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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt
Autoren: Herbert Dutzler
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auf die er eigentlich keine rechte Lust hatte. Der Friedrich beschäftigte sich hingebungsvoll mit seiner Essigwurst. „Gerade recht zwischen Mittag- und Abendessen!“, hatte er gemeint und einen vorwurfsvollen Blick der Frau Doktor dafür geerntet. Nicht einmal das Bier wollte Gasperlmaier heute so richtig schmecken. Einmal, weil er für den Brummschädel heute keinen Alkohol brauchte, den hatte er am Vormittag im Wald gratis bekommen. Und zum Zweiten, weil ihm das Schicksal der Voglreiterin immer noch naheging.
    „Wir sollten“, meinte der Friedrich, „noch einmal zu der jungen Voglreiter hinausfahren, zur Bruni. Vielleicht hat sie doch eine Idee, wo sich der Loisl versteckt hält.“ Die Frau Doktor schob die Reste ihres Salates beiseite. Die Hälfte der Backhendlstreifen, stellte Gasperlmaier besorgt fest, hatte sie liegen lassen. Von dem bisschen Grünzeug konnte kein Mensch überleben und dabei noch gesund bleiben. Wenn sich die Frau Doktor da nur nicht in was hineintheaterte. Mit Frauen, die zu wenig aßen, glaubte Gasperlmaier ja Erfahrung zu haben.
    „Mir fällt auch nichts Besseres ein“, gab die Frau Doktor zu. „Außer, dass wir nach Miami fliegen und den Georg Kaserer interviewen. Vielleicht hat uns der was Interessantes zu erzählen.“ „Mit mir“, sagte der Friedrich, während er die letzten Reste des Kernöls mit einem Brotscherzl aufwischte, „dürfen Sie da nicht rechnen. Mir sind die Flugzeugsitze zu unbequem. Und der Gasperlmaier, der geht überhaupt nicht gern in Flugzeuge hinein. Obwohl die Sitze für einen wie ihn gerade recht wären.“ Der Friedrich, so dachte Gasperlmaier bei sich, der brauchte sich gar nicht über ihn lustig zu machen. Für den waren Flugzeugsitze nicht unbequem, sondern schlicht unmöglich. Der hätte sich wahrscheinlich zwei Plätze buchen müssen, damit sie ihn überhaupt mitgenommen hätten.
    „Für mich ist das auch nichts, hier untätig herumsitzen.“ Die Frau Doktor erhob sich und streckte sich einmal kräftig. „Auf zur Bruni! Wir werden ihr schon herauslocken, wo sich der Loisl herumtreiben könnte!“ Gasperlmaier starrte verdutzt auf sein Bierglas, das noch zu einem Drittel gefüllt war. „Wir müssen ja noch bezahlen!“, gab er zu bedenken und nahm einen großen Schluck. „Papperlapapp!“ Die Frau Doktor beendete die Debatte, indem sie waagrecht mit der Hand durch die Luft fuhr. „Ihr habt hier wohl Kredit!“ Gasperlmaier erhob sich und leerte sein Bierglas im Stehen. Die viele Kohlensäure verschaffte sich lautstark wieder ihren Weg aus seinem Magen, während der Friedrich der Jasmin zurief, sie solle die Zeche aufschreiben, man sei in Eile. Das einzige, was Gasperlmaier an Bier gelegentlich störte, war, dass es zu viel Kohlensäure drin hatte. Und natürlich, dass es blähte und dazu führte, dass man gelegentlich in der Nacht aufstehen musste, um Wasser zu lassen. Sonst aber …
    Die Frau Doktor stellte sich einfach vor die Voglreiter’sche Garage, und zwar so, dass man das Tor nicht mehr aufbekam. Drinnen im Haus brannte Licht. „Da kann aber niemand …“, setzte Gasperlmaier mit einem Fingerzeig auf das Garagentor an. „Da soll auch niemand!“, gab die Frau Doktor zurück, stieg aus und warf die Tür mit einem Knall zu. Bevor sich Gasperlmaier und der Friedrich noch aus ihren Gurten und Sitzen befreit hatten, hatte sie schon geklingelt. Als Gasperlmaier zu ihr trat, drückte sie ungeduldig bereits zum zweiten Mal den Finger auf den Knopf. „Wo bleibt denn die?“, schimpfte sie. „Ihr zwei, rechts und links ums Haus! Schnell!“
    Gasperlmaier wusste nicht, wie ihm geschah, folgte jedoch den Anweisungen der Frau Doktor, weil sich sogar der Friedrich schon in Bewegung gesetzt hatte. Vermutete die Frau Doktor, der Loisl wollte noch schnell die Flucht ergreifen, bevor seine Frau die Tür öffnete? Gasperlmaier schlich im nassen Gras um die Hausecke und wollte die Hand an das Holster seiner Glock legen. Man konnte ja nie wissen. Aber er hatte vergessen, dass er ja in Zivil zur Mutter hinübergegangen war, eigentlich war er ja außer Dienst. Gasperlmaier fragte sich gerade, wie er diesen Nachmittag jetzt diensttechnisch verrechnen würde, als es an seinem Ärmel ruckte, von einem ratschenden Geräusch gefolgt. Er erschrak, zuckte zurück und bekam den Rosenzweig, an dem er sich den Ärmel aufgerissen hatte, auch noch schmerzhaft ins Gesicht. „Herrschaftszeiten noch einmal!“, fluchte er leise, befühlte seinen Jacken­ärmel und
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