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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi
Autoren: Tom Hillenbrand
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zwei Stunden war er da im System. Zu wenig Zeit für einen Transfer, vor allem für einen ohne Spuren.«
    »Was wollen Sie damit andeuten?«
    Scholz lehnte sich vor und schaute Malherbe an. »Das heißt, er hatte das von langer Hand geplant. Ich denke, weitere Untersuchungen werden zeigen, dass er sie bereits vor ein oder zwei Wochen vollständig kopiert hat. Und wenn er das alles tatsächlich seit Monaten vorbereitet hat, wirft es natürlich auch die Frage auf, ob er nur die Daten gestohlen oder auch zusätzlich noch an unserem System herumgeschraubt hat.«
    »Hätte er das denn so einfach gekonnt?«
    »Nein. Er besaß zwar gewisse Befugnisse, aber umfassende Änderungen am Computersysten hätte er sich von einem Vorstand abzeichnen lassen müssen.«
    Der Butler brachte zwei Schümli. Malherbe nippte und umschloss die warme Tasse mit beiden Händen. Ihn fröstelte. Er war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass er den obligatorischen Saunagang nach dem Schwimmen hatte ausfallen lassen oder an dem, was ihm Scholz gerade erzählte.
    »Ohne Vorstandsbeschluss würde unser EDV-Chef nie die erforderlichen Zugangscodes rausrücken«, fuhr Scholz fort. Er schaute unglücklich. »Aber …«
    »Aber was? Ist Ihre Sicherheitsprozedur etwa nicht wasserdicht?«
    »Normalerweise würde ich beschwören, dass niemand das System austricksen kann. In diesem Fall liegen die Dinge jedoch anders.«
    »Was soll das heißen? Diese Codes sind das Wertvollste, das unsere Firma besitzt. Und Sie wissen nicht, ob dieser Bastard dran rumfummeln konnte?«
    Scholz kehrte beide Handflächen nach außen und schaute zu Boden. »Laut Personalakte hat Kats einen IQ von hundertneunundsechzig. Er ist intelligenter als Einstein. Der Mann hat Einblicke in Mathematik und Informationstechnologie, die über alles für Normalsterbliche Vorstellbare hinausgehen. Und deshalb lässt sich nicht ausschließen, dass er trotz unserer extrem umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen einen Weg gefunden hat.«
    Malherbe stand auf. »Was schlagen Sie vor?«
    »Unsere Experten haben begonnen, das Computersystem zu überprüfen, jede einzelne Zeile Programmcode. Das dauert mehrere Wochen. Wir legen außerdem eine vollständige Kopie an, auf der Basis eines acht Wochen alten Backups. Damit wir umschalten können, falls Kats das System irgendwie manipuliert hat.«
    Der Vorstandschef stand auf und lief ein paar Schritte im Raum hin und her. »Sie meinen, falls er ein Löschprogramm oder so etwas hinterlassen hat? Ist solch ein Parallelsystem nicht sehr teuer?«
    »Ja, aber die Summe ist bescheiden im Vergleich zu dem, was unsere Leute für einen totalen Systemausfall berechnet haben.« Scholz ohnehin bleiches teutonisches Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. »Hundertzwölf Milliarden Dollar.«
    Die Stimme in seinem Hinterkopf riet Malherbe, Scholz augenblicklich von all seinen Aufgaben zu entbinden. Durch sein Versagen waren sie an den Rand des Abgrunds geraten. Er ignorierte die Stimme. Wenn er Scholz feuerte, dann würde sein eigener Kopf möglicherweise wenige Stunden später rollen. Sie mussten die Sache irgendwie unter Kontrolle bringen, bevor aus dem potenziellen Schaden ein realer wurde. Die einzige Lösung war, Kats an der Weitergabe der Daten zu hindern. Und dafür brauchte er Scholz.
    »Ist das alles, Scholz? Sie schauen, als ob da noch mehr kommt.«
    »Ich habe noch eine gute und eine schlechte Nachricht, Herr Malherbe.«
    Er musterte den Deutschen. Sein Sicherheitsberater wusste, dass es bei ihrem Gespräch um seinen fürstlich dotierten Job ging und hatte sich deshalb noch einen Trumpf aufgespart. Dumme Spielchen waren das. Malherbe spürte, dass er gleich die Geduld verlieren würde. »Raus damit«, presste er hervor.
    »Als Kats hierherkam … Sie wissen von der Silverstein-Green-Geschichte?«
    »Ich weiß von nichts!«, zischte Malherbe. Dabei war ihm klar, worauf Scholz anspielte. Bevor Aron Kats ihr oberster Softwarearchitekt geworden war, hatte er mehrere Jahre für Silverstein Green die Handelsstrategie eines der hauseigenen Hedgefonds betreut. Die New Yorker Investmentbank tätigte ganz ähnliche Geschäfte wie Malherbes Unternehmen, und Kats hatte von dort gewisse wertvolle Firmeninterna mitgebracht. Silverstein wusste es, Malherbe wusste es auch. Nur beweisen ließ sich die Sache erfreulicherweise nicht. Und deshalb war es das Beste, nicht darüber zu reden.
    »Natürlich«, begann Scholz vorsichtig von Neuem. »Lassen Sie es mich folgendermaßen
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