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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049
Autoren: Andreas Schlueter
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fragte Thomas.
    Frank erklärte ihm, dass sie möglicherweise nicht eine halbe Stunde geschlafen hatten, wie sie dachten, sondern vielleicht eine ganze Nacht oder möglicherweise noch länger.
    »Glaube ich nicht!«, entgegnete Thomas. »Ich habe nicht das Gefühl, so lange geschlafen zu haben.«
    Aber das bewies natürlich gar nichts.
    »Vielleicht haben sie uns deshalb die Uhren abgenommen«, vermutete Ben.
    Mit Franks Idee erschien die ganze Sache in einem völlig neuen Licht. Möglicherweise waren sie schon mehrere Tage verschollen. Ihre Eltern hatten schon Vermisstenanzeige aufgegeben, die Polizei suchte sie bereits. Vielleicht waren sie auch gar nicht mehr am selben Ort, an dem sie eingeschlafen waren. Schließlich hatte der Raum, in dem sie erwacht waren, ja auchganz anders ausgesehen. Und der Doktor war auch nicht mehr aufgetaucht, stattdessen diese komische Professorin.
    »Himmel! Vielleicht sind wir einer internationalen Bande von Kinderschändern in die Falle gegangen!«, fantasierte Miriam. »Man liest doch immer wieder von solchen Verbrecherorganisationen, die Kinder verscherbeln für irgend solche perversen Typen!«
    »Mensch, Miriam, hör auf!«, forderte Jennifer energisch.
    Doch Miriam hielt ihre Theorie keineswegs für abwegig. Es gab zu viele Ungereimtheiten. Irgendetwas ganz Schlimmes musste passiert sein. Wieso nicht ein Kinderhändlerring? »Die Kinder, die entführt wurden, haben sicher auch nie gedacht, dass es sie mal treffen würde!«
    »Oh, Miriam, mach doch nicht alles noch schlimmer!«, schimpfte Jennifer. »Wenn die hier nur auf Kinder aus wären, dann hätten wohl kaum am Eingang des Labors so viele Erwachsene Schlange gestanden. Die ganze Zeitungsanzeige wäre anders formuliert gewesen.«
    Da hatte Jennifer Recht.
    Miriam war erleichtert, sich getäuscht zu haben. Viel mehr Hoffnung gab das allerdings nicht. Denn das, was gerade mit ihnen passierte, war möglicherweise genauso schlimm. Das Entsetzlichste aber war, dass sie nicht wussten was. Diese Ungewissheit nagte an ihnen, schien sie von innen her aufzufressen. Es war furchtbar.
    »Ich halte das nicht mehr aus!«, platzte es schließlich aus Frank heraus. »Es muss doch verdammt noch mal einen Weg hier hinaus geben! Ich muss hier weg!«
    »Ich auch!«, Ben klopfte seinem Freund aufmunternd auf die Schulter. Das Folgende allerdings flüsterte er nur: »Vorerst bleibt nichts als abzuwarten. Wir haben noch immer keine Klamotten. Außerdem bin ich sicher, dass man uns die ganze Zeit beobachtet.«
    Frank sah sich sofort im Raum um.
    Ben hielt ihn fest. »Sachte! Je unbedarfter wir uns geben, desto größer unsere Chancen!«
    »Was flüstert ihr da?«, fragte Miriam sofort nach.
    Ben legte seinen Zeigefinger auf den gespitzten Mund, ging näher an Miriam heran und flüsterte ihr dasselbe ins Ohr, was er vorher Frank gesagt hatte. Frank informierte Jennifer und Thomas.
    Es war gar nicht so leicht, trotz der enormen inneren Anspannung nach außen hin möglichst locker und ruhig zu wirken. Für Miriam war es eine nahezu unlösbare Aufgabe. Sie setzte sich aufs Sofa, hielt es dort keine Minute aus, stand wieder auf, schritt zum Schrank, schaute hinein, obwohl sie wusste, dass er leer war, schloss die Tür wieder, ging nun zum Tisch, obwohl sie auch dort nicht wusste, was sie machen sollte, und kehrte zum Sofa zurück.
    »Setz dich doch mal ruhig hin!«, forderte Ben sie auf. Miriam warf ihm einen ratlosen Blick zu, ließ sich erneut aufs Sofa plumpsen und begann an ihren rot lackierten Fingernägeln zu kauen. Ihr Nagellack schmeckte furchtbar.
    Niemand wusste, wie lange sie auf diese Weise in dem so genannten Aufenthaltsraum ihre Zeit vertrödelten. Thomas hätte wohl fünf oder zehn Minuten geschätzt, Ben eher auf eine halbe Stunde getippt und Miriam war es sicher wie eine halbe Woche vorgekommen, als endlich etwas geschah.
    Diesmal erschien keine Holografie, sondern die Servicedame höchstpersönlich.
    Sie schob einen Wagen vor sich her, auf dem sauber und akkurat mehrere Kleidungsstücke aufgestapelt waren.
    »Jetzt zieht euch erst einmal an!«, sagte Algebra freundlich.
    Miriam sprang auf, als hinge ihr Leben davon ab, und wollte sich sofort über ihre Klamotten hermachen, bevor irgendjemand es sich anders überlegte. Aber sie fand ihre Kleidung nicht. Weder ihre Bluse noch ihren Minirock konnte sie entdecken.
    »Das sind nicht unsere Klamotten!«, beschwerte sie sich.
    »Natürlich nicht!«, antwortete Algebra.
    Miriam starrte sie an.
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