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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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»Wir wollen doch nicht, daß er seine Absicht ändert, sobald
wir die Jacht erreicht haben, oder?«
    Als
wir am Landesteg eintrafen, wo das Motorboot wartete, schien es sie kaum Zeit
zu kosten, Henri zu überzeugen — höchstens fünf Minuten. Dann kletterten wir
beide an Bord. Henri stieß ab, stellte den Motor an, und wir schlängelten uns
durch den gedrängt vollen Hafen zur Jacht hinüber. Alles klappte. Ich kauerte
mich auf den Boden des Cockpit, während Henri längsseits der Companionway anlegte und Willi dort absetzte und dann mit
dem Boot um das Heck des Schiffes herumfuhr und es neben dem anderen Motorboot
vertäute. Dann stiegen wir beide über die Mannschaftsgangway hinauf aufs Deck.
    »Über
diese Treppe kommen Sie zum Achterdeck«, flüsterte Henri. »Von dort aus ist es
einfach, in die Lounge zu kommen. Viel Glück, M’sieur !
Ich habe Sie nie zuvor in meinem Leben gesehen.«
    »Danke«,
flüsterte ich zurück. »Ich habe Sie auch noch nie gesehen.«
    Ich
schlich die Treppe empor, über das Achterdeck und in die Lounge. Von dort aus
fand ich — nach Carys erschöpfender Rundtour am späten Nachmittag — mühelos den
Weg zu den Kabinen. Ich drehte vorsichtig den Knauf an der Tür neben der Willis
und stellte fest, daß sie unverschlossen war. Dann öffnete ich die Tür etwa
dreißig Zentimeter weit, glitt in die Kabine und schloß die Tür hinter mir
wieder. Es herrschte völlige Dunkelheit, und während ich noch nach dem Schalter
tastete, ging plötzlich das Licht an. Einen Augenblick lang war ich geblendet,
dann funktionierten meine Augen wieder, und als erstes sah ich eine Frau, die
auf dem Bett saß und mich beobachtete, das Gesicht starr vor innerer Spannung.
Sie war mit Sicherheit Leola Smith. Nun brauchte ich mir also nur noch Gedanken
über Emmanuel zu machen, der mit leichtem Lächeln an der einen Seite des Betts
stand, und um Gary, der mit einer Pistole in der Hand an der anderen stand.

DRITTES KAPITEL
     
    I ch nahm sehr vorsichtig ein Päckchen
Zigaretten aus meiner Tasche, zündete eine davon an und blickte dann auf
Emmanuel. »Ich begreife das nicht«, sagte ich aufrichtig. »Warum all diese
Scherereien? Sie brauchten mich doch bloß zu bitten, zurückzukommen, und ich
wäre mit einem Glöckchen um den Hals anmarschiert.«
    »Aber
auf diese Weise sind Sie ein Einbrecher, Mr. Holman «,
sagte Emmanuel grinsend. »Es wäre bedauerlich, wenn ein Einbrecher an Bord
meiner Jacht ertappt und erschossen würde, aber die Polizei hätte Verständnis
dafür. Während Sie, wenn Sie auf meine Einladung hin gekommen wären, wie vor
ein paar Stunden, mein Gast gewesen wären.«
    »Also
tun Sie gut daran, da zu bleiben, wo Sie jetzt stehen, Holman «,
fuhr mich Cary an. »Wenn Sie versuchen, den Gerissenen zu spielen, enden Sie
hier als Sieb.«
    Ich
blickte auf die Millionenfilmblondine, die auf dem Bett saß. Ihr Haar hatte die
Farbe feinen, trockenen spanischen Sherrys; im Bogen aus der Stirn
zurückgestrichen, fiel es in zwei Wellen zu beiden Seiten ihres Kopfes bis zur
Schulter herab. Ihre Augen waren groß und von lebhaftem Blau und hatten einen
Ausdruck, der zwischen wachem Intellekt und verlorengegangenem kleinem Mädchen
lag. Ihre Nase hatte einen kecken Schwung nach oben, ihr Mund war breit,
humorvoll und sinnlich, alles auf einmal. Sie war groß und schlank. Ihre kleinen,
aber ausgeprägten Brüste zeichneten sich deutlich unter dem dünnen schwarzen
Pullover ab, den sie trug, und ein Ledergürtel betonte die unwahrscheinlich
schmale Taille. Die enge weiße Kordhose brachte die
zarte Rundung ihrer Hüfte und die gutgeformten langen Beine zur Geltung. Für
mich war sie attraktiv, aber keine Millionendollarblondine. — Aber wer war ich,
daß ich mich deswegen mit der Kasse der Filmproduktion herumstreiten sollte?
    »Sie
sollten öfter nach Hause schreiben«, sagte ich zu ihr. »Dann würde ich nicht in
derartige Unannehmlichkeiten geraten.«
    Sie
lächelte unsicher. »Wir wollten nur sicher sein, daß Sie uns die Wahrheit
erzählten, Mr. Holman .« In ihrer Stimme lag hinter
einer natürlichen leichten Atemlosigkeit ein gewisser ängstlicher Unterton.
»Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, solange Sie auf unsere Fragen
antworten — «
    »Ich
nehme die Sache in die Hand«, sagte Cary gelassen. »Miss Smith hat recht, wir
wollen Auskünfte von Ihnen hören, Holman . Und wenn
sie uns nicht befriedigen, wissen Sie, was Ihnen blüht.«
    »Sie
erinnern mich an den Hund meiner Tante
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