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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte
Autoren: Helen FitzGerald
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denke, es war genau andersherum.«

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54
    Es war ganz und gar andersherum gewesen.
    Billy war beim ersten Mal dabeigewesen, nach dem Zwischenfall mit der Banane, als der verrückte Vergewaltiger aus Halle C sich in seiner Zelle an Jeremy vergangen hatte, ihm die Jeans mit der Zustimmung eines perversen Wächters heruntergerissen und ihn mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren lockergemacht hatte.
    Billy hatte nicht dabeisein wollen. Er hatte auf seiner oberen Pritsche gekauert und auf den armen Kerl hinabgesehen, der auf dem Zement lag, das Gesicht hart gegen den kalten Boden gepresst. Billy hatte kurz seine taffe Sandhill-Maske fallenlassen und Augenkontakt zu dem armen Kerl gesucht, um ihm seine Anteilnahme zu zeigen und ihn um Verzeihung für seine Untätigkeit zu bitten. Doch was er da sah, hatte ihn mehr erschreckt als die Aussicht, der Nächste zu sein.
    Jeremy hatte gelächelt.
    Als der verrückte Psycho sein Tun beendet hatte, hatte sich Jeremy mühsam aufgerappelt und den Schläger gefragt, ob er fertig sei. Dann hatte er ihm einen Kopfstoß direkt auf die Stirn verpasst und ihm sieben- oder achtmal auf die Nase geschlagen – hart und schnell, eins, zwei, drei und so weiter. Er hatte ihm in die Eier getreten und den schlaffen Körper auf die untere Pritsche geschleudert. Dann hatte Jeremy den Kopf des Mannes an den Haaren zurückgezogen und war in ihn eingedrungen. Billys obere Pritsche war bei den sieben oder acht Stößen, die Jeremy zum Kommen brauchte, gegen die Wand geknallt, und als der letzte Ritt geritten war, hatten Jeremy die Knie gezittert …

    »Nächstes Mal fr…agst du«, hatte er gesagt, ehe er den völlig ausgepumpten Mann mit einem Tritt aus der Zelle befördert hatte (wo der vermutlich medizinischen Beistand suchen musste) und Billy ansah, der auf seiner schmalen Pritsche saß und zitterte wie ein Kind.
    Dieser Zwischenfall war für Jeremy in vieler Hinsicht ein voller Erfolg gewesen. Er hatte sich Respekt verschafft, und ihm war eine Idee gekommen, wie er sie zu der Seinen machen konnte.
    Von Anfang an hatte er die Abläufe im Gefängnis durchschaut. Hatte teure Winkeladvokaten bezahlt, die seine von Schuldgefühlen geplagte Mutter wegen des Alibis bearbeiteten. Alles, was er tun musste, war warten. Er wusste, dass er bald wieder draußen sein würde, wusste, dass er es der Schlampe auf die eine oder andere Art heimzahlen könnte.
    Dann war Krissie gekommen, und ihm war klar geworden, dass ein herzzerreißendes Gutachten ihm durchaus nutzen konnte. Also hatte er ihr etwas von lieblosen Eltern erzählt. Verdammt, jetzt geht das wieder los, hatte er nach ihrem ersten Treffen gedacht, während er in seiner Zelle saß und intensiv an ihren festen kleinen Hintern und ihre makellos weißen Zähne dachte. Jetzt geht das wieder los. Er verliebte sich immer zu schnell, liebte immer zu heftig. Er erkundigte sich nach ihrem Freund, nach ihrer Wohnung und fand heraus, wie er ihr Vertrauen und ihre Zuneigung gewinnen konnte. Jeremy war ein guter Geschäftsmann – er wusste, wie man am besten jemanden für sich gewinnt: indem man ihm einen Gefallen tut.
    Billy tat alles, was Jeremy ihm im Gefängnis aufgetragen hatte … Eine falsche Bewegung, und ich schlitze dir das Gesicht auf – mit dieser Zahnbürste, die ich sorgfältig mit Rasierklingen präpariert habe … Sorg dafür, dass sie den Stoff bringt, oder ich schlage dir den Schädel ein – ungefähr so …
    Sie taten weh, diese Kopfstöße, die auf Billys Nase, Stirn und Kinn knallten.
    Das galt sogar noch mehr für die wütenden Finger, die ihn nachts bedrängten.

    Und nur für den Fall, dass Billy sich anders entschieden haben sollte, rief Jeremy ihn nach seiner Entlassung einmal täglich an und gab ihm den immergleichen Ratschlag … Tu es, und das Geld ist dein, die ganzen 30   000 £ … Alles, was du brauchst, ist meine Geheimzahl, und schon kannst du so viel Koks schnupfen, dass du damit einen Tsunami verursachst. Niemand wird zu Schaden kommen, deinen Freunden wird es prima gehen, aber tu es. Sonst stattet mein Freund Rab hier dir gleich morgen nach der Verhandlung einen Besuch ab … Stimmt’s, Rab?
    Als Krissie am Abend der Vernissage bei Billy ankam, zitterte er fast wie damals in Halle C, aber aus anderen Gründen. Er kam gerade vom Stoff los, und seine Eltern hatten ihm Hausarrest erteilt.
    »Ja, Chas war da«, sagte Billy. »Tut mir leid, dass ich dir das antun musste, Krissie. Siehst du, was dieses Scheißzeug mit einem
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