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Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet

Titel: Letzten Donnerstag habe ich die Welt gerettet
Autoren: Antje Herden
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waren zuerst aus dem Loch gestiegen. Dann reichten wir den anderen beiden die Hand und zogen sie heraus. Als der zerzauste weiße Haarschopf des Professors und sein verstrubbelter Bart am Rand der Luke erschienen, musste die Prinzessin auch lachen.
    »Versucht doch wenigstens ein bisschen leiser zu sein«, beschwor Professor Kolossos die beiden und knipste die Taschenlampe wieder aus. Doch die Warnung kam zu spät.
    »Na endlich«, dröhnte plötzlich die seltsame Stimme in meinem Kopf.
    Wie ferngesteuert, drehten wir uns alle gleichzeitig um. Wir konnten gar nichts dagegen tun. Und da sahen wir ihn: Hoch aufgerichtet, der schimmernde Lurchleib halb unter einem Umhang verborgen, die gelben schlitzartigen Pupillen auf uns geheftet, den breiten lippenlosen Mund zu einem hässlichen Grinsen verzogen, stand er da – Hunabku Kaudata. Er war mindestens zwei Meter groß und umgeben von einem Gefolge von hunderten von Ratten und Lurchen. Er stand zwischen ihnen wie in einem Meer aus pelzigen und schleimigen Wogen. Er sah sogar ein bisschen göttlich aus. Auf alle Fälle aber sehr majestätisch. Und er stand genau vor dem Eingang zum Kanal.
    »Was für Dummköpfe ihr doch seid! Ihr dachtet wohl, ihr könntet mich besiegen«, dröhnte es in unseren Köpfen. Ich fühlte mich so von Kaudatas Stimme angezogen, dass ich sofort zu ihm gehen wollte. Es war kaum auszuhalten. »Er ist einfach nur ein blöder Riesensalamander«, gluckste Sandro. »Kommt, wir gucken uns den mal aus der Nähe an.« Sandro wollte schon loslaufen. Doch die Prinzessin hielt ihn fest an der Hand. »Bleib hier, Sandro. Wir gehen jetzt nach Hause, okay? Zurück nach oben in die Sonne und zu unseren Eltern.«
    »Ja, das wollen wir. Ganz unbedingt wollen wir das«, sagte Sandro und nahm auch meine Hand.
    »Wir müssen jetzt zusammenhalten«, flüsterte ich.
    »Aber wie kommen wir an dem Kerl und seinem Ratten- und Lurchgefolge vorbei?«, wisperte die Prinzessin. »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, erwiderte ich leise.
    Also blieben wir erst einmal stehen. Selbst das war anstrengend. Denn trotz des »Kinderglücks« verspürten wir den Wunsch, alles zu tun, was Kaudata von uns wollte. Und er wollte, dass wir zu ihm kamen.
    »Konzentriert euch auf etwas anderes«, sagte Sandro.
    »Eiscreme«, murmelte ich, »ich hätte riesige Lust auf Waldmeistereiscreme.«
    »Lecker«, flüsterte die Prinzessin, »mit Himbeeren.«
    »Und Sahne.«
    »Zuckerstreusel, aber die bunten.«
    »Genau, die kleinen runden und die länglichen.«
    »Und die bunten Herzen.«
    »Aber nicht nur die aus Zucker, auch die aus Schokolade.«
    »Aber nur Vollmilch.«
    »Und mit dicken Käfern«, sagte der Professor da plötzlich hinter uns. »Mit getrockneten dicken Brummern, die so schön knacken beim Draufbeißen.«
    »Igitt«, machte die Prinzessin. »Wie können Sie so etwas sagen? Wir waren gerade so schön dabei, uns abzulenken.«
    »Ich glaube, wir sollten nicht uns, sondern besser ihn ablenken«, flüsterte er zurück. »Denkt an etwas, was ein Lurch gerne isst.«
    Da verstand ich, worauf der Professor hinauswollte. Wenn Kaudata in unserem Kopf herumwandern und unsere Gedanken beeinflussen konnte, dann funktionierte das vielleicht auch andersherum. Wir mussten uns nur darauf konzentrieren.
    »Knusprige Käfer sind toll«, sagte ich. »Aber noch besser schmecken sie mit Schneckenschleim.«
    »Mit Schneckenschleim? Oh Himmel, wie eklig!«, flüsterte die Prinzessin.
    »Los, mach mit!«, beschwor ich sie. »Und stell dir die Dinge genau vor.«
    »Ich bevorzuge dicke schwarze Kakerlaken mit extralangen Fühlern«, sagte Sandro.
    »Oder Kellerasseln«, versuchte es die Prinzessin.
    »Kellerasseln sind wunderbar, aber nur die ganz großen.«
    »Und Spinnen.«
    »Jawohl, Spinnen. Große, haarige Spinnen mit ganz langen Beinen.«
    »Gekochte Kellerasseln mit Spinnenbrusthaaren«, warf ich ein.
    »Leckerschmecker«, sagte Sandro. »Oder ein Schneckensüppchen. Aus fetten Nacktschnecken, am besten aus den roten, den schwarzen und den köstlichen getigerten.«
    »Oh ja!«, schwärmte die Prinzessin. »Und darüber geröstete Bettwanzen.«
    »Und kandierte Flöhe.«
    »Und Schabengrütze mit getrocknetem Froschschleim.«
    »Einfach superlecker.«
    »Ach, und Regenwurm-Spaghetti.«
    »Mit Blutegelsoße!«
    »Wunderbar.«
    »Dann gegrillte Kreuzspinnenbrüstchen mit Kartoffelkäferpüree.«
    »Zum Abschluss vielleicht marinierte Maden.«
    »Und eine Nachtmottenmousse.« Es lief wie von selbst und
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