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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe
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ihr lassen."
    „Seit wann stört Jesse Morgan sich an bösem Klatsch?" fragte Fiona, leerte das Glas und klappte die braune Arzttasche zu. „In ein paar Tagen sehe ich wieder nach ihr. Wenn sie bereit ist zu sprechen, finden Sie heraus, wo ihre Familie lebt und wie wir sie erreichen können."
    Jesse begleitete sie zur Tür. „Tun Sie das nicht, Fiona. Lassen Sie mich nicht mit dieser Frau allein."
    Er spürte, wie ihr der Geduldsfaden riss. Sie funkelte ihn wütend an. „Sie kümmern sich um diese Frau, Jesse Morgan, und helfen ihr, gesund zu werden, haben Sie verstanden? Schluss mit
    Ihren Ausflüchten. Sie ist schwanger, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten."
    „Ich habe es bemerkt."
    „Eine Schwangerschaft ist immer ein gefährlicher Zustand, auch für eine Frau, die kein traumatisches Erlebnis hatte. Sollte sie ihre Familie bei dem Schiffsunglück verloren haben, dann ist das Baby alles, was ihr geblieben ist. Es ist unsere verdammte Pflicht, alles zu tun, was in unserer Macht steht, damit sie ein gesundes Kind zur Welt bringt. Wenn ich mit meiner Schätzung richtig liege, müsste es in vier Monaten so weit sein."
    Nachdem die Ärztin gegangen war, horchte Jesse lange auf das Ticken der Wanduhr. Und in der Kammer neben der Küche schlief die schöne fremde Frau.

3. KAPITEL
     
    D unkelheit. Das Keuchen ihrer Atemzüge. Bilder und Erinnerungsfetzen. Das Gesicht eines Fremden. Starke Arme, die sie umfingen. Die Frucht der
    Schande in ihrem Bauch, das heranwachsende Leben in ihr, das sie liebte.
    Der Gedanke an das Baby zwang sie aufzuwachen. Das Bett, in dem sie lag, war erstaunlich weich, ein willkommener Luxus nach der Enge im Schiffsrumpf.
    Was haben wir denn da? Einen blinden Passagier? Das muss ich dem Kapitän melden.
    Die Erinnerung jagte ihr einen Schauder über den Rücken, sie blinzelte träge, bis sie dunkle Umrisse erkennen konnte. Das kleine Viereck eines Fensters mit geschlossenen Läden. Ein Waschtisch, eine Seekiste. Ein klobiges Möbelstück, ein Schrank.
    Ein starker, angenehmer Geruch. Seifenlauge, vielleicht. Und Kaffee, der schon eine Weile stand.
    Geborgen. Hier fühlte sie sich geborgen. Sie hatte zwar keine Ahnung, wo dieses Hier war, spürte aber eine Kraft, die sie schützte und wärmte. Endlich in Sicherheit. Jeder Ort war sicher im Vergleich zu dem Ort, dem sie entflohen war.
    Sobald ihr dieser Gedanke in den Sinn kam, wehrte sie sich dagegen. Sie war noch nicht bereit nachzudenken und wünschte sich, die Vergangenheit vergessen zu können.
    Sie legte die Hand über die sanfte Wölbung ihres Leibes. Nein. Es gab kein Vergessen.
    „Hallo?" flüsterte sie in die Dunkelheit.
    Keine Antwort. Nur ein entferntes, stetiges Rauschen.
    Zaghaft schob sie die Decken von sich und verzog das Gesi c ht, als ihr ein scharfer Schmerz in die Schulter fuhr. Sie trug ein Nachthemd aus weichem Flanell - ein warmer Stoff, den sie sich als Kind gewünscht hätte, wenn sie im Speicher der Kate ihrer Eltern vor Kälte schlotterte, da das Herdfeuer in der Stube nicht ausreichte, um ihre Kammer zu wärmen.
    Sie stand vorsichtig auf, tastete sich an der Wand entlang zur Tür, die einen Spalt offen stand. An der rauen Holzwand zog sie sich einen Schiefer ein, den sie nicht beachtete. Nach all dem Grauen, das sie durchgemacht hatte, konnte sie ein winziger Splitter in der Haut nicht erschüttern.
    Der Holzboden war im Laufe der Jahre glatt geschliffen. An der Tür blieb sie stehen und sammelte ihre Kräfte.
    Das Rauschen musste die Meeresbrandung sein, die gegen Felsen schlug.
    Sie hatte ihr Leben am Meer verbracht und empfand das Tosen als angenehm. Der Schiffbruch hatte ihrer Liebe zum Meer keinen Abbruch getan. Was immer auch geschah, das Tosen der Wellen hatte ewigen Bestand.
    Ein behäbiger Eisenherd in der Küche verbreitete wohltuende Wärme. Von der Küche aus öffnete sich ein Wohnraum. Sie machte die Herdklappe auf, um mehr Licht zu bekommen. Der rötliche Schein der Flammen ließ grob gezimmerte Einrichtungsgegenstände und eine schmale Stiege erkennen. Sie stieg die Stufen hinauf und spähte durch eine offene Tür. In der Dämmerung erkannte sie ein großes Pfostenbett.
    Das Bett war leer.
    Wo bin ich eigentlich?
    Obwohl sie nun bei jedem Schritt gegen den Schwindel ankämpfte, drängte es sie, das Haus weiter zu erkunden, um Antworten auf die Fragen zu finden, die ihr im Kopf herumschwirrten. Mit zittrigen Knien stieg sie die Stufen wieder hinunter, trat ins Freie auf eine
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