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Lewis, CS - Narnia 2

Lewis, CS - Narnia 2

Titel: Lewis, CS - Narnia 2
Autoren: Der Konig von Narnia
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ein Schloß sein könnte, standen sie schon vor seinen Mauern. Nun sah es nicht mehr wie ein Spielzeug aus, sondern erhob sich finster drohend vor ihnen. Kein Menschengesicht schaute über den Festungswall, und die hohen Tore waren fest verschlossen. Aslan verringerte seinen Lauf nicht, sondern rannte wie aus der Kanone geschossen darauf zu. »Der Hexe Haus! Nun, Kinder, haltet euch fest.« Im nächsten Augenblick schien die ganze Welt kopfzustehn, und den Kindern war es, als drehe sich ihnen der Magen um. Der Löwe hatte sich zum gewaltigsten Sprung gesammelt, den er bisher mit ihnen gewagt hatte, und sprang, ach nein, wir wollen es lieber fliegen nennen, er flog regelrecht über die Schloßmauer.
    Die beiden Mädchen waren atemlos, aber unversehrt.
    Als er auf dem Boden landete, purzelten sie von seinem Rücken herab und befanden sich mitten in einem weiten gepflasterten Hof voll Steinfiguren.
     

WAS MIT DEN VERSTEINERTEN FIGUREN GESCHAH
     
    »Welch merkwürdiger Ort!« rief Lucy. »All dies steinerne Getier und auch menschliche Figuren! Es ist wie in einem Museum.«
    »Pst, pst«, warnte Suse. »Sieh doch, was Aslan tut.« Und wirklich! Er sprang zu einem Steinlöwen hin und blies ihn mit seinem Atem an. Ohne innezuhalten, strich er von einem zum andern, wedelte wie eine Katze mit dem Schweif um alle herum und blies gleich den Steinzwerg an, der – ihr erinnert euch doch noch –, nur wenig vom Löwen entfernt, diesem den Rücken zukehrte. Dann eilte er zu einer hohen steinernen Dryade, die hinter dem Zwerg stand, wandte sich blitzschnell seitlich zu einem steinernen Kaninchen auf der rechten Seite und lief zu zwei Zentauren hin. Doch da rief Lucy: »Oh, Suse, schau dir den Löwen an!«
    Ihr habt sicher schon einmal gesehn, wie jemand ein brennendes Zündholz an das Papier hält, das zum Feuerfangen unter dem Holz im Ofen liegt. Erst scheint gar nichts zu geschehen, dann aber zuckt ein feiner Flammenstreifen am Rande des Papiers entlang. Und genau so geschah es hier. Eine Weile, nachdem Aslan den Steinlöwen angeblasen hatte, blieb er unverändert starr, dann begann ein dünner Streifen Gold an seinem weißen Marmorrücken entlangzuzüngeln, er verbreiterte sich und beleckte ihn, wie eine Flamme das Papier entzündet. Während sein Hinterteil noch versteinert war, schüttelte er schon die Mähne, und eine Steinfalte nach der andern wurde zu lebendigem Haar. Dann öffnete er seinen großen roten Rachen und ließ warm und lebendig ein beachtliches Gähnen hören. Nun erwachten seine Hinterbeine zum Leben, er hob eines und kratzte sich. Schließlich erblickte er Aslan, lief zu ihm hin, tanzte einen Freudentanz vor Entzücken, sprang an ihm empor und leckte sein Angesicht.
    Selbstverständlich folgten die Kinder mit ihren Augen dem Löwen, aber es gab so viele Wunder zu sehn, daß sie ihn bald vergaßen. Überall begannen die Steingebilde zu leben. Der Hof glich nicht länger einem Museum, sondern viel eher einem zoologischen Garten. Allerhand Tiere eilten zu Aslan und umringten ihn, zeitweilig verschwand er gänzlich im Gedränge. Das unheimlich farblose Grau des Hofes verwandelte sich in lebendigen Farbenglanz. Das warme Kastanienbraun der Zentaurenleiber, das Indigoblau des Hornes der Einhörner, das Rostbraun der Füchse, Hunde und Satyre, die gelben Strümpfe und knallroten Mützen der Zwerge, Eiben und Buchen mit ihrem silbrigen Grün, das Lärchengrün, das fast noch gelblich schimmerte, dazwischen gestreut das Silber der Birkenstämme, und nicht zu vergessen das flammend farbige Gefieder der Vögel.
    Aus dem tödlichen Schweigen des Hofes war ein Mordslärm geworden, ein glückliches Bellen, Kläffen, Winseln, das Posaunen der Esel, ein Girren, Gurren, Trillern, Zwitschern, Pfeifen und Tremolieren, ein Stampfen, Wiehern und ein Hurraschreien, ein Jubilieren, Singen und Lachen.
    »Oh«, rief Suse ängstlich, »jetzt bin ich begierig, ob das gut ausgeht!«
    Lucy blickte auf und sah, wie Aslan die Füße eines versteinerten Riesen anblies.
    »Nur keine Angst!« rief Aslan freudestrahlend. »Sobald die Beine sich bewegen, kommt das andere nach.«
    »Ja, das eben fürchte ich«, flüsterte Suse in Lucys Ohr.
    Aber es war zu spät, es zu verhindern, selbst wenn Aslan es gehört hätte. Das Erwachen krabbelte schon an den Riesenbeinen hoch, und da bewegte er seine Füße, und einen Augenblick später hob er seine Keule auf die Schulter, rieb sich die Augen und sagte: »Lieber Himmel, ich muß eingeschlafen sein.
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