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Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins

Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins

Titel: Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
Autoren: Anthony E. Zuiker
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verpestete das Ungeheuer diesen Ort durch seine bloße Anwesenheit.
    Vorsichtig bahnte der Agent sich seinen Weg zwischen den Metallstreben des Gerüsts hindurch. Er spürte, das Monster war da. Er spürte es wie einen eisigen Windhauch.
    Der Agent glaubte nicht an übernatürliche Dinge. Und über parapsychische Fähigkeiten verfügte er auch nicht. Doch je länger er dieses Ungeheuer jagte, desto besser vermochte er sich in dessen abartige, wirre Gedankenwelt zu versetzen. Diese Gabe hatte ihn näher an die Bestie herangeführt als jeden anderen Ermittler vor ihm, doch er hatte einen hohen Preis dafür gezahlt: Je mehr er seinen Verstand auf das kranke Hirn des Monsters einstimmte, desto mehr verlor er das Gefühl für Normalität.
    In letzter Zeit hatte er sich immer öfter gefragt, ob seine Verfolgungsjagd ihn das Leben kosten könnte – oder den Verstand. Der Agent wusste nicht, welcher Gedanke beunruhigender war. Jedenfalls war darüber seine Entschlossenheit ins Wanken geraten.
    Bis vorhin. Denn der Anblick des jüngsten Opfers dieser Bestie, nur ein paar Querstraßen von der Kirche entfernt, hatte seinen Hass wieder auflodern lassen. Die Ströme von Blut, der zerfetzte Leichnam, die in der kühlen Nachtluft dampfenden Eingeweide, das weiße Fett zwischen den freigelegten Muskeln … kein Anblick für Leute mit schwachen Nerven oder schwachen Mägen. Der Agent jedoch hatte sich hingekniet, den Arm ausgestreckt und durch die dicken Latexhandschuhe hindurch gefühlt, dass der Tote noch warm war.
    Ein Adrenalinstoß war durch seine Adern gejagt.
    Der Psycho ist noch in der Nähe.
    Der Agent wusste, dass dieses Ungeheuer sich gerne versteckte und aus der Deckung heraus beobachtete, wenn seine Tat entdeckt wurde. Das geilte es auf, das machte es an. Manchmal hatte es sich sogar innerhalb des abgesperrten Bereichs um einen Tatort verborgen, hatte die seelischen und körperlichen Qualen der Ermittlungsbeamten genossen, hatte gejauchzt, wenn sie Gott verfluchten.
    Der Agent aber hatte sich in dieser Nacht den Blicken des Ungeheuers entzogen, hatte sich auf einen kleinen, von Häuserwänden umschlossenen Hof in der Nähe des Leichnams zurückgezogen und dort seinen Gedanken freien Lauf gelassen. Er hatte keine Schlussfolgerungen angestellt oder auf Eingebungen gewartet; er hatte nur einen Gedanken verfolgt:
    Versetz dich in das Ungeheuer. Wohin würdest du an seiner Stelle gehen?
    Der Agent hatte mit Blicken die Dächer abgesucht. In dem Moment, als er die glänzende Kuppel der Kirche sah, hatte er es gewusst.
    Die Kirche.
    Es gab keinen Zweifel. Die Jagd würde in dieser Nacht enden …
    Nun bewegte er sich leise, die Waffe im Anschlag und die Sinne bis aufs Äußerste geschärft, zwischen den Kirchenbänken und den Metallstreben des Gerüsts hindurch. Das Monster mochte flüchtig sein wie Rauch, doch selbst Rauch roch und schmeckte und war stofflich .
     
    Das Monster hing in verrückter Haltung unter einer mit Farbspritzern übersäten Laufplanke. Mit seinen dünnen, zähen Fingern und den starken Zehen klammerte es sich am Holz fest und starrte auf seinen Jäger hinunter.
    Beinahe wünschte sich das Ungeheuer, dass der Jäger nach oben schaute.
    Im Lauf der Jahre hatte das Monster viele Jäger auf der Fährte gehabt, doch einer wie dieser hier war ihm noch nie untergekommen.
    Er war etwas Besonderes. Er war anders als die anderen.
    Und zugleich irgendwie vertraut …
    Deshalb wollte das Ungeheuer sein Gesicht sehen, in Fleisch und Blut.
    Natürlich wusste es, wie seine Jäger aussahen. Es besaß Fotos und Videos, die seine Gegenspieler bei der Arbeit zeigten, oder zu Hause, oder beim Einkauf, oder wie sie ihre Kinder zur Schule brachten. Das Monster war ihnen nahe genug gewesen, um sich ihren Geruch einzuprägen, den Duft des Aftershaves und das Aroma des Tequilas, den sie tranken. Das alles war Teil seines Spiels.
    Wieder starrte das Monster auf den Jäger hinunter.
    Bis vor kurzem hatte es geglaubt, dieser Mann sei bloß Durchschnitt, nicht besser als die anderen. Dann aber war das Erstaunliche geschehen: Der Jäger hatte Schlussfolgerungen gezogen, wie es vor ihm noch keiner getan hatte. Und damit war er gefährlich geworden – so gefährlich, dass das Monster sämtliche anderen Jäger vernachlässigt und sich ausschließlich auf diesen einen konzentriert hatte, und auf das eine Foto, das es von diesem Mann besaß. Stundenlang hatte es auf das Bild gestarrt und sich gefragt, wo die Schwachstelle dieses Jägers
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