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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt
Autoren: Herbert Dutzler
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herausgeholt. Ist ihr nicht viel passiert. Sie haben sie, glaub ich, derweil in den Kommandowagen gesetzt, bis die Rettung kommt.“
    Gasperlmaier hastete zwischen den herumstehenden Autos umher, bis er den Kommandowagen in einiger Entfernung entdeckte. Atemlos kam er dort an. „Mama?“ Er riss die Tür auf. Drinnen saß die Mutter. Bis über den Hals in eine dicke Decke eingewickelt, die nur das Gesicht frei ließ. Ganz klein und zerbrechlich saß sie da mit verheulten Augen. „Dass du wenigstens in Sicherheit bist!“, brachte Gasperlmaier noch heraus. Er quetschte sich neben der Mutter auf den Sitz und musste sich sehr beherrschen, dass nicht auch ihm die Tränen kamen. Er legte der Mutter den Arm um die Schultern und drückte sie an sich. „Spät bist kommen!“, sagte sie nur. „Fast zu spät!“
    Gasperlmaier verzichtete darauf, sich gegen den leisen Vorwurf zu wehren. Hauptsache, der Mutter war nichts geschehen. „Was ist denn eigentlich passiert?“, fragte er. „Geschlafen hab ich“, sagte die Mutter, „und wie ich wach geworden bin, hat es überall geraucht. Ich bin gleich beim Fenster hinaus, und da hat mich fast der Schlag getroffen, wie ich gesehen hab, dass die Flammen schon bei der Haustür herausschlagen. Mein schönes Haus!“ Die Mutter fing zu wimmern an, doch Gasperlmaier wusste nicht recht, wie er sie trösten sollte. „Und was nicht verbrannt ist, das ruiniert mir jetzt die Feuerwehr!“, klagte sie.
    Die Tür öffnete sich, und eine junge, blonde Sanitäterin streckte den Kopf zur Tür herein. „Wer ist denn das Opfer?“, fragte sie. Wie auf Kommando begann die Mutter zu husten. „Aha!“, sagte die Sanitäterin. „Wir müssen Sie ins Krankenhaus bringen, zur Untersuchung, Frau …“ „Gasperlmaier!“, sprang Gasperlmaier ein. „Meine Mutter. Sie war im Haus.“ „Na, dann kommen Sie, Frau Gasperlmaier. Sollen wir die Trage holen, oder den Tragestuhl?“ Ärgerlich winkte die Mutter ab. „Ich bin ja kein Pflegefall. Und wegen dem bisschen Rauch, da hätten wir früher alle Tage ins Krankenhaus müssen, wenn wir Erdäpfel geklaubt haben. Heut darf man ja das Kraut nicht einmal mehr verbrennen!“
    Eine Weile ging der Disput zwischen der Sanitäterin und der Mutter noch hin und her, bis sich die junge Frau durchgesetzt hatte und die Mutter einwilligte, sich ins Krankenhaus fahren zu lassen. Gasperlmaier bewunderte ihre Durchsetzungsfähigkeit. Er selbst konnte sich nicht daran erinnern, dass er die Mutter jemals dazu gebracht hatte, irgendetwas zu tun, was sie nicht wollte. „Fahren Sie mit ins Krankenhaus?“, wollte die Sanitäterin noch wissen. Doch Gasperlmaier wollte zuerst herausfinden, was hier überhaupt passiert war. „Ich komm dann nach, Mutter!“, sagte er und tätschelte ihre Hand. „Ich will zuerst wissen, ob dir wer das Haus angezündet hat. Der wird mich nämlich kennenlernen!“ „Dass du halt nur nicht den Helden spielst!“, meinte die Mutter noch, bevor sie sich am Arm der Sanitäterin in den Rettungswagen führen ließ, der gleich neben dem Kommandofahrzeug geparkt hatte.
    Gasperlmaier machte sich auf den Weg durch den Garten zurück zum Haus. Die Feuerwehr hatte aufgehört, in den Rauch zu spritzen, und es waren auch nur mehr vereinzelt dünne Rauchsäulen zu sehen. In der Nähe der Haustür, stellte Gasperlmaier fest, war es am schlimmsten. Ein breiter schwarzer Streifen zog sich von der Türöffnung in die Höhe, und auch das Speisfenster links davon führte nur noch in eine rußgeschwärzte, dunkle Höhle. Drinnen hörte Gasperlmaier Feuerwehrleute über Trümmer und Scherben stapfen. Das würde eine schöne Arbeit werden, bis das Haus wieder einigermaßen in Ordnung war und die Mutter einziehen konnte. Wenn sie das überhaupt wollte.
    Gasperlmaier seufzte und machte kehrt. In einiger Entfernung sah er den Streifenwagen, mit dem er hergekommen war. Auffällig viele Uniformierte umstanden das Fahrzeug. Gasperlmaier näherte sich neugierig, konnte aber weder die Frau Doktor noch den Friedrich ausnehmen. Als er nahe genug war, um einen Blick ins Innere erhaschen zu können, sah er, dass der Loisl im Wagen saß. Mit hinter dem Rücken gefesselten Händen. Gasperlmaier überkam eine maßlose Wut. Es war also wahr. Der Loisl war der lange gesuchte Mörder. Und weil sie ihn nicht schnell genug erwischt hatten, hatte er zum Drüberstreuen noch das Haus der Mutter angezündet!
    Gasperlmaier stieß die Beamten zur Seite, die ihm im Weg standen, und riss die
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