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Leonardos Liebesbiss

Leonardos Liebesbiss

Titel: Leonardos Liebesbiss
Autoren: Jason Dark
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ihn. Die Hand fuhr über sein Gesicht. Das Zucken konnte sie nicht vermeiden, denn die Haut dort war ebenso kühl wie die am Körper. Sie schien nicht einmal einem Menschen zu gehören. Fische sollten eine kalte Haut besitzen, und so ähnlich fühlte sich diese hier an. Auch nicht so weich und nachgiebig, mehr hart, und es war auch nicht die geringste Wärme darunter zu spüren.
    Leo bemerkte, daß mit ihr etwas nicht stimmte. Er spürte das innere Sträuben und lachte leise. »Was ist mit dir los?«
    »Nichts, ich… ähm…«
    »Du denkst über mich nach – oder?«
    Tanya wußte, daß es keinen Sinn hatte, ihn mit einer Lüge abzuspeisen. Deshalb nickte sie.
    »Und? Was sagt dir dein Gefühl?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ach.« Er lächelte spöttisch. »Du kannst dich ruhig trauen, mir die Wahrheit zu sagen.«
    »Okay, wie du willst. Ja, ich denke über dich nach. Ich wundere mich darüber, daß du deinen Wagen hier in die Einsamkeit gestellt hast und hier lebst. Fernab von den Menschen und…«
    »Das will ich so.«
    »Bist du menschenscheu?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Es kommen immer wieder welche zu mir. So wie du.«
    »Darauf wartest du, wie?«
    »Ja.«
    Tanya senkte den Blick und schaute in seine dunklen Augen. »Und dann? Was willst du dann tun?«
    »Willst du es wissen?«
    Jetzt beugte sie sich tiefer. »Ich warte darauf, Leo«, sagte sie raunend. »Tu, was du willst!«
    »Ich nehme mir, was ich will«, erklärte er und packte hart zu. Tanya verlor das Gleichgewicht. Sie kippte nicht nach hinten, sondern zur Seite. Genau das hatte er gewollt. Plötzlich lag sie mehr, als daß sie saß, und sein Gesicht schwebte dicht über ihrem. Sie sah es an, auch die Augen, dann den Mund mit den schmalen Lippen, die sich langsam öffneten.
    Seine Zähne schimmerten gelb und weiß. Aber zwei von ihnen stachen aus dem Oberkiefer hervor.
    Tanya wußte nicht, was sie in diesem Moment alles dachte. Vielleicht viel, vielleicht auch nichts, aber ein Ergebnis kristallisierte sich hervor.
    Mit ihren fünfundzwanzig Jahren war sie schon oft im Kino gewesen und hatte die entsprechenden Streifen auch als Video auf dem TV-Bildschirm gesehen. Vampirstreifen. Filme von Blutsaugern, die sich den Lebenssaft unschuldiger Frauen holten.
    Tanya kannte jede Menge Spinner und Psychopathen unter ihren Kunden. Da gab es welche, die sich als Kinder verkleideten und sich sogar in Wiegen legten und sich wickeln ließen. Andere standen nur auf ein Schulmädchen-Outfit. Wieder andere konnten nur, wenn sie eine Maske trug. Doch einen Vampir als Kunden hatte Tanya noch nie gehabt.
    Sie hütete sich allerdings, zu lächeln und fragte nur: »Sind die denn echt?«
    »Und ob!« lautete die Antwort.
    Dann biß Leo Frost zu!
    ***
    Es war wie beim Arzt, der zwei Spritzen zugleich an verschiedenen Stellen gesetzt hatte. Sie spürte die Bisse als Einstiche und nahm dann die kalten Lippen auf ihrer straff gespannten linken Halshaut wahr. Leos linke Hand lag unter ihrem Kopf. Mit der rechten drückte er den Oberkörper in die richtige Lage, aus der Tanya sich selbst nicht befreien konnte, auch wenn sie es gewollt hätte.
    Er war einfach zu stark und sie zu schwach, denn kurz nach dem Biß durchrann eine nie gekannte Schwäche ihren Körper. Sie wurde damit nicht fertig, sie ergab sich einfach, und sie spürte, wie etwas aus ihr hervorrann und damit in den Mund des Mannes hinein.
    Ihr Blut…
    Die plötzliche Erkenntnis schoß durch ihren Kopf. Er tut nicht so, nein, er ist wirklich ein Vampir. Er trinkt dein Blut, er saugt dich leer, er macht dich zu deiner Braut, denn du hast seinen Liebesbiß bekommen und kannst dich nicht mehr wehren.
    Sie schwebte davon. Alles an ihr und auch um sie herum wurde so leicht. Die Konturen lockerten sich auf, während die Welt allmählich verschwamm und in einer nicht mehr zu erfassenden Weite zurücktrat. Da gab es keinen engen Wagen mehr, da strömte die Finsternis zu den Seiten hin weg und nahm auch die Flammen der Kerzen mit.
    Sie trieben hinein in die Schwärze eines Meeres, das aus zahlreichen Wellen bestand, auf denen sie hin und her schwebte und ebenfalls zum Opfer wurde.
    Dabei hörte sie ungewöhnliche Geräusche. Ein Schmatzen und Lecken. Dazwischen das Schlürfen, wenn es gierig weitertrank, doch das störte sie nicht einmal. Tanya wußte, daß sie ihm nicht entwischen konnte, und jetzt wollte sie es auch nicht mehr.
    Gab es einen süßen Tod? Ein wunderbares Hineingleiten in eine andere Welt?
    Wenn das stimmte, dann
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