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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg
Autoren: Hilary Norman
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verrückt nach ihr.«
    »Wie alt war sie, als er gestorben ist?«, fragte Cathy.
    »Jung … vielleicht sieben oder acht.« David rümpfte die krumme Nase und dachte zurück. »Ich erinnere mich so gut an die beiden, weil immer ihr Vater sie zu den Vorsorgen gebracht hat, nie ihre Mutter.«
    Grace reichte Reis und Salat am Tisch herum.
    »Mich hat das Lauffieber nie gepackt«, sagte sie zu Terri in der Hoffnung, sie in das Gespräch mit einzubeziehen. »Treibst du Sport?«
    »Ich gehe ins Fitnessstudio«, antwortete Terri. »Ich will für den Job in Form bleiben.«
    »Ich auch.« Sam grinste und schaute auf seinen Bauch, der seit seinem vierzigsten Geburtstag ein wenig gewachsen zu sein schien. »Meine Wampe hab ich nur wegen Grace’ Kochkünsten.«
    Cathy, die links von ihm an dem Tisch saß, der für alle Gelegenheiten genutzt wurde, klopfte ihm auf den Bauch. »Ich sag dir ja schon seit Ewigkeiten, du sollst mit mir zusammen laufen.«
    »Ich mache so schon genug«, protestierte Sam.
    »Mit Woody Gassi gehen«, sagte Grace, »kann man wohl kaum als genug bezeichnen.«
    Ihr vielgeliebter, alter West Highland Terrier war vor drei Jahren gestorben. Danach hatten sie Woody in einem Tierheim in Fort Lauderdale gefunden, eine Mischung aus Rauhaardackel und Zwergschnauzer.
    »Saul ist genauso«, äußerte sich Terri zum Thema »Fitness«. »Nur dass er ständig die Nase in irgendwelche Bücher steckt, was noch schlimmer ist.«
    »Und was ist mit all dem Sägen und Hämmern?« Saul spannte den rechten Arm an.
    »Bücherregale zu bauen macht dich noch lange nicht zu einem Holzfäller«, neckte Cathy ihn, obwohl sie die Früchte des Hobbys ihres Adoptivonkels liebte und bewunderte, die ihren Weg in ihr Schlafzimmer fanden.
    »Hatte dein Vater was mit Sport am Hut, Terri?«
    Sams Frage klang entspannt, obwohl Terri bisher kaum über ihre Eltern geredet hatte, die – Saul zufolge – bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren. Vermutlich hatte Terri einen guten Grund für ihre Zurückhaltung. Sam hoffte nur, dass er sich auf sicherem Boden bewegte.
    »Der einzige Sport, den mein Vater je betrieben hat«, antwortete Terri mit fester Stimme, »war das Verprügeln von Frauen.«
    »Tut mir leid«, sagte Sam erschrocken und sah, wie sein Bruder nach Terris Hand griff.
    »Schon gut.« Terri zuckte mit den Schultern. »Jetzt zählt das ohnehin nicht mehr.«
    »Ich könnte mir vorstellen«, warf David leise ein, »dass es durchaus noch zählt.«
    »Teté sagt immer, sie habe Glück gehabt«, erklärte Saul, »weil sie nach dem Tod ihrer Eltern von ihrer Großmutter erzogen wurde.« Er hielt noch immer ihre Hand. »So wie das klingt, muss sie eine tolle Frau gewesen sein.«
    »Ja«, sagte Grace in warmherzigem Tonfall. »Besonders, wenn man sich ihre Enkelin anschaut.«
    »Danke«, sagte Terri.
    Sie hatten den peinlichen Moment recht gut überstanden. Tatsächlich war das gar nicht so schlecht, überlegte Grace; es war die erste persönliche Information, die sie von der jungen Frau bekommen hatten, die Saul so offensichtlich liebte. Aber das geht uns nichts an.
    Grace packte die Hühnerknochen weg, damit Woody sich nicht einen davon schnappte. Es gab keinen Grund, dass Teresa Suarez ihre zutiefst persönlichen Angelegenheiten mit ihnen teilte – außer mit Saul –, und sicherlich war es nicht an Saul, ihr Vertrauen zu missbrauchen.
    »Irgendwelche Spuren im Muller-Fall?«, fragte Terri Sam.
    Das war der nächste unangenehme Moment, während er Kaffee für alle kochte: Supreme Bean Espresso Luna für sich selbst und Terri (die seine Liebe zu dem starken Zeug teilte, auch wenn sie persönlich cafecito vorzog, den süßen kubanischen Kaffee, den zu genießen sie von ihrer Großmutter gelernt hatte); latte für Grace und Saul, und einen entkoffeinierten Espresso, den er Anfang der Woche entdeckt hatte, für Cathy und David.
    »Gut«, hatte Grace gesagt, als sie die Packung gesehen hatte. »Das ist besser für dich.«
    »Der ist nicht für mich«, hatte Sam erwidert. »Der hat doch nur halben Geschmack.«
    »Und er ist nur halb so gefährlich für dein Herz«, hatte Grace entgegnet.
    Sam hatte erklärt, dass mit seinem Herzen alles in Ordnung sei, und Grace hatte gesagt, dass es auch so bleiben solle – und dann hatten sie mit ihrer üblichen Routine weitergemacht: Grace hatte ihm gesagt, er sei süchtig nach Kaffee, worauf er behauptet hatte, jederzeit aufhören zu können. Grace hatte ihn aufgefordert, das zu beweisen, und er
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