Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 2

Lewis, CS - Narnia 2

Titel: Lewis, CS - Narnia 2
Autoren: Der Konig von Narnia
Vom Netzwerk:
Fenstersims lagen ein paar tote Schmeißfliegen.
    »Da ist nichts!« erklärte Peter. Sie trotteten wieder hinaus.
    Nur Lucy blieb zurück. »Was steckt wohl in dem Schrank, dachte sie, und obgleich sie sicher glaubte, daß der Schrank verschlossen sei, öffnete sich die Tür zu ihrer Überraschung ganz leicht, und zwei Mottenkugeln rollten heraus. Als sie hineinschaute, sah sie verschiedene Mäntel hängen, hauptsächlich lange Pelze. Nichts mochte Lucy lieber als Pelze, ihren Geruch und das weiche Fell zwischen den Fingern. Sie kroch flugs zwischen die Pelze und rieb ihr Gesicht dagegen. (Natürlich schnappte sie die Tür nicht ins Schloß, denn sie wußte genau, wie töricht es ist, sich in einen Kleiderschrank einzuschließen.) Bald kroch sie tiefer hinein und entdeckte dabei hinter der ersten Mantelreihe eine zweite. Es war beinahe ganz dunkel im Schrank, und um nicht mit der Nase an die Hinterwand zu stoßen, hielt sie die Arme vor sich ausgestreckt. Vorsichtig wagte sie erst einen, dann zwei, ja sogar drei Schritte, sie erwartete jeden Augenblick, mit ihren Fingerspitzen an die Wand zu tasten, aber die kam nicht und kam nicht.
    Das muß ja ein geradezu riesenhafter Schrank sein, dachte Lucy. Sie ging noch tiefer und schob die weichen Mantelfalten zur Seite, um Platz zu schaffen. Da knirschte etwas unter ihren Füßen. Wohl noch mehr Mottenkugeln? dachte sie und beugte sich nieder, um sie aufzuheben. Aber sie faßte nicht das harte, glatte Holz des Bodens, sie griff etwas Weiches, Pulvriges und ganz Kaltes. Das ist doch recht sonderbar, überlegte sie und ging noch einige Schritte weiter.
    Nun fühlte sie gar keinen weichen Pelz mehr an Gesicht und Händen, sondern etwas Hartes, Rauhes, sogar Stachliges. Was ist denn das? Sind das nicht Baumzweige? Da sah sie ein Licht vor sich. Die Rückwand des Schrankes sollte doch nur wenige Zentimeter von ihr entfernt sein und war weiß Gott wo! Etwas Kaltes und Weiches rieselte auf sie nieder, und gleich darauf stand sie mitten in einem Wald in stockdunkler Nacht. Unter ihren Füßen lag Schnee, und aus der Luft sanken Schneeflocken herab. Lucy erschrak und fürchtete sich, war aber zugleich auch ein wenig neugierig. Sie schaute zurück und konnte zwischen den dunklen Baumstämmen noch die offene Schranktür, ja sogar ein Stück des unbewohnten Zimmers sehen, aus dem sie gekommen war. Dort hinten schien es noch lichter Tag. Ich kann immer zurück, wenn etwas schiefgeht, dachte Lucy. Sie lief weiter – knirsch… knirsch … über den Schnee und durch den Wald auf das andere Licht zu. Es dauerte eine Zeitlang, dann erreichte sie das Licht. Es war eine Straßenlaterne!
    Sie blieb stehn und schaute sich um. Wieso brennt mitten im Wald eine Straßenlaterne? fragte sie sich. Da hörte sie plötzlich trappelnde Schritte und sah ein seltsames Wesen unter den Bäumen auf die Laterne zukommen. Es war nur ein wenig größer als Lucy und hielt über seinem Kopf einen weißbeschneiten Schirm. Von der Mitte aufwärts hatte es die Gestalt eines Mannes, aber nach unten zu hatte es Ziegenbeine – das Fell daran war glänzend schwarz – und richtige Ziegenhufe statt der Füße. Es hatte auch einen Schwanz, den Lucy aber nicht gleich bemerkte, weil es ihn über den Arm, der den Regenschirm trug, geschlungen hatte, um ihn nicht durch den Schnee zu schleifen. Es hatte einen rotwollenen Schal um den Hals, und seine Haut war auch rötlich. Sie sah ein fremdartiges, doch nettes Gesicht mit einem kurzen Spitzbart und lockigem Haar. Aus dem Haar ragten zwei Hörner, auf jeder Seite eins. Die eine Hand hielt – wie ich schon berichtete – einen Regenschirm, die andere sorgfältig verschnürte Pakete. Mit diesen Paketen mitten in der Schneelandschaft sah es genauso aus, als hätte es Weihnachtseinkäufe besorgt. Es war ein Faun! Und als er Lucy erblickte, erschrak er derart, daß er alle seine Pakete zu Boden kollern ließ. »Um Himmels willen!« rief der Faun aus.
     

 
    WAS LUCY DORT FAND
     
    »Guten Abend«, sagte Lucy. Doch der Faun war so beschäftigt, seine Pakete aufzulesen, daß er zunächst nicht antwortete, und als er sie alle wieder beisammen hatte, machte er Lucy eine kleine Verbeugung.
    »Guten Abend, guten Abend«, antwortete nun der Faun. »Entschuldigen Sie, ich will nicht aufdringlich sein, aber wenn ich nicht irre, sind Sie eine Evastochter.«
    »Mein Name ist Lucy.« Sie verstand ihn nicht recht.
    »Doch Sie sind… entschuldigen Sie bitte… was man so sagt… ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher