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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg
Autoren: Hilary Norman
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hatte erwidert, dass er keinen Grund dafür sehe und es deshalb auch nicht tun werde.
    Terris Frage über den Muller-Mord ärgerte ihn.
    Jetzt überreagiere bloß nicht, ermahnte er sich.
    »Noch nichts«, antwortete er.
    »Ich hab das von Pompano Beach gehört«, sagte sie.
    »Hmm.« Sam versuchte, sich auf die superautomatische Espressomaschine zu konzentrieren, die er sich letzte Weihnachten gegönnt hatte und von der Grace gesagt hatte, es sei seine »Harley« … als wenn es irgendeine gefährliche Midlifecrisis-Maschine wäre.
    »Dann gibt es also keine Verbindung?« Terri blieb hartnäckig. »Ich habe gehört, das Opfer ist Putzfrau gewesen.«
    »Ach? Hast du?« Sam wandte sich von der Kaffeemaschine ab und hoffte, dass seine Erwiderung lediglich entmutigend, aber nicht eisig geklungen hatte; doch Terris Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er damit gescheitert war.
    Sie schaute beleidigt drein – nicht wirklich wütend, doch in ihren Augen funkelte ein Hauch Feindseligkeit. Aber dann war er auch schon wieder verschwunden.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Das ist eine unangemessene Konversation zum Dinner.«
    »Das ist wegen mir, Terri«, sagte Cathy unerwartet. »Sam mag es nicht, in meiner Gegenwart über Mord zu sprechen.«
    Grace und Sam schauten sie erschrocken an.
    »Es stimmt doch«, sagte Cathy. »Er glaubt, er würde mich dadurch beschützen.«
    »Machst du ihm das etwa zum Vorwurf, Süße?«, fragte David sanft.
    »Natürlich nicht.« Cathy stand auf, ging zu Sam und lächelte zu ihm hinauf. »Ich liebe ihn sogar umso mehr dafür.«
    »Wie nett.« Terri beobachtete, wie die beiden sich umarmten. Dann bemerkte sie, dass alle Blicke sich auf sie richteten und nach Zeichen von Sarkasmus suchten. »Ist schon okay, Jungs und Mädels«, sagte sie. »Das habe ich ernst gemeint.« Sie zuckte mit den Schultern. »Vielleicht bin ich ein wenig eifersüchtig, aber ich finde es großartig.«
    »Wenn sie hinter Liebe her ist«, sagte Sam später am Abend im Schlafzimmer zu Grace, »ist sie ein wirklich glückliches Mädchen.« Er zog sich das T-Shirt über den Kopf. »Hast du Sauls Gesicht gesehen, als sie das gesagt hat? Er ist ganz verrückt nach ihr.«
    »Warum auch nicht?«, erwiderte Grace.
    Sie waren alle möglichen Gründe für Sauls Leidenschaft schonmehrere Male durchgegangen, und Grace ärgerte es allmählich, dass Sam Terri offenbar schlecht machen wollte, indem er alles auf ihren Sexappeal und die Tatsache reduzierte, dass sie mit ihren zweiundzwanzig Jahren erfahrener war als Saul. Dabei wussten sie beide, dass Sam sich hauptsächlich an ihrer Karriere störte, und dass Grace einmal zu bedenken gegeben hatte, dass Sauls Liebe zu einer Polizistin vielleicht etwas mit seiner Bewunderung für den großen Bruder zu tun haben könnte, hatte Sams Sorgen auch nicht gerade gemindert.
    »Dein Problem ist«, hatte Grace ihm schon vor Monaten gesagt, »dass du Saul in die Schublade ›sanftmütiger Arzt‹ gesteckt hast.«
    »Das ist er ja auch«, hatte Sam argumentiert.
    »Das ist nur ein Teil dessen, was vielleicht mal aus ihm wird«, hatte Grace ihm erklärt. »Und was immer das sein wird, es hat nichts damit zu tun, in wen Saul sich verliebt … genauso wenig übrigens, wie du dich da einmischen solltest.«
    »Siehst du mich wirklich so?«, hatte Sam sich aufgeregt. »Als Diktator?«
    »Du bist ein typischer älterer Bruder mit einer einschüchternden Art.«
    Seitdem hatte Sam sich nach besten Kräften bemüht, mit Terri warm zu werden. Er hatte gehofft, dass sie sich in ihrem Haus heimisch fühlen würde; dennoch blieb er in ihrer Gegenwart stets gereizt, und ihre Fragen heute Abend zum Muller-Fall hatten auch nichts daran geändert.
    »Sie sollte es besser wissen, als mich nach Informationen auszuquetschen«, sagte er nun und setzte sich aufs Bett,
    »Sie hat dich nicht ausgequetscht .« Grace setzte sich neben ihn und rieb ihm den Nacken, um ihn von seiner Spannung zu befreien. »Außerdem hatte Cathy recht, nicht wahr?«
    »Ja, sicher«, gab Sam zu und schloss die Augen. Er genoss das Gefühl, das die Hände seiner Frau in ihm weckten. »Ich werde mich bestimmt nicht dafür entschuldigen, dass ich meine Tochter beschütze.«
    »Das sollst du auch gar nicht.« Grace knetete sanft weiter. »Aber ich glaube, es ist nur natürlich für Terri, die Gelegenheit zu nutzen und dir Fragen zu stellen.« Grace war müde und spürte, wie das Babysich bewegte. Sie hörte auf, ihren Mann zu massieren, erhob sich und
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