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Letzte Beichte

Letzte Beichte

Titel: Letzte Beichte
Autoren: Helen FitzGerald
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anrichtet? Mir reicht’s, nie wieder.«
    Er zog an seiner Zigarette.
    »Was hat er getan? Wo ist er hingegangen? War alles in Ordnung mit ihm?«
    »Er hat mich bloß gefragt, und ich hab’s ihm gesagt.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    »Dass es Jeremy war.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Dass er mich dazu gebracht hat, die Fotos zu machen und diese fiese Sache in Robbies Kindergarten einzufädeln. Sei bloß vorsichtig, Krissie. Der Typ nutzt die allerkleinste Information aus, die du ihm gibst. Was hast du ihm noch erzählt? Er sagte, er würde mich umbringen, wenn ich nicht gehorche, und er hat mir eine Stange Geld versprochen. Das Zeug in den Zigarettenschachteln war übrigens nur Waschmittel.«
    »Du meine Güte. Aber warum?«
    »Er wollte sehen, ob du ihm einen Gefallen tust.«

[Menü]
55
    Nachdem Chas an jenem Nachmittag bei Billy gewesen war, galt sein erster Gedanke Krissies Sicherheit. Er musste sie schützen. Er musste sofort zu ihr.
    Auf der Taxifahrt zu ihrer Wohnung rief er sie an, aber sie ging nicht ans Telefon. Er rannte vom Auto zur Eingangstür. Als er das oberste Stockwerk erreicht hatte, sah er, dass die Windfangtüren offenstanden. Er trat in den kleinen Vorraum, und dann knallte etwas gegen seinen Hinterkopf: etwas, das sich in der Dunkelheit des Vorraumes versteckt hatte. Es tat so weh, dass es fast eine Erleichterung war, das Bewusstsein zu verlieren.
    Jeremy hatte eine ungefähre Vorstellung von dem, was er tun wollte. Es würde etwas Kreatives und Symbolisches sein, wie immer. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass keine Nachbarn in der Nähe waren, wartete er auf die Ankunft seines Köders. Er schlug den Kerl bewusstlos und schob seinen schlaffen Körper durch die Bodenluke im Treppenhaus. Dann zog er sich selbst auf den Dachboden hoch. Er landete auf dem Körper des Bewusstlosen und verschnaufte eine Weile. Dann sammelte er erst sich und danach die Materialien, die er zur Ausführung seines Planes benötigte.
    Der Dachboden war vielleicht zwanzig Quadratmeter groß und maß an seiner höchsten Stelle etwas mehr als zwei Meter. Eine Seite der Dachschräge war notdürftig mit Gipskarton bedeckt. Ein alter Mantel hing oben an einem großen Haken. Auf dem Boden lagen ein künstlicher Weihnachtsbaum, etwas Isoliermaterial, einige alte Holzstücke, eine Wäscheleine und eine große Werkzeugkiste. Ausgezeichnet.

    Jeremy hob Chas’ leblosen Körper hoch und befestigte den Kragen seines Designerjacketts an einem Haken, der in das Holz hinter dem Gipskarton geschraubt war. Da das Jackett etwas einriss, verlagerte er ein wenig Gewicht auf ein Holzstück, das er zwischen Chas’ Beinen platzierte und an einem Ende mit dem Trägerbalken verschraubte. Er band ihm die Hände mit einem Stück Wäscheleine vor dem Körper zusammen. Als er den letzten Knoten machte, verdrehte er ihm die Handgelenke.
    Chas kam jäh zu Bewusstsein und trat Jeremy in den Magen.
    »Oh, hallo«, sagte Jeremy und schnappte nach Luft. »Du musst Chas sein.«
    Chas trat erneut nach ihm, und dann schrie er. Er wand sich auf dem weißen Gipskarton wie eine Spinne, die gerade den Abfluss heruntergespült wird. Seine Zehen waren nur wenige Zentimeter vom Boden entfernt. Schließlich beruhigte er sich mit einigen zittrigen Atemzügen, denn ihm war klargeworden, dass nun die Zeit für eine eloquente Ansprache gekommen war. Er musste improvisieren.
    »Krissie hat mir gesagt, dass sie dich liebt. Heute Nachmittag hat sie es mir erzählt«, sagte Chas. »Das hier ist alles völlig unnötig. Du kannst sie haben. Hat sie noch nicht versucht, es dir zu sagen? Sie meinte, dass sie zu dir gehen wolle. Wenn du mich runterlässt, kann ich dir ihre Handynummer geben. Dann kannst du dich mit ihr treffen.«
    »Krissie sagte schon, dass du klug bist …«, erwiderte Jeremy. Dann sprang er so plötzlich vom Boden auf, dass Chas keine Zeit mehr zum Reagieren blieb. Er versetzte Chas mehrere Fausthiebe.
    »Aber das glaube ich nicht«, sagte Jeremy zu Chas’ herabhängendem Kopf, während er seine Füße an den Balken auf dem Boden fesselte.
    Als Chas aufwachte, war alles dunkel. Es gab einen Moment der Unwissenheit, wie ein warmes Gähnen nach dem Aufwachen, aber er dauerte nicht lange: Chas versuchte, die Augen zu öffnen, und schaffte es nicht.

    »Du bist wirklich bildhübsch.« Das war Jeremys Stimme. Sie war ganz in der Nähe, klang aber irgendwie gedämpft.
    Chas wurde klar, dass seine Augen mit einem stechenden Zweig des künstlichen
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