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Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins

Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins

Titel: Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
Autoren: Anthony E. Zuiker
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Latexhaut einzuschmieren, der seine Fußsohlen bedecken würde. Es brauchte viel Übung, um genau die richtige Menge zu treffen.
    Dann die Haut.
    Eine kleine Pause für eine letzte kurze Kontrolle. Die Haut lag ausgebreitet auf einer Plastikplane auf dem Boden des Raums, den er während der letzten Tage peinlich sauber gehalten hatte. Keine Löcher. Keine dünnen Stellen im Material. Alle drei Gleitverschlüsse – Bänder, Wendeln, Schieber, die unteren und oberen Enden – waren in perfektem Zustand.
    Die Haut war bereit.
    So wie er selbst.
    Sqweegel machte sich daran, in die Latexhaut zu steigen – ein langsamer, sorgfältig einstudierter Vorgang, bei dem es auf Präzision ankam. Ein Beobachter hätte sich bei Sqweegels Anblick an eine einen Meter siebzig große, siebenundfünfzig Kilo schwere Stabheuschrecke erinnert gefühlt, die ihren Insektenleib in einen eigens für sie angefertigten weißen Kokon zwängte – falls ein Beobachter überhaupt die Geduld aufgebracht hätte, den gesamten Vorgang zu verfolgen, der fast zwei Stunden in Anspruch nahm. Sqweegel interessierte die Zeit nicht. Er konzentrierte sich ganz auf die vor ihm liegende Aufgabe. Das Säubern. Das Plastik. Das Rasieren. Die viereinhalb Stück Butter. Die Latexhaut.
    Alles führte hin zu diesem Punkt.
    Er wandte sich zum Spiegel, gaaanz langsam , um die Belohnung hinauszuzögern, solange er es aushielt – doch es fiel ihm schwer nach dieser langen Zeit. Er hob die dünnen Arme wie zum Gebet, drehte sich, drehte sich, drehte sich um , und nichts war zu hören bis auf den leisen Herzschlag in seinem Brustkorb.
    Dann, endlich, fing der Spiegel sein Bild ein.
    Da war er.
    Ein Niemand.

3.
     
     
     
     
    Sammlung / Vorführraum
     
    Sqweegel stieg die Treppe hinunter in den dunklen, feuchten Keller. An manchen Stellen bröckelte der Putz von den Wänden und gab den Blick frei auf die dünnen Holzlatten darunter. Die Latten erinnerten ihn jedes Mal an einen Kadaver – an den zerfetzten Brustkorb eines großen Tieres, das von einer noch größeren, schrecklicheren Bestie gerissen worden war.
    Er verspürte den Wunsch, mit den Fingern über die Latten zu streichen, wie er es als Kind getan hatte, doch wenn er sich jetzt einen Splitter einzog, hätte dies einen weiteren Abstecher ins Nähzimmer zur Folge, und er war viel zu begierig, sich den Film anzuschauen, der ihn nicht mehr losließ. Dieser Film war mehr als zehn Jahre alt, doch Sqweegel dachte schon den ganzen Tag daran, seit dem Morgengrauen. Der Film hatte Besitz von ihm ergriffen. Einfach so. Ungefragt.
    Erst später war ihm der Grund dafür klar geworden. Und er hatte erkannt, dass es ein Zeichen gewesen war.
    So funktionierte Sqweegels Verstand: Er stellte unterbewusst Zusammenhänge her, die ihm später bei seiner Mission halfen.
    Der wichtigsten Mission seines vergänglichen Lebens.
    Hier unten im Keller roch die Luft nicht bloß nach Tod, sondern nach vielen Toten, deren Gerüche gegeneinander kämpften. Es war der süße Duft des Leidens, versetzt mit aromatischen Noten, die Sqweegel im Lauf der letzten Jahrzehnteakribisch gesammelt hatte. Kein anderer Ort auf Erden duftete wie dieser. Kein anderer Ort konnte so duften. Es war betörend.
    Sqweegel betrat einen kleinen Raum gleich hinter dem ersten Treppenabsatz. Die Wände waren gesäumt mit eigens angefertigten Holzregalen; fast jeder Quadratzentimeter Regalfläche war vollgestellt mit Acht-Millimeter-Filmkassetten.
    Mit knochigem, latexbedecktem Daumen strich Sqweegel über die Etiketten:
     
    Rothaarige Schlampe vor der Hochzeit
    17. 4. 92
     
    Schon der ausgedruckte Text auf dem Etikett brachte Bruchstücke der Erinnerung zurück: das knochenweiße Spitzenkleid, zerfetzt, besudelt, zu einem blutigen Bündel zusammengerollt in einer Ecke des Verlieses. Die zitternde, blasse Braut, die ihn anflehte, ihr zu sagen, was sie falsch gemacht hatte, um Gottes willen, während sie gegen ihre Fesseln kämpfte. Du Hure weißt ja gar nicht, was Reinheit ist , hatte Sqweegel sie angeschrien. Dieses Kleid ist schiere Gotteslästerung. Ich werde dir zeigen, wie es ist, nackt vor Gott hinzutreten …
     
    Dann: ein weiteres Etikett. Eine weitere Erinnerung.
     
    Die Nutte von den Nachrichten
    11. 9. 95
     
    Oh ja, an sie erinnerte Sqweegel sich in sehr lebendigen Einzelheiten. Sie hatte geglaubt, die Serie unaufgeklärter Morde wäre ihr großer Durchbruch beim Fernsehen. Gigantische Einschaltquoten. Ein Buchvertrag. Die Nutte hatte vor den
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