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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde
Autoren: diverse Autoren
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um die Tagesarbeit mit dem Auswerten der Informationen zu beginnen, die die vielen elektronischen Geräte endlos über die Katzen lieferten.
    »Ich glaube, Tiggy wird jeden Augenblick gebären«, sagte ein Techniker, der eben seine Nachtschicht beendete, »Puls und Atem gehen schneller, und Strauß ist ungewöhnlich ruhelos.«
    Dr. Swans Stimme ertönte aus dem Lautsprecher.
    »Miss Grantham, kommen Sie bitte sofort in mein Büro.«
    Es klang so zackig und förmlich, daß der junge Techniker Isobel mitfühlend zugrinste.
    »Viel Glück«, sagte er. »Man könnte meinen, er selbst bekomme Junge, so zappelig ist er in letzter Zeit.«
    Isobel legte ihren Block nieder und ging eilends in das Büro des Direktors.
    »Herein«, sagte seine noch immer förmliche Stimme, als sie an die Türe klopfte. Aber sobald sie sich hinter ihr geschlossen hatte, umarmte er sie stürmisch. Sie klammerte sich an ihn in aufbrandendem Entzücken, weil das gestrige Erlebnis kein seltsamer Wachtraum gewesen war.
    »David«, sagte sie.
    Sie wurden schließlich von einem Klopfen unterbrochen, so daß sie schuldbewußt voneinander ließen.
    »Herr Direktor, ich glaube, Sie sollten Ihren Schutzanzug anziehen«, sagte ein Laboratoriumsassistent. »Bei Tiggy haben die Wehen begonnen.«
    Ein paar Minuten später betraten Dr. Swan und Isobel, wie Raumfahrer gekleidet, die strahlengeschützte Schleuse, die in den Katzenraum führte. Die Isotope, die normalerweise für die gleichmäßige Aufrechterhaltung der Radioaktivität sorgten, waren mit Blei abgedichtet worden, aber dennoch mußten sie Luft aus mitgetragenen Zylindern atmen.
    Sie fanden Tiggy auf der Seite liegend und heftig atmend. Strauß umkreiste sie, seine verrückten blauen Augen auf sie gerichtet, und sein charakteristisches Miauen ertönte in Isobels Kopfhörern. Dr. Swan zeigte auf ihn, und sie verstand. Sie hob das kaffee- und schokoladenfarbige Tier auf, während ihr Geliebter sich über Tiggy beugte.
    »Es ist alles in Ordnung, Strauß«, sagte sie besänftigend, aber vermutlich konnte er sie durch das strahlungssichere Plastiquartz nicht hören.
    Auf ihrer Decke schien Tiggy Krämpfe zu bekommen. Dr. Swan hielt sie am Rücken, und mit bemerkenswerter Schnelligkeit erschienen ihre weißen, blinden Jungen.
    »Sie scheinen in Ordnung zu sein«, sagte er über Funk. »Zum erstenmal haben wir einen Wurf ohne Mutationen. Das bedeutet, daß das Experiment endlich gelungen ist.«
    Isobel kniete neben ihm und schaute die vier winzigen Geschöpfe an, die schon gegen den Bauch der Mutter traten. Bevor sie ihn aufhalten konnte, sprang Strauß aus ihren Armen. Sie fürchtete, er könnte die Jungen verletzen, aber er half Tiggy bloß, sie sauberzulecken.
    Sie verließen den Raum, als Blinklichter vor wieder ansteigender Radioaktivität warnten. Nachdem sie die Neutralisierungsduschen passiert hatten, traten sie zu ihren Kollegen am Fenster. Champagnerkorken knallten, und Trinksprüche wurden auf die neue Familie ausgebracht. Der Wein schien in Isobels Blut zu perlen, als sie zusah, wie Strauß ein Kätzchen neugierig, aber sanft anstieß, und als sie den glücklichen Ausdruck Dr. Swans im Glas reflektiert sah.
    Die Feier wurde erst gedämpft, als jemand ein Transistorradio anstellte, um die Botschaft des Premierministers an die Nation zu hören.
    Für Isobel folgten Tage geheimen Glücks – geheim, weil sie und David Swan ihr Bestes taten, ihre Liebe für sich zu behalten. Sie wußten nicht, daß sie sich so sehr verändert hatten, daß in der Kantine darüber gesprochen wurde.
    Die Leidenschaft der beiden – denen man sie nicht zugetraut hatte – und das Gedeihen der Kätzchen ergaben beruhigende Gesprächsthemen, während die Nachrichten von draußen täglich größere Furcht erregten.
    Auf Notsitzungen in der UNO folgten NATO-Erklärungen, und diese wurden durch noch heftigere Erklärungen der Warschau-Pakt-Nationen gekontert. Die Regierung lud die Führer der konservativen und der oppositionellen Labourpartei zu gemeinsamen Gesprächen ein. Die Financial Times notierte emporschnellende Goldpreise, nachdem Estland aufgestanden war und Frankreich beschlossen hatte, sich zur atomfreien Zone zu erklären.
    Und unaufhörlich strömten Sowjetpanzer nach Ostdeutschland und flogen USAF-Supertransporter über den Atlantik. Dennoch galt im Strahlungsforschungsinstitut das Hauptinteresse dem Fortschritt Chopins, Bartoks, Mittens und Moppets, besonders als langsam die Zeichnung des Vaters ihr weißes
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