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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land
Autoren: Patricia Shaw
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Lärms am Kai, ein kleiner Junge, eingeschüchtert vom Krach und von den Menschenmassen.
    Er und Alice warteten eine Ewigkeit und starrten auf die Lagerschuppen, während sich ihr Vater davon überzeugte, dass ihr gesamtes Gepäck an Land geschafft worden war. Zu ihrem Erstaunen mussten sie sich danach in eine Schlange einreihen, um an Bord eines Bootes zu gelangen.
    »Wohin fahren wir, Papa?«, fragte Alice nervös. »Ich dachte, wir seien da.«
    »Sind wir auch, Mädchen. Von hier aus fahren wir stromaufwärts in die Stadt Perth. Das hier ist nur der Hafen.«
    Alice war müde und döste an Noah gelehnt vor sich hin, während das Boot den Fluss hinauffuhr. Clem hingegen rannte hin und her und betrachtete die grünen Wälder zu beiden Seiten des breiten, ruhigen Stromes. Stunden später kamen sie um eine Biegung, und vor ihnen lag Perth.
    Noah weckte Alice. »Sieh nur, wir sind da. Die Reise ist vorbei.«
    Die Mitreisenden brachten ein dreifaches Hurra auf die Ankunft aus, und alle sahen aufgeregt zu den verstreut liegenden weißen Häusern zwischen den staubgrünen Bäumen hinüber.
    »Sieht nicht gerade wie eine Stadt aus«, klagte eine Frau, doch Noah lachte.
    »Das ist ja das Schöne daran. Ein unberührtes Land und Platz für alle. Eine Stadt muss nicht nur aus Rauch und Lärm bestehen.«
    Nachdem sie von Bord gegangen waren, hatten Noah und Alice viel zu tun. Von irgendwoher tauchte ein Wagen auf. Jemand sagte Clem, er solle schon einmal hineinklettern und warten, doch sie ließen ihn dort so lange in seinem Matrosenanzug sitzen, dass ihm irgendwann der Verdacht kam, sie hätten ihn vergessen. Voller Panik kämpfte er sich auf der Suche nach seiner Familie durch ein Gewirr aus Gepäckstücken und Reifröcken.
    Alice rannte mit ihrem komischen schwankenden Schritt hinter ihm her. Einer ihrer Füße war krumm gewachsen. Noah sagte immer, der Fuß sei vollkommen in Ordnung, er schaue nur lieber den anderen Fuß an, als nach vorn zu blicken, doch Alice schämte sich dafür. Sie versteckte ihn deshalb stets unter zu langen Kleidern, doch die guten Frauen auf dem Schiff hatten beim Nähen des Trauerkleides keine Rücksicht darauf genommen, so dass Alices seltsame schwarze Stiefel für jedermann sichtbar waren.
    Ihr Bruder seufzte. Sie trug nun auch noch einen schwarzen Schal und eine schwarze Mütze zu dem unförmigen Kleid, so dass sie wie eine kleine alte Frau wirkte. Dazu schwieg er jedoch lieber.
    »Na los, Clem«, keuchte sie und riss an seinem Arm, »du solltest doch auf dem Wagen bleiben.«
    »Ihr wart so lange weg! Wo seid ihr gewesen?«
    »Wir mussten viele Papiere ausfüllen, dann gab es noch einen Streit wegen dem Pferd und dem Wagen. Ein Mann behauptete, sie würden ihm gehören, doch Pa hat sich nicht darauf eingelassen, weil er den Wagen schon lange im Voraus bestellt hatte. Ohne den Wagen hätten wir schön in der Patsche gesessen mit unserem ganzen Zeug.«
    »Wo sind unsere Sachen überhaupt?«
    »Sie kommen mit dem nächsten Schiff. Wir gehen jetzt zurück zum Wagen, und du setzt dich rein. Ich hole dir einen Himbeersaft vom Kiosk an der Mole.«
    Clem setzte sich nicht hin, sondern blieb auf dem hohen Wagen stehen und sah zu, wie die Leute ihre Siebensachen zusammensuchten und nach Umarmungen, Küssen und tränenreichem Abschied in Richtung Stadt loszogen. Aus irgendeinem Grund erinnerte ihn das an seine Mutter, und er hoffte, dass sie wusste, wo sich ihre Familie befand.
    Noah hingegen schien genau zu wissen, wo sie sich befanden. Zügig hatte er den Wagen so hoch beladen, wie es ging. Die restlichen Möbel, die nicht mehr daraufpassten, wurden erst einmal in einem Lager untergestellt. Wenig später machten sie sich auf den Weg. Sie fuhren langsam durch die sandigen Straßen bis an den Stadtrand von Perth. Dort hielt Noah vor einem Straßenlokal und kaufte drei Schalen dampfende, kräftige Suppe.
    »Wir müssen ein Dankgebet sprechen«, erklärte er seinen Kindern.
    Gehorsam falteten Alice und Clem die Hände und senkten die Köpfe, während er betete.
    »Herr, wir danken Dir für die erste Mahlzeit in diesem Land. Es war ein gutes Mahl, und wir danken Dir, dass du uns sicher an dieses Ufer geführt hast. Wir bitten Dich, unsere liebe verstorbene Frau und Mutter Lottie Price so sehr in deinem Herzen zu tragen, wie wir es immer tun werden. Segne meine kleine Familie in ihrem neuen Leben. Amen.«
    Er setzte den Hut auf und schenkte seinen Kindern ein breites Grinsen. »Kommt jetzt. Wir fahren zu
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