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Lesereise Abu Dhabi

Lesereise Abu Dhabi

Titel: Lesereise Abu Dhabi
Autoren: Fabian Poser , Helge Sobik
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Projekten arbeitet, sondern deren Fundament quasi nachgerüstet wird. So hat die Maktoum-Stadt eine Metro bekommen, um dem latenten Verkehrsinfarkt entgegenzuwirken.
    Und eher im Stillen wird dort am weltgrößten Flughafen mit sieben parallelen Bahnen und einer Kapazität für hundertzwanzig Millionen Passagiere pro Jahr gebaut. Eine Bahn ist schon für Frachtflüge in Betrieb, und eines nicht allzu fernen Tages werden auch die Urlauberflieger hier landen. Der Name passt nicht ganz zur neuen Bescheidenheit in Dubai – aber ganz übertrieben ist er auch nicht: Dubai World Central heißt das Gesamtprojekt mit Freihandelszone und Seehafenanschluss, Al-Maktoum International Airport der Flughafen als Herzstück des Milliardenprojekts – gelegen unmittelbar an der Grenze zu Abu Dhabi und nur eine dreiviertel Autostunde vom ebenfalls mit Drehkreuz-Ambitionen bedachten internationalen Airport des Nachbarn entfernt. Eine Geste gewisser Rivalität? Eher nicht. Es war vor allem eine Platzfrage. Hier draußen, erst so weit außerhalb der Stadt, war noch ausreichend verkehrsgünstig gelegener Baugrund vorhanden, während Dubai an der anderen Seite der Stadt mit dem Nachbar-Emirat Sharjah längst nahtlos verschmolzen ist und dort ebenfalls bereits ein internationaler Airport existiert. Zweiter Grund für die Entscheidung, an dieser Stelle einen neuen Megaflughafen in den Sand zu planieren, waren Synergieüberlegungen. Das Luftdrehkreuz ergänzt ideal den benachbarten großen Containerhafen Jebel Ali mit seiner zollfreien Zone. Die Handelswege könnten nicht besser vernetzt sein. Davon wird auch Abu Dhabi profitieren, daran gewinnt die Föderation aller sieben. Und so ist es allenfalls der Name des neuen Großflugplatzes, über den noch mal unter Freunden und Verwandten hinter verschlossenen Türen diskutiert werden dürfte, wenn eines nicht allzu fernen Tages die Passagierflüge aufgenommen werden und später auch die Fluglinie Emirates das Drehkreuz vom stadtnahen Airport nach Jebel Ali verlegen wird: wie damals beim höchsten Hochhaus der Welt, das erst Burj Dubai, »Turm von Dubai«, heißen sollte und plötzlich als Burj Khalifa eröffnet wurde. Eine Geste der Ehrerbietung des Herrschers von Dubai an den Herrscher von Abu Dhabi, sagten damals die einen – an denjenigen, der weit reicher und mächtiger ist. Eine Geste der mehr oder weniger erzwungenen Unterwerfung vor aller Augen, sahen darin ein paar andere. Sie sagten es nur leise. Und sie waren in der Minderheit.
    Helge Sobik

Schwimmen im Meer aus Sand
Die gewaltige Wüste Rub al-Khali: unterwegs tief im Hinterland von Abu Dhabi
    Beim Abendessen im Sand der Dünen gibt es nur noch zwei Geräusche. Das eine ist das Knistern des Lagerfeuers, das andere der Klang der Saiten einer Oud , des bauchigen traditionellen Musikinstruments. Tagsüber war es nichts als ein Rauschen wie im Laubwald, das in der Luft lag – obwohl es hier in der Wüste Rub al-Khali keine Blätter gibt. Es war wie das Plätschern eines schmächtigen Wasserfalls, wie eine Kaskade im Nirgendwo – obwohl es hier außerhalb der Liwa-Oasen kein Wasser gibt. Es schwoll wieder und wieder an und nahm im selben Maße wieder ab.
    Allein der Wind war schuld. Ständig sortierte er die Körnchen des Sandes neu, brachte sie zum Tanzen, saugte sie in den Himmel und ließ sie wieder fallen. Er rieb sie aneinander, scheuerte damit an den Zeltplanen und der vergessenen Mauer aus Lehm keine zweihundert Meter von der Feuerstelle des Abends entfernt.
    Und nun ist der Wind gegangen und versucht sich für die nächsten paar Stunden nicht mehr als akustischer Illusionskünstler. Vorgestern noch gab es hier einen Sandsturm, und die Luft war gelb. Heute war sie nur noch ein bisschen milchig. Und jetzt ist sie so klar wie kaum irgendwo sonst, der Sternenhimmel so gewaltig, so hell, so kontrastreich.
    Ali al-Mansouri lauscht den tiefen Klängen der Oud , schaut versonnen in Richtung Feuerstelle und stochert mit einem Stock in der Glut. Der Mann mit dem pechschwarzen Viertagebart und dem rot-weiß karierten Tuch um den Kopf erinnert sich noch gut daran, als seine Eltern hier mit Kamelen und Zelten durch die Wüste zogen – und er in diesem riesigen Sandkasten weit im Hinterland von Abu Dhabi mit seinen Brüdern spielte und Tiere beobachtete: »Es gibt hier Gazellen. Die Wüste ist voller Leben. Noch heute, noch immer, völlig unverändert. Du kannst sie sehen – aber du musst wissen, wo sie sich aufhalten. Du musst ihre Wege
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