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Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02

Titel: Letzter Tanz - Lincoln Rhyme 02
Autoren: Jeaffery Deaver
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vorbei auf die Straße, und im selben Augenblick meldete sich wieder dieser beunruhigende Gedanke.
    Sie trat an den Polizisten vorbei auf den Treppenabsatz vor der Haustür.
    »Es wäre uns lieber, wenn Sie im Haus blieben, Mrs. Clay...«
    Sie starrte auf die Straße. Was war es nur?
    Dann fiel es ihr ein.
    »Da ist vielleicht noch etwas«, sagte sie zu den Beamten. »Ein schwarzer Lieferwagen.«
    »Ein...«
    »Ein schwarzer Wagen. Da war dieser schwarze Lieferwagen.«
    Einer der Polizisten zückte seinen Notizblock. »Erzählen Sie.«
    »Moment mal«, sagte Rhyme.
    Lon Sellitto unterbrach seine Ausführungen.
    Rhyme hörte, daß sich wieder Schritte näherten. Sie waren weder schwer noch leicht. Er wußte, von wem sie stammten. Dazu waren keinerlei Anstrengungen nötig. Er hatte diese Schritte einfach schon oft gehört.
    Das schöne Gesicht von Amelia Sachs, eingerahmt von ihrem langen, roten Haar, erschien auf der Treppe. Rhyme sah, wie sie kurz innehielt, dann ihren Weg fortsetzte. Sie trug die marineblaue Uniform der New Yorker Polizei, komplett bis auf Krawatte und Mütze. In einer Hand schwenkte sie eine Einkaufstasche vom Jef-ferson Market.
    Jerry Banks lächelte sie verzückt an. Seine Verliebtheit war anrührend, sehr offensichtlich, aber auch ziemlich verständlich -welche Streifenpolizisten hatten schon eine Karriere als Model in der Madison Avenue hinter sich - wohl nur die hochgewachsene Amelia Sachs. Aber sein Anhimmeln wurde nicht erwidert, und der junge Mann, der trotz seiner schlechten Rasur und seiner wilden Tolle gut aussah, war sich offenbar klar darüber, daß er so schnell nicht zum Zuge kommen würde.
    »Hi, Jerry«, nickte sie. Sellitto begrüßte sie mit einem respektvollen »Sir«. (Er war Detective Lieutenant und so etwas wie eine Legende in der Mordkommission. Sachs, die Polizistengene in ihrem Blut hatte, war von klein auf zu Hause und später auf der Polizeiakademie eingebleut worden, erfahreneren Kollegen Respekt entgegenzubringen.)
    »Sie sehen müde aus«, stellte Sellitto fest.
    »Hab nicht geschlafen. Hab nach Sand gesucht«, erwiderte sie und zog ein Dutzend Plastikbeutel aus der Einkaufstasche. »Ich habe Vergleichsproben gesammelt.«
    »Gut«, sagte Rhyme. »Aber das ist nun Schnee von gestern. Wir sind auf einen neuen Fall angesetzt worden.«
    »Auf einen neuen Fall?«
    »Jemand ganz Bestimmtes ist in die Stadt gekommen. Und wir müssen ihn fangen.«
    »Wer?«
    »Ein Killer«, antwortete Sellitto.
    »Ein Profi?« hakte Sachs nach. »Mafia?«
    »Ein Profi, ja, das kann man wohl sagen«, antwortete Rhyme. »Aber soweit wir wissen, hat er keine Verbindung zur organisierten Kriminalität.« Die meisten angeheuerten Killer im Lande arbeiteten im Auftrag der Mafia.
    »Er ist so eine Art selbständiger Unternehmer«, fuhr Rhyme fort. »Wir nennen ihn den Totentänzer.«
    Sie hob eine Augenbraue, unter der rötliche Kratzspuren zu sehen waren. »Warum?«
    »Nur eines seiner Opfer lebte lange genug, um uns eine Beschreibung liefern zu können. Demnach hat er - oder zumindest hatte er eine Tätowierung auf seinem Oberarm: der Sensenmann, der vor einem Sarg mit einer Frau tanzt.«
    »Nun, das ist ja zumindest mal etwas für die Rubrik besondere Kennzeichen<«, kommentierte sie trocken. »Was wissen Sie noch über ihn?«
    »Ein Weißer, vermutlich Mitte Dreißig. Das ist alles.«
    »Sie sind der Tätowierung nachgegangen?« fragte Sachs.
    »Natürlich«, erwiderte Rhyme schmallippig. »Bis ans Ende der Welt.« Er meinte das wortwörtlich. Jede Polizeistation in jeder größeren Stadt auf der Erde hatte nachgeforscht, ohne daß auch nur der geringste Hinweis auf eine solche Tätowierung gefunden wurde.
    »Entschuldigen Sie, meine Damen und Herren«, unterbrach Thom. »Zeit für ein paar Erledigungen.« Das Gespräch verstummte, während Thom seinen Chef mit geübten Bewegungen hin-und herdrehte. Dies diente dazu, seine Lungen frei zu bekommen. Querschnittsgelähmte entwickeln persönliche Beziehungen zu bestimmten Teilen ihres Körpers. Nachdem er sich seine Wirbelsäule vor einigen Jahren während der Untersuchung eines Tatorts verletzt hatte, waren seine Arme und Beine für Rhyme zu grausamen Feinden geworden. Er hatte ungeheure Energie darauf verwandt, sie dazu zu zwingen, ihm wieder zu Willen zu sein. Doch sie hatten den Kampf mühelos gewonnen und waren bewegungslos wie ein Stück Holz geblieben. Als nächstes hatte er gegen die spastischen Anfälle angekämpft, die seinen Körper
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