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Lewis, CS - Narnia 2

Lewis, CS - Narnia 2

Titel: Lewis, CS - Narnia 2
Autoren: Der Konig von Narnia
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lag, wurden sie mutiger, und eine Weile lang konnten die beiden Mädchen Aslan nicht einmal mehr sehn, so dicht war er umringt von diesem scheußlichen Gewimmel, das ihn mit Füßen trat, ihn stieß, ihn bespuckte und üblen Spott mit ihm trieb.
    Dann fesselten sie ihn enger und zogen die Stricke immer stärker an. Er war so gefesselt, daß er nun tatsächlich nur noch einem Knäuel von Stricken glich.
    »Oh, diese Feiglinge, diese Feiglinge«, schluchzte Suse.
    »Sogar jetzt haben sie noch Angst vor ihm.«
    Endlich hatte das Gesindel seine häßlichen Späße satt.
    Sie schleppten den gefesselten Löwen mit seinem Maulkorb zum Steintisch. Einige zogen, andere schoben nach, er war zu gewaltig, und sie erschöpften alle ihre Kräfte, um ihn auf die Steintafel zu heben.
    Sobald Aslan auf dem flachen Tische lag, erstarrte die Menge in Stille. Vier Furien, vier Fackeln in den Händen, standen an den vier Ecken des Tisches. Die Hexe entblößte wieder ihre Arme, genau wie in der vergangenen Nacht, als es um Edmund und nicht um Aslan ging. Dann wetzte sie ihr Messer, die Kinder sahen das Messer im Fackelschein. Es schien nicht von Stahl, sondern von Stein zu sein und sah unheimlich und seltsam böse aus.
    Endlich trat sie nahe an ihn heran und stand ihm zu Häupten. Ihr Gesicht zuckte krampfhaft und war vor Wut verzerrt. Das seine blickte still zum Himmel empor, ohne Groll, ohne Furcht. Da beugte sie sich nieder und rief, ehe sie zum Schlag anhob, mit bebender Stimme: »Wer ist nun obenauf? Hast du, mit all deinem Getue, geglaubt, daß du den verräterischen Menschen retten kannst? Nun hast du zu sterben, so wie wir abgemacht haben, auf daß der Urzauber befriedigt werde. Aber wenn du erst einmal tot bist, wer will mich hindern, auch ihn umzubringen? Begreifst du, daß du mir Narnia für immer ausgeliefert hast? Dein eigenes Leben hast du verloren und seines nicht gerettet. In diesem Bewußtsein magst du verzweifeln und sterben.«
    Die Kinder sahen nicht, wie sie ihn tötete. Sie konnten den Anblick nicht ertragen und hatten ihre Augen verhüllt.
     

NOCH TIEFERER ZAUBER AUS DER ZEITEN DÄMMERUNG
     
    Während die beiden kleinen Mädchen noch in den Büschen kauerten, das Gesicht in den Händen, hörten sie die Hexe rufen: »Mir nach und auf in den letzten Kampf! Noch eine kurze Weile, und wir haben das Menschengezücht ausgerottet, jetzt, da der große Narr, diese Riesenkatze, tot ist.«
    Da schwebten die beiden Kinder einige Sekunden lang in großer Gefahr, denn mit wildem Geschrei, gellendem Pfeifen und schrillem Hörnerklang fegte das gemeine Pack gerade an ihrem Versteck vorbei hügelabwärts. Sie fühlten die Gespenster wie einen kalten Wind an sich überstreichen. Der Boden bebte vom Galoppieren der Stiermenschen, und über ihren Köpfen schwirrte der garstige Flügelschlag schwarzer Geier und riesenhafter Fledermäuse. Zu jeder andern Zeit hätten sie vor Furcht gezittert, aber ihr Herz war zu voll von Trauer, Schrecken und Scham über Aslans Tod, und sie achteten kaum auf etwas anderes.
    Sobald der Wald wieder still geworden war, erkletterten Suse und Lucy den Hügel. Der Mond war im Untergehn, leichte Wolken glitten über ihn hin, aber sie sahen gleich die Gestalt des toten Löwen in seinen Fesseln. Sie knieten beide im nassen Gras, sahen sein kaltes Gesicht und streichelten sein schönes Haar, soviel davon übriggeblieben war, und weinten, bis sie keine Tränen mehr hatten. Dann blickten sie sich an, faßten sich aus lauter Einsamkeit an den Händen, weinten aufs neue und verstummten abermals. Endlich sagte Lucy: »Ich kann den häßlichen Maulkorb nicht ertragen, können wir ihn nicht abnehmen?«
    Sie versuchten es, und nach vielen Anstrengungen, ihre Finger waren starr vor Kälte, und es war stockfinstere Nacht, gelang es schließlich. Aber als sie sein Gesicht frei sahen, brachen sie von neuem in Tränen aus und liebkosten und hätschelten ihn abermals. Blut und Schaum wischten sie, so gut sie konnten, weg, und alles war unsagbar gottverlassen, unsagbar hoffnungslos, unsagbar grauenvoll.
    »Ob wir ihm nicht auch die Fesseln abnehmen könnten?« fragte Suse.
    Doch seine Gegner hatten aus purer Bosheit die Stricke so fest angezogen, daß sie keinen Knoten lösen konnten.
    Ich hoffe, keiner, der dieses Buch liest, ist jemals so unglücklich und traurig gewesen wie Suse und Lucy in jener Nacht, aber wenn er jemals eine Nacht lang aufgeblieben ist und geweint hat, bis ihm die Tränen versiegten, dann wird er
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