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Lesereise - Israel

Lesereise - Israel

Titel: Lesereise - Israel
Autoren: Gil Yaron
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Unbeteiligte treffen könnten, brechen wir unseren Einsatz ab.« Zwar kommen bei gezielten Tötungen immer noch Zivilisten ums Leben, doch laut eigenen Angaben hat das israelische Militär dabei einen hohen Grad von Professionalität erreicht. Nur einer von zehn Einsätzen wird bis zum Ende durchgeführt. War vor zehn Jahren noch jedes elfte Opfer der Einsätze ein beschönigend als »Kollateralschaden« bezeichnetes Zivilopfer, war 2007 »nur« noch jeder neununddreißigste Tote ein »unbeteiligter Zuschauer«, sagt die Armee.
    Assaf fühlt sich von der Welt missverstanden: »Im Gegensatz dazu, wie wir im Ausland immer wieder porträtiert werden, sind wir nicht auf blinde Rache aus. Wir wollen niemanden bestrafen, sondern künftige Attentate verhindern.« Der kampferfahrene Major hat keine Zweifel an der Effektivität seiner Arbeit: »Dabei müssen wir oft nicht einmal jemanden töten, um Wirkung zu haben. Oft schießen wir einfach auf leere Felder, um die Kommandos der Hamas davon abzuhalten, sich dort zu verstecken und Raketen auf Sderot zu feuern.« Assaf berichtet von einem Einsatz, in dem er in der Umgebung von Nablus im Westjordanland kreiste, um eine Autobombe zu suchen, die Terroristen nach Tel Aviv schmuggeln wollten: »Ich erhielt später einen Anruf vom Geheimdienst. Sie sagten mir, dass der Wagen schon unterwegs war und wieder umgekehrt sei, als er meinen Helikopter hörte.« Wenn Assaf von einer erfolgreichen Mission zurückkehrt, ist er nicht stolz darauf, einen Terroristen getötet zu haben: »Ich versuche nur zu sehen, dass ich Zivilisten hier in Israel das Leben gerettet habe.« Über den toten Terroristen will Assaf nicht nachdenken: »Ich erhalte nur Zielkoordinaten. Meist weiß ich nicht, wer er ist oder was er getan hat. Das erfahre ich erst am Abend aus den Nachrichten. Ich ziehe es vor, dem Angriffsziel keine menschliche Gestalt zu verleihen.«
    Der Zweitberuf des Ingenieurs wird immer gefährlicher. Ständig rüstet die Hamas im Gazastreifen auf, selbst ein einfacher Pistolenschuss könnte das Plexiglas seiner Kanzel durchdringen und Assaf töten. »Während der Einsätze denkt man nicht darüber nach, da ist die Mission alles. Aber wenn man nachher gelandet ist, kommt man manchmal schon darüber ins Grübeln, wie nah man dem Tod gekommen ist.« Um den immensen Anforderungen gerecht zu werden, erzieht die Luftwaffe ihre Besatzungen, die als Elite der israelischen Armee gelten, zu Eigenständigkeit. Der Major ist voller Selbstbewusstsein, was den zwei jungen Soldatinnen des Zensors, die jedem Interview mit Soldaten beiwohnen müssen, sichtlich imponiert. Schmachtend hängen sie an Assafs Lippen, während der von seinen Einsätzen erzählt: »Wir sind keine Roboter, die einfach nur Befehle ausführen. Während eines Einsatzes hat jeder Pilot dieselbe Entscheidungsmacht wie der Luftwaffenkommandant«, so Assaf. Er ist über die Aussagen mancher Politiker erbost, die als Vergeltung für den anhaltenden Beschuss israelischer Städte fordern, palästinensische Städte dem Erdboden gleichzumachen: »Ich führe nur zielgenaue Einsätze aus, die Männer zur Strecke bringen sollen, die sonst großen Schaden anrichten könnten. Eine kollektive Bestrafung von Unbeteiligten führe ich nicht aus, sondern mache von meinem Vetorecht Gebrauch.« Deswegen ist Assaf über die Kampftaktiken seiner Gegner von der Hamas und Hisbollah erzürnt: »Die schießen immer aus dicht bewohnten Gebieten. Ich kann keine Soldaten schätzen, deren Strategie es ist, sich hinter Kindern und Frauen zu verstecken, und die immer wieder ihre eigene Zivilbevölkerung als Schutzschild missbrauchen.«
    Der Kampf gegen die Palästinenser ist für ihn dabei ein notwendiges Übel: »Ich bin kein Killer. Ich erhalte eine Aufgabe, die ich ausführen muss. Aber Dinge, die mir unmoralisch erscheinen, werde ich niemals tun.« Er träumt nicht von Kampfeinsätzen, die er mit kalter Professionalität ausführt, sondern von dem Tag, an dem er nur noch Übungsflüge durchführen darf. »Nichts kann den Adrenalinstoß ersetzen, wenn man mit hundert Stundenkilometern vier Meter über dem Boden durch eine Gebirgsschlucht fliegt«, sagt Assaf, und seine Augen funkeln frech. »Der Cobra-Helikopter ist wie ein großer Geländewagen, bei dem man die Unebenheiten des Bodens nicht mehr spürt.« Das riskante Leben des Reservisten ist dabei das Alter Ego des risikoscheuen Zivilisten: »Auf der Straße überschreite ich die Geschwindigkeit nie.« Sein
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