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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049
Autoren: Andreas Schlueter
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»Natürlich nicht?«, stammelte sie, spürte, wie die Wut in ihr erneut aufstieg, und schrie die Frau an: »Was haben Sie mit meinem Rock gemacht! Wissen Sie, was der gekostet hat?!«
    »Nein!«, gab Algebra ehrlich zurück. »Aber probier doch mal dies hier an.« Sie reichte Miriam einen Kleidungsstapel. »Glaub mir, es kommt draußen besser an!«
    Miriam glotzte auf die Kleidung, die sie unwillkürlichentgegengenommen hatte, während Jennifer sich wunderte, weshalb die Tante ihnen Modetipps gab. Was sollte der Hinweis, die neue Kleidung käme draußen besser an?
    Miriam nahm die Bluse vom Stapel; so dachte sie jedenfalls. Schnell stellte sie fest, dass der Stapel aus nur einem einzigen Kleidungsstück bestand. Sie entfaltete es und schaute ungläubig auf das, was sie da in der Hand hielt. Es war ein Overall, mit eingebauten Schuhen. Allein das war schon seltsam genug. Auch die knallige giftgrüne Farbe wäre einen eigenständigen Schrei des Entsetzens wert gewesen. Viel schlimmer als Form und Farbe dieses so genannten Kleidungsstückes aber war das Material.
    »Das Teil ist ja durchsichtig!«, empörte sich Miriam. Nur vorne, vor der intimsten Stelle, schützte ein sandfarbenes Dreieck mit silbernen Fäden vor dem Blick von außen.
    »Natürlich ist es das!«, bekannte Algebra. »Wir sind doch nicht lebensmüde!«

Flucht aus dem Labor
    Auch die Anzüge der anderen waren durchsichtig bis auf das kleine entscheidende Dreieck. Die Farben übertrafen sich in ihrer Grässlichkeit. Jennifers Anzug strahlte in einem blassen Grünton, den man bestenfalls als Modell
Toter Wetterfrosch
hätte titulieren können, während die Anzüge der Jungs eher kranken Schlammlurchen nachempfunden zu sein schienen. Bens Overall war modrig braun, während er gleichzeitig feucht schimmerte. Auf Franks Anzug passte wohl am besten die Bezeichnung spakiges Rotzgrau, während Thomas steif und fest behauptete, sein Overall wäre gelb. Jennifer aber hielt es eher für eiterfarben.
    Miriam fasste ihren Anzug mit spitzen Fingern an, als hielte sie etwas eklig Schleimiges in Händen. »Nie und nimmer ziehe ich das an!«, schwor sie.
    »Probier es!«, forderte Algebra sie geduldig auf.
    Allein schon die unveränderliche Freundlichkeit dieser Tussi machte Miriam rasend. Diese Frau schien überhaupt keine Gefühle zu haben. Egal, was man der sagte, stets lächelte, nein: grinste sie, leierte mit dieser monoton-lieblichen Stimme und schien Empfindungen wie Wut und Erstaunen, Zorn und Freude überhaupt nicht zu kennen.
    »Nein!«, brüllte Miriam. »Ich probiere das nicht!«
    »Ich zeige es dir!« Algebra zog sich vor den Kindern vollkommen nackt aus, was Miriam nur deshalbnicht weiter erstaunte, weil sie auch vorher mit ihrem knappen Leibchen kaum als bekleidet zu bezeichnen war.
    Miriam kam wieder ihre Vermutung in den Sinn, ob sie nicht vielleicht doch von gefährlichen Lustmolchen entführt worden waren und verstand immer weniger, weshalb die anderen ihren Gedanken für so abwegig hielten.
    Thomas entging unterdessen nicht, wie der Frau beim Ausziehen etwas aus der Tasche ihres Kittels fiel. Er wartete einen Augenblick, entschied dann, dass es für sie sicher nicht bedeutend war, und hob es auf.
    Kopfschüttelnd beobachtete Ben, wie Thomas es in seinen Bademantel steckte. Thomas konnte es einfach nicht lassen, alles einzustecken, was irgendwo von irgendjemand verloren wurde.
    Inzwischen hatte Algebra sich einen Overall übergezogen, den sie offenbar extra für sich mitgebracht hatte. Er war genauso transparent und hässlich wie alle anderen. Dieser Overall schimmerte wie eine in der Mikrowelle explodierte Pizza; es war ein einziger Farbenmatsch.
    »Ich laufe doch nicht nackt durch die Stadt!«, machte Miriam unmissverständlich klar.
    »Sondern?«, fragte Algebra ernsthaft. »Willst du vielleicht gleich an der nächsten Hausecke überfallen werden?«
    Miriam sah hinüber zu Jennifer. Hatte sie dasselbe verstanden? Hatte die Service-Perle eben tatsächlich behauptet, sie würden auf offener Straße überfallenwerden, wenn sie sich nicht nackt zeigten? Miriam hatte bislang eher das Gegenteil angenommen.
    »Dieser Anzug ist nicht nur schick, sondern vor allem praktisch! Jeder kann sofort sehen, dass du keine Wertsachen bei dir trägst und sich ein Raubüberfall nicht lohnt!«, erläuterte Algebra in vollem Ernst.
    Damit war für Miriam klar: Die Alte hatte eine Schramme weg, jede weitere Debatte war zwecklos.
    Das Problem war nur: Woher bekamen sie
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