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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte
Autoren: Helen FitzGerald
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schnitt.
    Sie blutete.
    Er riss er stach.
    Sie starb.

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57
    Was würde Chas tun? Wo würde er hingehen? Er würde den Scheißkerl aufspüren und umbringen wollen, wie er es vor vielen Jahren mit Sarahs Stiefvater getan hatte. Chas war so. Impulsiv. Einer, der Sachen selbst regelt.
    Ich rief zu Hause an, und ich rief ihn auf dem Handy an, aber er ging nicht dran. Wo wäre Chas als Nächstes hingegangen?
    Er hätte überall nach Jeremy gesucht.
    Vielleicht hatte Jeremy herausgefunden, dass seine Mutter nach Glasgow gekommen war und ihm helfen wollte. Vielleicht war er zu ihr gegangen.
    Ich rief die Polizei an und berichtete, was geschehen war, aber sie schienen sich keine großen Sorgen zu machen. Sie würden Erkundigungen über Jeremys Verhalten während der Haft einziehen. Aber was machte es schon, wenn mein Freund seit ein paar Stunden vermisst wurde?
    Kurz nachdem ich mit Billy gesprochen hatte, fuhr ich wut- und angsterfüllt zu den Clyde View Apartments. Anne Bagshaw wartete unruhig.
    »Wo ist er?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht. Ich konnte ihn nicht herbringen. Ich dachte, dass er vielleicht selbst hergekommen ist.«
    »Nein. Er weiß nicht, dass ich hier bin. Es sollte eine Überraschung werden, erinnern Sie sich nicht mehr?«
    Ich entschloss mich, ihr nicht zu sagen, dass er im Gefängnis gewalttätig geworden war und alles unternommen hatte, um mir nahezukommen. Ich sagte ihr nicht, dass er meinem Lebensgefährten vielleicht etwas antun würde. Sie würde ihm sonst vielleicht zur Flucht verhelfen.

    »Können Sie mir Bescheid geben, falls er sich bei Ihnen meldet? Rufen Sie diese Nummer an. Er hat etwas im Gefängnis liegenlassen, das er vielleicht braucht«, log ich.
    »Natürlich«, sagte Mrs. Bagshaw.
    »Haben Sie eine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte? Er hat mit Amanda Schluss gemacht und irgendwie anders als sonst gewirkt. Anscheinend hat er mich in sein Herz geschlossen. Er weiß, dass ich vergeben bin, aber vielleicht habe ich ihn verwirrt – ich hatte eine Zeitlang Beziehungsprobleme. Es war ihm sehr peinlich, als ich ihm sagte, dass ich ihm nie den Eindruck vermitteln wollte, zwischen uns …«
    Anne wirkte schockiert – zu Recht, wie mir schien. Er hatte sich in seine Sozialarbeiterin verliebt und mit Amanda Schluss gemacht.
    »O Gott«, sagte Anne und sackte in einen Sessel vor dem Fenster. Sie sah aus, als ob ihr Verstand mit einer Million Stundenkilometern laufen würde. »Wenn er Sie in sein Herz geschlossen hat, dann sucht er vielleicht nach Ihnen. Vielleicht ist er zu Ihnen gefahren. Haben Sie ihm gesagt, wo Sie wohnen, irgendetwas Privates?«
    Sie hatte natürlich recht. Ich hatte ihm aus meinem Privatleben erzählt. Wo mein Arbeitplatz war, dass ich in der Gardner Street wohnte. Ein Bild des Namens auf dem Klingelknopf blitzte vor mir auf. Er hätte mich natürlich sowieso finden können, ob ich ihm nun etwas gesagt hätte oder nicht. Ich fragte mich, wozu er noch imstande sei. Hatte er Bridget McGivern vielleicht doch getötet?
    »Noch etwas, Krissie«, sagte Mrs. Bagshaw, als ich mich zum Gehen wandte, und sah aus ihrem Sessel vor dem Fenster zu mir hoch. »Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie ihm, dass ich hier bin. Sagen Sie ihm, dass er kommen soll. Als Erstes. Sagen Sie ihm, dass ich zur Feier des Tages sein Lieblingsgericht gekocht habe – Kartoffelbrei mit Würstchen und Ketchup. Ja?«
    Ich stand kurz davor, sie anzuschreien. Verdammte Vollidiotin. Dein Sohn ist verrückt, und du hast den Tisch gedeckt und Kartoffeln gestampft?

    »Werden Sie das tun? Werden Sie ihm sagen, dass sein bestes Mädchen es gesagt hat?«
    Dieses letzte Detail ließ mich erschaudern. All der Schwachsinn über beste Mädchen – es war sonnenklar, dass sie genauso irre war wie er. Ich musste hier raus.
    »Natürlich«, sagte ich. »Und das Gleiche gilt, wenn Sie ihn zuerst sehen. Rufen Sie mich unter dieser Nummer an.«

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58
    Pater Moscardini hatte steif und unbeweglich in derselben Stellung verharrt, seit sich Jeremy dafür bedankt hatte, dass er sich Zeit für ihn genommen hatte. Er saß in dem kleinen, hölzernen Beichtstuhl in der großen Kapelle, die drinnen wie eine normale Kapelle aussah und draußen wie ein Gefängnis. Er hatte sich sehr gefreut, als Jeremy endlich zu ihm gekommen war. Nach wochenlangen Gesprächen war er endlich gekommen, kurz vor seiner Entlassung. Das wird ein guter Tag, hatte der Kaplan gedacht, wenn eine arme Seele sich einen schrecklichen Kindheitsunfall
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