes Pferd. Es blickte Lord Digor und die Dame Marie an und wieherte laut: »Ach, ihr Lieben!« Und sie riefen beide: »Flügeling! Guter alter Flügeling!« und stürzten hin, um ihn zu küssen.
    Mittlerweile forderte die Maus alle auf, in den Garten einzutreten. So gingen sie denn durch die goldenen Tore, dem feinen Duft entgegen, der zu ihnen aus dem Garten wehte, und tauchten in die kühle Mischung aus Sonnenlicht und Schatten unter den Bäumen. Sie schritten auf federndem Rasen, der über und über mit weißen Blumen gesprenkelt war. Jedem fiel auf, daß der Platz viel größer war, als er von außen erschien, aber niemand hatte Zeit, darüber nachzudenken, denn es kamen Leute aus allen Richtungen herbei, um die Gäste zu begrüßen. Jeder, von dem man einmal gehört hat (wenn man die Geschichte dieser Länder kennt), schien anwesend zu sein. Da stand Lohfeder die Eule und Finsterpfeil die Sumpfhenne, da waren König Kilian der Entzauberte, seine Mutter, die Sternentochter, und Kilians großer Vater Kaspian. Nahe an seiner Seite standen Lord Drinian und Lord Berne, Trumm der Zwerg, der gute Dachs Trüffeljäger und Talsturm der Zentaur. Von der anderen Seite kamen Kor, der König von Archenland, sein Vater König Lune mit seiner Frau Königin Aravis und dem tapferen Prinzen Korin-Donnerfaust. Es kamen auch Brio das Pferd und Huin die Stute.
    Das war ein Grüßen und Küssen und Händeschütteln hin und her. Alte Späße lebten wieder auf. (Wer hat eine Ahnung, wie gut ein alter Witz klingt, wenn man ihn wieder hervorholt nach einer Ruhepause von fünf-oder sechshundert Jahren?) Die ganze Gesellschaft bewegte sich vorwärts zum Mittelpunkt des Obstgartens, wo der Vogel Phönix in einem Baum saß und auf alle herabschaute.
    Am Fuße jenes Baumes standen zwei Thronsessel, auf denen ein König und eine Königin saßen, so groß und schön, daß sich jedermann vor ihnen verneigte. Sie taten recht daran, denn diese zwei waren König Franz und Königin Helene, von denen die meisten alten Könige von Narnia und Archenland abstammen. Tirian fühlte sich, wie jemand sich fühlen müßte, wenn er vor Adam und Eva stände.
    Ungefähr eine halbe Stunde später – oder war es ein halbes Jahrhundert danach? Denn die Zeit dort ist nicht der hiesigen gleich – stand Luzie mit ihrem lieben Freund dem Faun Tumnus zusammen. Sie sahen über die Mauer des Gartens hinab und erblickten unten ganz Narnia vor sich ausgebreitet. Schaute man hinunter, so fand man, dieser Hügel sei doch viel höher, als man gedacht hatte. Er fiel herab mit leuchtenden Klippen, Hunderte von Metern tief, und die Bäume in dieser tieferen Welt sahen nicht größer aus als Salzkörner. Dann wandten sie sich wieder einwärts und standen mit dem Rücken zur Mauer und blickten auf den Garten.
    »Ich sehe«, sagte Luzie gedankenvoll, »ich sehe es jetzt deutlicher. Dieser Garten ist wie der Stall. Er ist innen viel größer als außen.«
    »Natürlich, Evastochter«, sagte der Faun. »Je weiter hinauf und je weiter hinein du gehst, um so größer wird alles. Die Innenseite ist größer als die Außenseite.«
    Luzie blickte genau in den Garten und merkte, daß es in Wirklichkeit gar kein richtiger Garten war, sondern eine ganze Welt mit ihren eigenen Flüssen, Wäldern und Bergen. Aber diese Welt war ihr nicht fremd, sie kannte alles.
    »Ich sehe«, sagte sie, »das ist noch Narnia, und zwar wirklicher und schöner als das Narnia da unten. Das Narnia da unten wiederum ist wirklicher und schöner als das Narnia
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