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Lewis, CS - Narnia 7

Lewis, CS - Narnia 7

Titel: Lewis, CS - Narnia 7
Autoren: Der letzte Kampf
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tieferem Sinn: jeder Felsen, jede Blume und jeder Grashalm sahen so aus, als ob sie noch mehr bedeuteten.
    Man kann es nicht besser beschreiben als so. Kommt jemand dorthin, wird er wissen, was gemeint ist. Das Einhorn faßte zusammen, was jeder fühlte. Mit dem rechten Vorderfuß stampfte es den Boden, wieherte laut und rief dann:
    »Nun bin ich doch noch nach Hause gekommen! Das ist meine wahre Heimat. Hier gehöre ich hin. Nach diesem Land habe ich mich mein ganzes Leben lang gesehnt. Aber das wußte ich bis jetzt nicht. Warum liebten wir das alte Narnia? Weil es manchmal ein bißchen wie dieses Land hier aussah. Brii – hü – hü! Kommt weiter, weiter hinein und weiter hinauf.«
    Kleinod schüttelte seine Mähne und sprang in vollem Galopp vorwärts, in einem Einhorngalopp, der ihn in unserer Welt in wenigen Minuten aus dem Blickfeld aller getragen hätte. Aber nun kam etwas Spaßiges. Jeder begann zu rennen, und zu ihrem Erstaunen konnten sie Schritt halten mit Kleinod, nicht nur die Hunde und Menschen, sogar der kleine Grauohr und der kurzbeinige Zwerg Pogge. Die Luft blies ihnen ins Gesicht, als ob sie in einem schnellfahrenden Auto ohne Windschutzscheibe säßen. Das Land flog an ihnen vorüber, als ob sie es aus den Fenstern eines Schnellzuges sähen. Schneller, immer schneller rannten sie, aber keinem wurde heiß, keiner wurde müde, keiner kam außer Atem.
     

Abschied vom Schattenreich
     
    Könnte man rennen, ohne müde zu werden, dann möchte man oft nichts anderes tun. Aber es können besondere Gründe sein, wenn man plötzlich im Rennen anhält. Jetzt war ein besonderer Grund da, der Eugen sofort ausrufen ließ: »Halt! Schaut mal, wohin wir rennen!«
    Er hatte recht, denn nun sahen sie den Kesselteich vor sich und dahinter die hohen unbesteigbaren Berge. In jeder Sekunde flossen von den Felsen Tausende von Tonnen Wasser herab, das an manchen Stellen wie Diamanten glitzerte, an anderen dunkel und glasig grün war. Das war der Wasserfall. Schon klang sein Donnern in ihren Ohren.
    »Nicht stehenbleiben! Weiter hinein und weiter hinauf!« rief Weitsicht und stieg im Flug ein wenig aufwärts.
    »Für ihn ist das alles sehr schön«, sagte Eugen, aber auch Kleinod rief aus: »Bleibt nicht stehen! Weiter hinein und weiter hinauf! Ohne Rast und ohne Umweg!«
    Seine Stimme war bei dem Getöse des Wassers gerade noch zu hören, im nächsten Augenblick aber sah man, daß Kleinod in den Teich getaucht war. Holterdiepolter, mit Spritzen und Plantschen folgten die anderen ihm nach ins Wasser. Das Wasser war nicht beißend kalt, wie alle (besonders Grauohr) erwartet hatten, sondern von einer herrlich schaumigen Kühle. Sie merkten alle, daß sie auf den Wasserfall zuschwammen.
    »Das ist doch verrückt!« sagte Eugen zu Edmund.
    »Ich weiß«, erwiderte Edmund.
    »Ist es nicht wundervoll?« fragte Luzie. »Habt ihr bemerkt, hier kann man sich nicht fürchten, selbst wenn man es will. Versucht es doch.«
    »Beim Himmel, keiner kann es«, sagte Eugen, nachdem er es versucht hatte.
    Kleinod erreichte als erster den Fuß des Wasserfalls, aber Tirian war gleich hinter ihm. Jutta war die letzte und konnte so alles besser als die andern sehen. Sie sah etwas Weißes, das sich geradewegs auf der Oberfläche des Wasserfalls nach oben bewegte. Das weiße Ding war das Einhorn. Man konnte nicht sagen, ob Kleinod schwamm oder kletterte, aber er kam höher und immer höher. Die Spitze seines Horns teilte das Wasser genau über seinem Kopf, und die Flut fiel wellig in zwei regenbogenfarbigen Strömen über seine Schultern herab. Genau hinter ihm kam König Tirian. Er bewegte seine Arme und Beine wie beim Schwimmen, aber er stieg gerade aufwärts, als ob man eine Hauswand hinaufschwimmen könnte.
    Am spaßigsten sahen die Hunde aus. Während des Galopps waren sie nicht außer Atem gekommen, aber nun, als sie nach oben kletterten, gab es ein großes Prusten und Niesen unter ihnen. Das kam daher, weil sie dauernd bellen wollten, und jedesmal, wenn sie bellten, bekamen sie ihre Mäuler und Nasen voll Wasser, das ihr Bellen erstickte.
    Aber ehe Jutta noch Zeit hatte, das alles zu bemerken, stieg sie selbst den Wasserfall hinauf.
    So etwas wäre in unserer Welt ganz unmöglich gewesen. Selbst dann, wenn man nicht ertrinken würde, wäre man in Stücke zerschmettert worden von der schrecklichen Wucht des Wassers. Aber in diesem neuen Narnia konnte man das tun. Man kam voran und hoch und höher. Am eigenen Leib brachen und spiegelten
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