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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg
Autoren: Hilary Norman
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Herz auswirkte. Diese Eigenschaft traf allerdings auf eine ganze Gruppe von Pflanzen zu, von Fingerhut bis hin zu Maiglöckchen. Falls die konventionellen Behandlungsmethoden versagten, würde man gezielt Antikörper einsetzen; dafür musste man sich allerdings erst mit einem Toxikologen in Verbindung setzen, vielleicht sogar mit der Giftzentrale von Florida.
    »Fragen Sie doch Lucia Busseto«, hatte David jeden Arzt undKrankenhausangestellten in Hörweite aufgeregt und wiederholt aufgefordert.
    Das war jedoch leichter gesagt als getan, denn Lucia war ins Mercy-Krankenhaus gebracht worden, und niemand im Miami General schien zu wissen, ob sie überhaupt noch lebte oder auch nur in einem Zustand war, um Fragen zu beantworten.
    »Wir werden herausfinden, was diese Hexe ihm angetan hat.« Al Martinez klang schockiert und düster. Er hatte David vor einer Weile angerufen, als er von einem neuen Tatort zum Haus der Bussetos gefahren war. »Sie haben mein Wort, Doc. Glauben Sie mir.«
    Und David glaubte es ihm, aber er war nicht sicher, ob es auch noch rechtzeitig passieren würde, oder ob es überhaupt noch einen Unterschied machte. Niemand wusste, wie groß der Schaden an Sams Herzen und anderen Organen bereits war.
    »Ihr Sohn ist jung, stark und körperlich fit«, hatte einer der Ärzte ihm gesagt.
    Aber Sam hatte seinen Vater kaum erkannt, als dieser bei ihm gewesen war – nicht einmal, als er fast direkt neben ihm gestanden hatte. Und nachdem er Saul zum ersten Mal nach Kez’ Angriff gesehen hatte, hatte David schon geglaubt, nie wieder so schreckliche Angst zu haben.
    Nun war er eines Besseren belehrt. Er wusste, dass diese Art von Furcht ein bodenloses Loch war.
    Denn Sam könnte sterben.
    Er hatte die Notaufnahme für eine Weile verlassen. So diplomatisch und freundlich sie auch zu ihm sein mochten, er wusste, dass niemand dort einen von Sorgen zerfressenen alten Kinderarzt brauchen konnte. Außerdem wollte er ein wenig Zeit mit Grace im Kreißsaal verbringen, doch sie war völlig außer sich, weigerte sich, Schmerzmittel zu nehmen, und bestand darauf, jede Pflanze zu beschreiben, die sie im Haus der Bussetos gesehen hatte, und sich an den Namen jeder giftigen Spezies zu erinnern. Lucia hatte ihr die Pflanzen ja aufgezählt.
    »Der Schmerz ist mir egal«, sagte sie zu David, Cathy und Barbara Walden, die zum Glück in der Nacht zuvor aus Europazurückgekommen und sofort zum Krankenhaus gefahren war, als sie erfahren hatte, was los war. »Ich will zu Sam. Und wenn sie mich nicht zu ihm lassen, will ich ins Mercy und aus Lucia herausprügeln, was sie Sam in den Kaffee getan hat.«
    David hatte Grace noch nie so elend gesehen, und wer konnte es ihr zum Vorwurf machen? Also hatte er sie allein gelassen, denn sie brauchten ihn auch dort nicht.
    Er war zu Saul gegangen, um bei seinem jüngeren Sohn zu sein. Aber nun, da er hier war, brachte er nicht die Kraft auf, wirklich bei ihm zu sein, denn er wusste, dass er nicht länger so tun konnte, als wäre alles in Ordnung.
    Er war nicht mehr von Nutzen.
    Er konnte nur noch beten.
    Für Sam und Grace und für die sichere Geburt des Babys.
    Und für Saul – und auch für Terri.
    Gott möge ihm verzeihen, er hatte Terri fast vergessen!

150.
    Um drei Minuten vor neun trafen die beiden Streifenbeamten der Polizei von Miami Beach, die nach Teresa Suarez schauen sollten, vor dem beige-grauen Haus ein, in dem ihre Kollegin wohnte, und gingen hinauf in den zweiten Stock. Erst hatte ein alter Kerl sie aufgehalten, der von hinten auf ihren Wagen aufgefahren war, dann ein Einbruch drei Blocks entfernt an der Washington Avenue.
    Sie klopften an die Tür, erhielten aber keine Antwort.
    Auf Rückfrage erklärte ihnen der Diensthabende, dass das Risiko für Officer Suarez nun als hoch eingestuft wurde, worauf die beiden Polizisten die Tür aufbrechen wollten, aber das war gar nicht nötig: Ausgerechnet Terri, eine Beamtin des Einbruchsdezernats, wohnte hinter einer Tür, die ein Kind binnen Sekunden hätte knacken können.
    Sie fanden Terri in ihrem winzigen Wohnzimmer mit dem Gesicht auf dem Boden.
    Ihr Laptop stand aufgeklappt auf dem Tisch.
    Daneben ihre Kaffeetasse. Der dunkle Cafecito war fast ganz getrunken.
    Terri. Sauls feurige Teté mit den dunklen schokoladenbraunen Augen.
    Ihr Feuer war für immer erloschen.

151.
    Nichts hatte Grace auf das alles vorbereitet. Es wäre auch unmöglich gewesen.
    Sie war erschöpft, körperlich wie emotional, doch wenn eine Wehe vorbei war,
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