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Leola

Leola

Titel: Leola
Autoren: Carter Brown
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begann eine Sekunde später sachte zu beben. »Wer weiß,
was Sie mit mir anstellen würden, wenn Sie nicht ein netter Mann wären? Ihm ist
es also egal, was Sie die ganze Nacht mit mir tun. Sie könnten — Sie könnten
ja«, ihre Augen weiteten sich, und ein flehender Unterton kam in ihre Stimme,
»aber Sie sind doch ein netter Mann. Oder nicht?«
    »Selbst
die Erdbeeren lieben mich«, brummte ich. »Ich kriege keine kleinen weißen
Bläschen.«
    »Sie
sind verletzt!« Ihre Finger berührten flüchtig mein Gesicht. »Ich werde Ihr
Gesicht säubern.« Sie rannte in die Badekabine und kehrte gleich darauf mit
einem feuchten Handtuch zurück, mit dem sie vorsichtig die verletzte Seite
meines Gesichts betupfte. »Ich wette, das war dieser greuliche Gary! Er ist eine völlig gefühllose Bestie.«
    Sie
trat zurück und betrachtete mein Gesicht ein paar Sekunden lang eingehend. »Es
hat aufgehört zu bluten, aber Sie werden am Morgen eine blutunterlaufene Stelle
haben. Eine Gemeinheit. Gesichter sind viel zu kostbar, als daß man darauf
herumschlagen dürfte.«
    Die
Kabine war luxuriös ausgestattet, aber Emmanuel hatte offensichtlich gefunden,
daß ein Doppelbett ausreichte. Ich ging hin, setzte mich auf den Rand und zündete
mir eine Zigarette an. »Bis zum Morgen können wir ohnehin nichts unternehmen,
also müssen wir eben das Beste daraus machen. Sie haben nicht zufällig was zu
trinken da?«
    »Nein,
ich sagte Ihnen doch, daß ich keinen Alkohol anrühre. Meine Mutter war praktisch
eine Säuferin , und mit fünfunddreißig sah sie aus wie
eine alte Frau.«
    »Was
das Trinken anbelangt, haben Sie mir jedenfalls die Wahrheit gesagt«, bemerkte
ich. »Wie steht es mit dem Luder Leola Smith? Haben Sie mir da auch die
Wahrheit erzählt?«
    »Daß
sie hier auf der Jacht eintraf und Emmanuel sagte, es müsse alles ein großes
Geheimnis bleiben?« Ich nickte, und das Mädchen fuhr fort: »Das war die
Wahrheit, und auch, daß er nicht mit ihr schläft.« Sie rümpfte kritisch die
Nase. »Ich verstehe das nach wie vor nicht. Wozu will er sie denn sonst haben?«
    »Das
weiß ich ebensowenig .« Ich zuckte die Schultern. »Er
befahl Ihnen, diese Verabredung mit mir zu treffen, während Cary mir die Jacht
zeigte?«
    »Ja.
Es war alles abgemacht, und der Matrose, Henri, wußte ebenfalls Bescheid. Er
hatte sogar eine Extrapolsterung unter seiner Mütze, so daß es ihm nicht so weh
getan hätte, wenn Sie ihm eins über den Schädel gegeben hätten. Raphael hat mir
nicht gesagt, warum ich das Ganze tun sollte; und ich weiß, daß es immer
sinnlos ist, ihn danach zu fragen. Hat er Ihnen sehr übel mitgespielt, Mr. Holman ?«
    »Rick«,
sagte ich. »Fragen Sie mich irgendwann morgen früh danach.«
    »Es
tut mir leid, daß ich Ihnen das alles angetan habe, Rick.« Sie kam herüber und
setzte sich neben mich auf den Bettrand. »Ich will versuchen, es
wiedergutzumachen.«
    »Machen
Sie sich keine Gedanken darüber«, sagte ich. »Das Ganze hat von Anfang an nach
einer abgekarteten Sache gerochen. Und obwohl ich mir dessen nicht sicher war,
wäre ich doch in jedem Fall darauf eingegangen.«
    Sie
blinzelte ein bißchen und schüttelte dann den Kopf. »Das verstehe ich nicht,
aber es ist auch egal.«
    »Wie
haben Sie Emmanuel überhaupt kennengelernt?« fragte ich neugierig.
    »Eines
Nachmittags, als ich sicher war, daß er sich an Bord auf hielt, schwamm ich
hinaus. Kurz bevor ich die Jacht erreichte, passierte mir was Schreckliches«,
sie kicherte, »ich verlor meinen Bikini! War das nicht entsetzlich? Und so
schwamm ich zur Companionway und kletterte aufs Deck,
ihm fast geradewegs in die Arme. Ich erzählte ihm, was passiert war, und bat
ihn, mir was zum Anziehen zu leihen, um nicht verhaftet zu werden, wenn ich
nackt durch die Straßen von Cannes lief. Er war sehr freundlich. Er lieh mir
statt dessen seine Kajüte.« Sie stand auf, ging zur Tür und schaltete das Licht
aus, so daß die Kabine bis auf den warmen Schein, der von der Nachttischlampe
ausging, im Dunklen lag. »Raphael findet es also sehr komisch, Sie hier zu mir
in meine Kabine zu stecken? Er möchte morgen früh komische Geschichten erzählt
bekommen, ja?« Sie trat ins Lampenlicht und blickte mich eine ganze Weile an,
während sie sich mit der Zungenspitze langsam über die Unterlippe fuhr. »Ich
werde ihm morgen früh eine sehr komische Geschichte erzählen. Ich werde ihm
erzählen, daß mir jede Sekunde das größte Vergnügen gemacht hat.«
    Sie
ließ ihre Hände auf
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