Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Level 26 – Dunkle Offenbarung

Level 26 – Dunkle Offenbarung

Titel: Level 26 – Dunkle Offenbarung
Autoren: Anthony E. Zuiker / Duane Swierczynski
Vom Netzwerk:
dennoch wieder. Wenn man jemanden oft genug im Fernsehen sah, dann war es fast so, als würde man diese Person kennen; das Gehirn prägte sich das Aussehen ein, die Art zu sprechen und all die anderen Details im Auftreten.
    Jetzt hoffte er, dass Millar noch lebte.
    Dark rannte den Abhang hinauf, er übersprang einen schmiedeeisernen Zaun und lief auf das Haus zu.
    An der Eingangstür blätterte die Farbe ab. Eine ältere Frau öffnete, und Dark erkannte sie sofort.
    Es war Bethany Millar, leibhaftig.
    Dark war nicht der Typ, der sich von Berühmtheiten einschüchtern ließ, doch selbst er empfand ein vages Gefühl der Unwirklichkeit, als er sie lebendig und in Farbe vor sich sah und nicht auf einem Schwarzweißbildschirm.
    »Ms Millar? Kann ich bitte kurz mit Ihnen reden?«
    Das frühere Filmsternchen warf einen Blick auf Dark und kam gleich zu dem Schluss, dass er ein Cop war und schlechte Nachrichten überbrachte.
    »Es geht um meine Tochter, nicht wahr?«, sagte sie ohne weitere Vorrede. »Oh mein Gott, bitte, sagen Sie nicht, dass Sie mein kleines Mädchen gefunden haben, bitte nicht.«
    Die Jahrzehnte waren nicht gnädig mit ihr umgegangen. Dark roch den Gin in Millars Atem, und daneben den Geruch von Minze. Ohne Zweifel hatte sie einen Schluck Mundwasser genommen, bevor sie zur Tür gegangen war. Ihr Haus schrie von verblasster Glorie. Die ganze Front des Grundstücks war mit Pflanzen überwuchert und vermutlich ein dauernder Gefahrenherd für Buschfeuer. Ihre Nachbarn hofften vermutlich schon lange auf einen kleinen und sehr zielgerichteten Erdstoß, der das alte Haus von den Fundamenten stieß und reinen Tisch machte.
    »Ich bin Ihretwegen hier«, sagte Dark. Misstrauisch blickte er über ihre Schulter hinweg und vergewisserte sich, dass niemand in den Schatten im Inneren des Hauses lauerte.
    »Meinetwegen?«, fragte Millar. »Mir geht es gut. Es ist Faye, um die ich mir Sorgen mache. Ist sie in Ordnung? Bitte sagen Sie mir, dass mit ihr alles in Ordnung ist.«
    »Haben Sie Grund zu der Annahme, dass Faye verschwunden ist?«
    »Verschwunden?«, erwiderte Millar scharf, als hätte Dark sie grob beleidigt. »Ich habe niemals behauptet, dass sie verschwunden ist. Ich weiß genau, wo sie ist. Bei diesem schleimigen Mistkerl.«
    Faye Elizabeth war Bethany Millars Tochter, und sie hatte etwas erreicht, was ihre Mutter nie geschafft hatte: einen Platz unter den Topdarstellern von Hollywood. Sie hatte in einer ganzen Reihe von erfolgreichen Actionfilmen die weibliche Hauptrolle gespielt.
    Elizabeth sprach selten von ihrer Mutter, sie hatte ihren zweiten Vornamen als Künstlernamen angenommen und wich allen Fragen nach ihren Eltern aus. Ihr Vater war ein Wirtschaftsprüfer gewesen, der sich so schnell zu Tode gesoffen hatte, wie man es bei einem sechsstelligen Jahreseinkommen nur zuwege brachte. Ihre Mutter war derweil in Vergessenheit geraten.
    Umgekehrt galt das allerdings nicht: Es war klar, dass Bethany Millar noch immer sehr viel für ihre Tochter empfand.
    »Ich kann nach Faye sehen, wenn Sie das wollen«, sagte Dark. »Aber ich bin Ihretwegen hier.«
    »Meinetwegen?«
    Dark trat ein. Er sah sich im Zimmer um. Es wirkte beinahe unwirklich leer – Ms Millar hätte das Haus jederzeit bezugsfertig verkaufen können. Nirgendwo eine persönliche Note. Keine alten Plakate, keine Andenken, keine gerahmten Fotos, keine Bücher, nicht ein einziges Stück, das der Unterhaltung oder Zerstreuung dienen mochte. Wenn sie heute einfach verschwände, würde man Mühe haben, zu erraten, wer hier gewohnt hatte – nur irgendjemand, der es nicht geschafft hatte, diese leere Hülle von einem Haus instand zu halten, so viel verrieten die verblassten und abblätternden Farben und die tiefen Risse, die sich über die Wände zogen.
    »Erinnern Sie sich an einen Künstler namens Herbert Loeb?«, fragte Dark.
    »Oh Gott.«
    »Sie haben ihn also gekannt.«
    »Das habe ich nicht gesagt! Warum legen Sie mir immer irgendwelche Worte in den Mund? Ich weiß nicht einmal, wer Sie sind, und dann kommen Sie mit einer solchen Unterstellung.«
    »Wussten Sie, dass er eine Skizze von Ihnen angefertigt hat? Womöglich haben Sie irgendwann einmal Modell gestanden, und Mr Loeb war dabei zugegen.«
    »Ich habe nie Modell gestanden, und ich kenne Herbie nicht, und ich will, dass Sie aufhören, über mich zu reden. Suchen Sie lieber nach meiner Tochter und bringen Sie sie nach Hause. Sie muss sofort nach Hause kommen, damit ich mit ihr reden kann.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher