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Letzter Weg

Letzter Weg

Titel: Letzter Weg
Autoren: Hilary Norman
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mit mir geschieht.«
    »Das sollte es aber«, erwiderte Barbara Walden. »Ihr Baby und Ihr Mann werden Sie bald genug brauchen.«
    Grace nickte.
    »Dann also für sie«, sagte sie.
    Sie legte sich zurück, schloss die Augen und dachte an ihr Kind, an ihren Sohn, der so hart darum kämpfte, geboren zu werden – und dann schämte Grace sich vor sich selbst, weil ihr Sohn diese erste, dunkle Reise ohne auch nur einen konzentrierten Gedanken seiner Mutter hatte antreten müssen.
    Aber das würde sich jetzt ändern.
    Jetzt würde sie für ihn da sein, egal wie lange es dauern mochte.
    Sie würde immer für ihn da sein.
    Alles wird gut, sagte sie zu ihrem Kind. Ich gehöre ganz dir.
    Ihre Gedanken schweiften wieder in die Notaufnahme zu Sam, doch mit einer Kraftanstrengung, die fast so groß war wie der Schmerz der Wehen, holte Grace sie wieder zurück.
    Alles wird gut, sagte sie ihrem Sohn. Du kannst jetzt kommen.

152.
    Die Entdeckung hatte Sam geholfen, nicht jedoch der armen Teté.
    Alle fühlten sich schuldig und trauerten um Terri, die einen so schrecklichen, einsamen Tod gestorben war. Doch selbst wenn Sams Zusammenbruch Terri nicht kurzzeitig aus Davids Gedanken verdrängt hätte, hätte das keinen Unterschied mehr gemacht, denn Terris Herz hatte schon aufgegeben, bevor sie um Hilfe hätte rufen können. Die gerichtsmedizinische Untersuchung würde vielleicht eine verborgene Herzschwäche zutage fördern, die bis jetzt unentdeckt geblieben war; aber was immer der Grund sein mochte, Terri hatte keine Chance gehabt.
    Wäre Cathy nicht so schnell bei Sam gewesen, das Ganze hätte vermutlich in einer Tragödie geendet; aber so hatte er zwar die Geburt seines Sohnes nicht mitbekommen – am Mittwoch, dem 14. September –, doch achtundvierzig Stunden später hatte er ihn endlich kennen gelernt.
    Joshua Jude Becket.
    Zweitausendfünfhundert Gramm. Er atmete von allein und saugte sogar.
    Es war das schönste Kind der Welt, und es brachte große Freude.
    Und es besaß heilende Kräfte, zumindest für seinen Vater.
    Die Wunden seines Onkels Saul jedoch würden noch lange nicht verheilen, besonders nicht die geistigen. Monate voller Schmerz und Unsicherheit standen ihm bevor – und das ohne den Trost einer Liebe, die nicht mehr zu ihm nach Hause kommen würde.
    Lucia lebte noch, wurde aber immer schwächer.
    Allgemeine Funktionsstörungen der Organe, die früher oder später zu Organversagen und schließlich zum Tod führen würden.
    Die Ärzte taten, was sie tun konnten.
    Die Polizei und der Staatsanwalt mussten hilflos zuschauen, da es keine Garantie gab, dass Lucia überleben würde, geschweige denn, dass sie sich der Anklage würde stellen können. Deshalb war formell bis jetzt auch noch keine Klage erhoben worden.
    »Keine Aussicht auf einen Schnellprozess«, hatte Sam Grace und Cathy erklärt, »wie ihn eine Menge Anwälte heutzutage beantragen, nachdem diese Art von Verfahren ins Gesetzbuch von Florida übernommen worden ist. Martinez, Rowan und die anderen können sich mit ihrer Untersuchung Zeit lassen.« Sam selbst war noch immer vom Dienst suspendiert.
    Mit Zeit und viel Arbeit musste man die Morde an Gregory Hoffman, Teresa Suarez und den mutmaßlichen Mord an Phil Busseto sowie den Mordversuch an Samuel Becket in Verbindung bringen. Hinzu kamen die anderen Morde, bei denen Lucia Kez geholfen oder sie gedeckt hatte.
    Eine Serienmörderin war dem Gesetz entkommen.
    Die andere war zu krank, als dass es notwendig gewesen wäre, eine Wache vor ihrer Tür zu postieren.
    Im Augenblick war es wahrscheinlicher, dass nicht Lucia, sondern Sam Becket sich einer Anklage würde stellen müssen.

153.
    6. Oktober
    Kez wurde acht Tage nach Terris Einäscherung beerdigt. Das Begräbnis fand in Naples statt – gemäß dem letzten Wunsch, den Lucia in einem Abschiedsbrief festgelegt hatte.
    »Es war der Ort, den sie als ihre Zuflucht betrachtet hat«, hatte Lucia geschrieben, »der Ort, der für sie einem Zuhause am nächsten gekommen ist.«
    Martinez hatte Sam von dem Brief erzählt und Sam wiederum Cathy.
    Cathy glaubte nicht, dass Lucia die richtige Entscheidung getroffen hatte. Kez mochte die Wohnung in Naples zwar ihre »Zuflucht« genannt haben, doch ihr Heim war in dem alten Haus an der Matilda Street gewesen, in Coconut Grove: die spartanische Wohnung mit den Flo-Jo-Postern und dem Foto, dass sie allein auf der Aschenbahn zeigte. Die andere Wohnung war zum größten Teil die Schöpfung ihrer Tante gewesen, vermutete
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