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Level X

Level X

Titel: Level X
Autoren: David Ambrose
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drängten sich durch d i e Scha u l u s tigen und ent f alt e ten noch im G e hen eine Tragbahre. Sie trugen die Unifo r m von Sanitätern, und sie verströmten die u m sichtige, professionelle Ruhe von Leuten, die genau wussten, was in Not f ällen zu tun war. Sie ka m en, um m i ch zu holen, um sich um m i ch zu küm m e rn, die s es u nter Schock stehende, hysterische Opfer von … ja, von was?
    Das Letzte, was ich spürte, als die Dunkelheit m i ch schließlich doch noch überwältigte und die Beine unter m i r nachzugeben begannen, waren ein paar kräftige Hände, die m i ch auff i ngen, ehe ich zu Boden stürzen konnte.
     

2
     
    Die Medika m ente, die ich beka m , versetzten m i ch in einen Zustand zwischen schläfrigem Dahindämmern und völli g em Vergessen, u nd dieser Zustand s c hien ei n e Ewigkeit zu dauern. Im m er, wenn ich das Bewusstsein erlangte, m aß eine Krankenschwester m eine Te m peratur und m einen Puls und gab m i r etwas zu trinken. Das passierte mindestens sechs M a l, bevor ich m i ch stark genug fühlte, m i ch auf einen Ellbogen aufzurichten und zu fragen, wo ich m i ch befände. Der N a m e der Klinik sagte m i r nichts, aber das war nic h t weiter verwunderlich. Ich konnte ja kaum alle Krank e nhäuser der Stadt kennen.
    Schließlich kam ein Arzt und untersuchte m i ch. Es war ein junger, abge m agert wirkender Mann m i t spitzen Lippen und einer Nase, m it der er, während er sprach, d i e Luft durchlöchern zu wollen s chien. Er sagte, ich wäre sechsunddreißig Stunden ohne Bewusstsein gewesen und würde wohl noch eine W eile hier bleiben m üssen. Ich konnte sein Gehabe kaum ert r agen. Er schien seinen Mangel an Ausstrahlung durch ein herrisches Beneh m en wett m achen zu wollen, das weder W i derspruch noch Gegenfragen duldete. Ich schwang m eine Füße aus d e m Bett und v erkündete, i h m m itten ins W ort falle n d, dass ich das Krankenhaus auf der Stelle verlassen würde. Meine Anstrengungen, ihn aus dem W eg zu drängen, m üssen lächerlich gewirkt haben, hatte ich doch kaum genügend Kraft, ohne Hilfe zu stehen. Nichtsdestotrotz gab ich m i ch nicht so leicht geschlagen, und so landeten wir schließlich, in einen heftigen Ringka m p f verwickelt, am Boden. Perspektivisch verzerrt s a h ich aus den Augenwinkeln flüchtig, wie die Tür sich öffnete und weiß beschuhte Füße dem Arzt z u r Hilfe eilten. Dann spürte ich den Stich einer Nadel im Arm und versank, m i ch noch im m er wehrend, erneut in Dunkelheit.
    Als ich erwachte, saß Anne neben m i r a m Bett. Sie sah erschöpft und bleich aus, und ich hatte den Eindruck, dass sie schon eine ganze Weile dort saß. Ich versuchte, m i ch aufzurichte n , aber s i e h i elt m i ch zurück, indem sie m i r sanft die Hand auf die Schulter legte.
    »Bitte, L i ebling, b l eib lie g en. Entspann d i ch. Du kom m st hier bald wieder r a us – allerdings nur, wenn du nicht jedes Mal einen Streit anfängst, sobald du aufwachst.«
    Gehorsam ließ ich m i ch zurücksinken und sah sie an. In m ein e m Blick m uss etwas Anklagendes gelegen haben, denn Anne rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her und m einte dann in beinahe ent s chuldigen d em Tonfall:
    »Ich weiß, du stehst unter Schock, aber versuch bitte trotzde m , ruhig zu bleiben und keinen Ärger zu m achen. Tu’s m i r zuliebe, bitte!«
    Ich sah sie bloß stumm an. Sie beugte sich näher zu m i r und fuhr schnell fort, als fürchte sie, wir könnten unterbrochen werden: » W ir h a ben Glück gehabt. Es hätte weitaus schlim m er kommen können. Ni e m and wurde ernsthaft verletzt. Du musst sie nur davon überzeugen, dass du in Ordnung bist, und schon werden sie dich entlassen.«
    »In drei Teufels Na m en«, zisch t e ich, »sag m i r, was hier vor sich geht. W as ist m i t Charlie passiert ? «
    »Oh, Richard …« Ihre Augen f üllten sich m it Träne n , und sie biss sich verzweifelt auf die Unterlippe.
    »Und warum nennst du m i ch andauernd Richard? W as hat das alles zu bedeuten ? «
    Anne unterdrückte ein S chlu c hzen u nd wischte sich m i t dem Handrücken ein paar Tränen aus den Augen.
    »Es tut m i r Leid«, sagte ich, »ich w ollte dich nicht …« Sie schüttelte den Kopf. » E s ist schon in Ordnung.«
    Erst in diesem Augenblick be m erkte ich, dass sie ihr Haar anders als gewöhnlich trug, n ä m lich straff zurückgekäm m t und hinten zusam m engebunden. Außerdem waren ihre Kleider anders: Sie wirkten irgendwie … strenger, als versuchte A nne,
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